[Debatte] XV|010 - Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über den Westdeutschen Rundfunk (WDR)

  • Verehrte Kolleginnen und Kollegen,


    hiermit eröffne ich die Debatte über den Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über den Westdeutschen Rundfunk (WDR) von der Kollegin Frau Dr. Linke.

    Die Debatte wird 72 Std, laufen.


    Ich erteile das Wort Frau Dr. Juliane Linke

  • Herr Präsident,

    liebe Kolleginnen und Kollegen,

    liebe Zuhörerinnen und Zuhörer,


    das Gendern hat in den letzten Jahren viel Aufmerksamkeit erhalten und wurde zu einem wichtigen Bestandteil der gesellschaftlichen Debatte. Es geht darum, Sprache so zu gestalten, dass sie geschlechtergerecht ist und Menschen unabhängig von ihrem Geschlecht sichtbar macht.

    Warum ist das wichtig? Weil Sprache nicht nur Ausdruck unserer Gedanken und Gefühle ist, sondern auch unsere Wahrnehmung und unser Denken beeinflusst. Eine Sprache, die nur männliche Formen verwendet, reproduziert ein Bild von der Welt, das Männer als Norm und Frauen als Ausnahme definiert. Das führt dazu, dass Frauen unsichtbar gemacht werden und ihre Leistungen und Erfahrungen nicht angemessen gewürdigt werden.

    Das Gendern ermöglicht es uns, diese Unsichtbarkeit aufzuheben und eine Sprache zu schaffen, die alle Menschen sichtbar macht. Es geht dabei nicht darum, bestimmte Formulierungen aufzuzwingen oder umständliche Ausdrucksweisen zu verwenden. Es geht darum, Sprache so zu gestalten, dass sie inklusiv ist und Menschen unabhängig von ihrem Geschlecht anspricht.


    Es gibt viele Möglichkeiten, um zu gendern. Eine Möglichkeit ist, die männliche Form durch eine geschlechtsneutrale Form zu ersetzen, z.B. Studierende statt Studenten. Eine andere Möglichkeit ist, beide Geschlechter explizit zu benennen, zum Beispiel Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Es gibt auch geschlechtergerechte Schreibweisen wie das Gendersternchen oder den Unterstrich. Es ist wichtig zu betonen, dass das Gendern kein Luxus ist, sondern eine Notwendigkeit. Es geht dabei ganz konkret darum, allen Menschen die gleichen Chancen und Möglichkeiten zu geben, unabhängig von ihrem Geschlecht. Das Gendern ist hierbei ein wichtiger Schritt hin zu einer geschlechtergerechten Gesellschaft und vor allem der öffentliche Rundfunk kann und muss die Möglichkeit haben, diese Gesellschaft abzubilden, wenn es die Redaktion so beschließt, so funktioniert unsere liberale Gesellschaft.


    Natürlich gibt es auch Kritikerinnen und Kritiker des Genderns. Einige halten es für unnötig oder zu umständlich. Ich verstehe diese Kritik, aber ich denke, dass diese Kritikerinnen und Kritiker die Bedeutung des Genderns unterschätzen. Wir müssen uns bewusst machen, dass Sprache ein mächtiges Instrument ist und dass wir mit unserer Sprache die Welt gestalten. Wenn wir eine Welt schaffen wollen, in der Frauen und Männer gleiche Chancen haben, dann müssen wir auch eine Sprache schaffen, die diese Gleichheit abbildet.


    Liebe Kolleginnen und Kollegen,


    das Gendern ist kein Selbstzweck, sondern ein Mittel zum Zweck. Es geht darum, eine Sprache zu schaffen, die inklusiv ist und allen Menschen die gleichen Chancen und Möglichkeiten gibt. Es geht darum, eine Welt zu schaffen, in der Frauen und Männer gleichberechtigt sind. Und daher bitte ich um Zustimmung zu unserem Gesetzentwurf.


    Vielen Dank.

  • Vielen Dank Frau Dr. Linke,

    Ich eröffne nun die Rednerliste.

    Dr. Carmen Schmidt, MdL, MdBR

    Ministerialrätin a.D.

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    Die Ministerin

    Völklinger Straße 49 | 40221 Düsseldorf

    Carmen.Schmidt@bm.nrw-regierung.de

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    8376-landtag-nrw-png

    Die Präsidentin des Landtags Nordrhein-Westfalen
    Platz des Landtags 1 | 40221 Düsseldorf

    Carmen.Schmidt@landtag.nrw.de

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  • Frau Präsidentin,

    liebe Kolleginnen und Kollegen,



    Sprache wird von Menschen gelebt. Sie entwickelt sich aus dem Leben und verändert sich fortwährend. Gesellschaftlicher Wandel, generations-

    spezifische Kommunikation, wissenschaftliche, technische und globale Entwicklungen machen diesen ständigen Veränderungsprozess erforderlich. Veränderungen setzen sich aber nur durch, wenn sie von der überwiegenden Mehrheit der Sprechenden auch allgemein verstanden und akzeptiert werden.


