Liebe Kolleginnen und Kollegen, bitte setzen Sie sich. Die konstituierende Sitzung des siebten Deutschen Bundestages wird in Kürze beginnen. Vielen Dank!
Verehrte Kolleginnen und Kollegen,
ich darf Sie in meiner Eigenschaft als Alterspräsidentin herzlich zur ersten Sitzung der siebten Legislaturperiode begrüßen. Ich sehe mit Freuden altbekannte Kolleginnen und Kollegen in den Reihen, aber auch Neuankömmlinge, die sich hier hoffentlich wohlfühlen werden. Ich freue mich auf die kommenden Wochen, in denen wir inhaltlich streiten, Kompromisse finden und die Bürgerinnen und Bürger dieses Landes vertreten werden. Das Mandat, mit dem wir ausgestattet wurden, ist zugleich eine große Chance und eine große Pflicht. Wir haben die Möglichkeit, Großes zu vollbringen, aber wir müssen diese Pflicht ernst nehmen. Inhalte müssen immer an erster Stelle stehen, das ist unumgänglich. Persönliche Vorbehalte haben in der Politik nichts zu suchen, denn sie lenken den Blick von unserer eigentlichen Aufgabe: der Vertretung der Menschen in diesem Land. Für sie sitzen wir hier, und für sie müssen wir arbeiten. Ich appelliere an Sie alle, Fraktionsgrenzen zu überwinden und die Bedenken aller Kolleginnen und Kollegen ernst zu nehmen. Das Gespräch mit Menschen, die eine andere Meinung vertreten, eröffnet nicht selten neue Perspektiven und kommt der inhaltlichen Arbeit zugute. So schwer es fällt, wir brauchen einen offeneren und inklusiveren Diskurs, um gute Arbeit leisten zu können.
Im gleichen Atemzug möchte ich einen zweiten Appell an Sie alle richten. Immer häufiger fällt mir auf, dass politische Debatten zu unsachlichen Diskussionen, in denen Persönliches mit Politischem vermischt wird, mutieren. Der Deutsche Bundestag und somit jede und jeder einzelne Abgeordnete haben als Mitglied der bundesweiten Legislative eine repräsentative Stellung inne, die sie verantwortungsbewusst nutzen müssen. Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen, beeinflussen die Entwicklung des politischen Diskurses in Deutschland maßgeblich. Wir sollten Werte vermitteln, die gesittete Debatten brauchen: Respekt voreinander, Empathie, Höflichkeit. Wir sollten die Wünsche anderer Menschen respektieren, sei es, wie sie angesprochen werden möchten oder der Respekt vor einer anderen Meinung, die nicht per se "falsch", "dumm" oder "realitätsfremd" ist. Wir brauchen Gelassenheit, wenn wir mit anderen Menschen sprechen und diskutieren. Auf Provokationen muss man nicht immer eingehen. Manchmal ist es besser, einmal kräftig durchzuatmen, einen Schritt zurückzugehen und aus einer kleinen Meinungsverschiedenheit kein mediales Spektakel zu machen. Debatten, sei es auf der Straße oder hier im Deutschen Bundestag, sind kein Selbstzweck. Sie dienen nicht dazu, die eigene Meinung möglichst positiv darzustellen und Kritikerinnen und Kritiker als dumm oder populistisch zu inszenieren. Nein, Debatten erweitern den eigenen Horizont, regen eine kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Meinung an und fördern gegenseitiges Verständnis. Wir dürfen niemals aufhören, miteinander zu sprechen, doch es kann auch nicht schaden, sich einmal für fünf Sekunden in die Gesprächspartnerin oder den Gesprächspartner hineinzuversetzen, um nicht in vorschnelle Urteile zu geraten.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, krempeln wir die Ärmel hoch und legen wir los. Die Menschen warten auf die Ergebnisse von Ihnen, die von den Bürgerinnen und Bürgern diese Verantwortung übertragen bekommen haben. Ich wünsche Ihnen allen eine erfolgreiche Legislaturperiode, kreative Ideen und immer ein weißes A4-Blatt im Drucker. Unsere Arbeit beginnt genau: jetzt! Und zwar mit der Wahl des Präsidiums.
grinst
Innerhalb der nächsten drei Tage dürfen Kandidatinnen und Kandidaten für das Amt des Bundestagspräsidenten bzw. der Bundestagspräsidentin und der Stellvertreterin bzw. des Stellvertreters vorgeschlagen werden. Vorgeschlagene müssen ihre Kandidatur in jedem Fall bestätigen.
