Grüne | Rede am CSD 2023

  • Betritt die CSD Hauptbühne in München


    Liebe Freunde,


    heute vor 54 Jahren haben wir uns das erste Mal gegen Gewalt und Willkür erhoben. Seiner Zeit in New York wurde die Stonewall Inn Bar, damals ein Treffpunkt für der queere Szene, regelmäßig von der New Yorker Polizei für Razzien ausgewählt. Oft lag nämlich keine Konzession zum Alkoholausschank vor, sodass in der Stonewall Inn Bar illegal Alkohol ausgeschenkt wurde, weil dieser Bar auf Grund ihrer Kundschaft die Konzession in erster Instanz verweigert wurde. Die New Yorker Behörden hatten dadurch einen Vorwand kreiert, um die queere Szene zu schikanieren und zu drangsalieren. Am 28. Juni 1969 kam dann endlich der große Tag, an dem wir beschlossen haben, uns der Willkür und Gewalt nicht länger gefallen zu lassen. Wir haben den New Yorker Behörden gezeigt, dass wir keine rechtlosen Individuen sind und dass wir mit den selben Respekt verdient haben, wie alle anderen Bürgerinnen und Bürger auch.


    Seit diesem Tag sind nun fast 54 Jahre vergangen. In dieser Zeit ist es uns gelungen zahlreiche Meilensteine zu erreichen. Geschlechtsverkehr bzw. sexuelle Handlungen zwischen Homosexuellen sind seit 1969 nicht länger illegal. Einen weiteren großen Erfolg haben wir 2001 errungen, als homosexuelle Paaren die Möglichkeit zur eingetragen Lebenspartnerschaft gewährt wurde. Von nun an waren die homosexuellen Paare in vieler Hinsicht den durch Ehen verbunden Paaren gleichgestellt, so gilt in eingetragen Lebenspartnerschaften z. B. das gleiche Erbrecht wie für Eheleute. Die Gleichstellung erfolgt allerdings nicht in allen Bereichen, sodass die Adaption von Kinder weiterhin nicht möglich war, solange es sich nicht um Stiefkinder handelte. Erst 2017 mit Einführung der Ehe für alle wurde es auch Homosexuellen ermöglicht eine zivilrechtliche Ehe einzugehen. Erst in diesem Moment hatten homosexuelle Paare erst die gleichen Möglichkeiten wie heterosexuelle Paare. 48 Jahre haben gebraucht, um die gleichen Möglichkeiten zu erringen, wie sie heterosexuelle Paare schon seit jeher hatten. Dieser Erfolg schlägt sich auch darin nieder, dass es uns gelungen ist, dass Homosexualität nicht mehr als Krankheit betrachtet wird. Mit einer massiven Einschränkung der Konversionstheraphie haben wir viele Homosexuelle geschützt, deren Familienmitglieder noch nicht mitbekommen haben, dass Homosexualität keine Krankheit ist.


    Aber obwohl uns die rechtliche Gleichstellung der Homosexuellen gelungen ist, sind wir noch lange nicht am Ziel angekommen. In diesem Land gibt es genug Menschen, die der Meinung sind, dass Homosexualität eine Krankheit ist, dass Homosexualität irgendwie nicht normal ist und dass Homosexuelle am Rand der Gesellschaft existieren sollen, wo sie hingehören. Solche Meinungen werden von Menschen gestreut, die uns alle unsere Erfolge wieder wegnehmen wollen. Ja es sieht sogar so aus, als ob es Menschen in der Politik gibt, deren Hauptlebensinhalt es scheinbar ist, uns mit Hass und Hetze zu überziehen, nur um vom eigenen politischen Versagen abzulenken.


    Besonders treten hier die Abgeordneten Lefèvre, Bourgeois und Koslowska in Erscheinung. Es scheint, als ob sich in der Allianz ein Kreis des professionellen Hassens gebildet hätte. Aber ich frage euch, wie es denn sein kann, dass diese drei Menschen uns so sehr hassen. Aber was will man schon von Menschen erwarten, die Angst vor Lesungen aus dem kleinen Prinz haben. Ich bin der Meinung, dass wer Angst vorm kleinen Prinzen hat, nicht in der Lage ist, unser Land gegen die kriminellen Machenschaften von Putin oder Xi zu verteidigen. Statt große geopolitische Probleme wie den Ukrainekrieg oder den Klimawandel zu bekämpfen, tritt man auf uns ein, wie auf einen Fußball. Vielleicht weil Kreis des professionellen Hassens lieber so mit uns verfahren würde, wie ihr großes Vorbild Putin.


    Aber völlig unabhängig von den Zielen des Hasskreises haben sie durch die Verbreitung von Hass und Hetze gegen die LGBTQI+ Community ein Klima der Angst, in dem wir alle Leben müssen. Wie oft werden wir in der U-Bahn schief angeschaut, wenn wir Händchen Halten, wie oft werden wir beleidigt, wenn wir uns in der Öffentlichkeit küssen und wie oft werden wir tätlich angegriffen, weil wir einfach Schwule, Lesbische oder Transsexuelle sind.


    Wir alle erinnern uns noch gut an Malte, der auf dem letztjährigen CSD in Münster sein Leben lassen musste. Er verteidigte zunächst mehrere junge Frauen, nachdem sie vom Mörder von Malte als „lesbische Huren“ beschimpft und durch die Androhung von Gewalt eingeschüchtert wurden. Doch anstatt die Beleidigungen zu unterlassen, schlug der Mörder unvermittelt mehrmals zu und verletzte so den 25 Jährigen Malte tödlich. Nach einer Woche im Krankenhaus erlag Malte dann seinen schweren Verletzungen. Polizeiliche Ermittlungen ergaben, dass wohl ein queerfeindliches Motiv vorliegt. Es liegt der verdacht nahe, dass er sich im Internet radikalisiert hatte. Wir haben jemanden aus unsere Mitte verloren, weil er es nicht zulassen wollte, dass Menschen wegen ihrer Sexualität beleidigt und bedroht werden. All jene Hetzer, die täglich ihren Hass gegen uns in den sozialen Netzwerken abladen, sind in diesem Fall mitschuldig. An euren Händen klebt das Blut von Malte und vielen anderen, die Gewalt wegen ihrer Sexualität ertragen müssen.


    Doch wir stehen hinter ihnen und führen den Kampf gegen Hass und Hetze weiter. Wir halten hier den Christopher Street Day ab, um zu zeigen, dass wir nicht aufgeben und dass wir weiterhin gegen die Gewalt, die uns entgegenschlägt, kämpfen werden. Dem Hasskreis der Allianz rufe ich zu, dass wir uns gegen jede Beschneidung unserer errungen Rechte wehren werden. Unser Ziel ist es, dass wir eines Tages gleichberechtigt in dieser Gesellschaft leben können, ohne dass wir ständig in Angst vor Gewalt leben müssen.


    Ich bedanke mich bei unserem Oberbürgermeister Dieter Reiter, der als Schirmherr des CSD in München agiert und den pride month zu einem großen Fest der Vielfalt gemacht hat. Den ganzen Monat über hat die Stadtverwaltung in München Straßenfeste organisiert, um uns und unser Anliegen sichtbar zu machen und uns bei unserem Kampf für gesellschaftliche Gleichstellung zu unterstützen.


    Herzlichen Dank


    Nach der Rede wird das Lied „Regenbogenfarben“ von Kerstin Ott gespielt, wozu Regenbogenfahnen geschwenkt werden.

  • Seit 1969 nicht mehr illegal aber noch strafbar bis 1994 .... in der DDR wurde der 175er übrigens schon 1957 gelockert und 1968 gestrichen und durch eine Regelung ersetzt die homosexuelle Handlungen an Jugendlichen unter Strafe stellt. Dies wurde auch 1988 aufgehoben. Somit war in der DDR Homosexualität schon vor der Wende nicht mehr strafbar.

    Nach der Wende ergab sich halt dadurch die kuriose Situation, dass man im Osten Berlins etwas machen durfte wofür man im Westen Berlins bestraft werden konnte. Was natürlich auch deutschlandweit galt. Erst 1994 konnte man sich durchringen den Paragraphen auch aus dem westlichen Gesetzbuch zu streichen.

  • [...] Besonders treten hier die Abgeordneten Lefèvre, Bourgeois und Koslowska in Erscheinung. Es scheint, als ob sich in der Allianz ein Kreis des professionellen Hassens gebildet hätte. [...]

    Wir alle erinnern uns noch gut an Malte, der auf dem letztjährigen CSD in Münster sein Leben lassen musste. Er verteidigte zunächst mehrere junge Frauen, nachdem sie vom Mörder von Malte als „lesbische Huren“ beschimpft und durch die Androhung von Gewalt eingeschüchtert wurden. Doch anstatt die Beleidigungen zu unterlassen, schlug der Mörder unvermittelt mehrmals zu und verletzte so den 25 Jährigen Malte tödlich. Nach einer Woche im Krankenhaus erlag Malte dann seinen schweren Verletzungen. Polizeiliche Ermittlungen ergaben, dass wohl ein queerfeindliches Motiv vorliegt. [...]

    Was, wenn Herr Fürst wüsste, dass der Täter kein böser faschistischer Allianz-Anhänger sondern tschetschenischer Asylbewerber war, der bereits mehrfach mit Körperverletzungen aufgefallen war und deswegen eigentlich schon längst hätte ausgewiesen werden müssen?

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    XVIII. Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland

    Parteivorsitzende der Liberal-Konservativen Allianz


    XII. und XIV. Bundesministerin der Finanzen a. D.

    Einmal editiert, zuletzt von Dr. Oxana Koslowska ()