    Für Veränderungen der deutschen Sprache im Sinne der sogenannten Gendersprache existiert diese Mehrheit nicht, wie verschiedene Umfragen belegen. Fast zwei Drittel der deutschen Bevölkerung, also ein deutlich großer Teil der Menschen, lehnen einen Gender-Zwang ab. Politik muss dieses eindeutige Votum in ihrem Handeln berücksichtigen.


    Auch das für die Bewahrung der Einheitlichkeit der Rechtschreibung im deutschen Sprachraum sowie für die Weiterentwicklung der Rechtschreibung auf der Grundlage des orthographischen Regelwerks verantwortliche zwischenstaatliche Gremium des Rats für deutsche Rechtschreibung spricht sich gegen die Anwendung der sogenannten Gendersprache aus, weil Texte nicht nur sachlich korrekt und verständlich, sondern auch lesbar, vorlesbar und erlernbar sein sollten. Ferner sollten Menschen durch verwirrende Änderungen der deutschen Sprache, wie im Fall der sogenannten Gendersprache, aber auch nicht ausgegrenzt werden. Vor diesem Hintergrund hat der Rat die Aufnahme von Asterisk ("Gender-Stern"), Unterstrich ("Gender-Gap"), Doppelpunkt oder anderen verkürzten Formen zur Kennzeichnung mehrgeschlechtlicher Bezeichnungen im Wortinnern in das Amtliche Regelwerk der deutschen Rechtschreibung nicht empfohlen.


    Auch in Nordrhein Westfalen sollen die Empfehlungen des Rats für deutsche Rechtschreibung konsequent umgesetzt werden, weil Sprache einen und zusammenführen und nicht ausschließen soll. Lebendige Sprache zeichnet sich durch Verständlichkeit, Praxistauglichkeit in der Anwendung sowie einer gesellschaftlichen Akzeptanz ihrer Regeln aus. Demgegenüber spaltet ein von der Politik verordneter Zwang zum Gendern, erschwert die Verständlichkeit und führt daher auch zu kulturellen Konflikten. Die Anwendung von Gendersprache entspricht auch nicht dem Grundrecht auf Gleichberechtigung beziehungsweise dem Diskriminierungsverbot aus Artikel 3 des Grundgesetzes, da sie weder eint noch zusammenführt, sondern im Gegenteil ausschließt.


    Ferner werden mit dem Zwang zur gegenderten Sprache rund sechs Millionen Menschen in Deutschland ausgegrenzt, die nicht richtig lesen und/oder schreiben können. Schließlich wirkt dieser Zwang ausgrenzend für integrationswillige Migranten und er behindert die notwendige Inklusion von Menschen mit Seh- oder Hörbehinderung sowie alle, die auf "Leichte Sprache" angewiesen sind.


    Die CDSU wird das Gendern geschlossen ablehnen! Herzlichen Dank!

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    Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen

    Mitglied des Landtags von Nordrhein-Westfalen


  • Vielen Dank Herr Abgeordneter Hohenelmen-Lützburg! Ich bitte nun die nächsten Redner*innen ans Pult.

    Dr. Carmen Schmidt, MdL, MdBR

    Ministerialrätin a.D.

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    Die Ministerin

    Völklinger Straße 49 | 40221 Düsseldorf

    Carmen.Schmidt@bm.nrw-regierung.de

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    Die Präsidentin des Landtags Nordrhein-Westfalen
    Platz des Landtags 1 | 40221 Düsseldorf

    Carmen.Schmidt@landtag.nrw.de

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  • Vielen Dank Herr Abgeordneter Hohenelmen-Lützburg! Ich bitte nun die nächsten Redner*innen ans Pult.

    Fühlt sich dabei gar nicht angesprochen und wirfst seiner Kollegin einen missmutigen Blick zu.

  • Frau Präsidentin,

    Herr Kollege Hohenelmen-Lützburg,


    Ihre Ausführungen in allen Ehren, aber sie verfehlen unser Thema hier komplett. Hier geht es wieder um Zwang, noch um irgendwelche Indoktrination des Publikums oder sonst was, was Sie hier so daherdichten. Komplette Fake News, die Sie hier produzieren und das wissentlich, aber das Thema Gendern ist bei Ihnen ja so ein sensibles Feld, dass Sie nur mit Fake News reagieren können, wie es scheint.


    Ich sage es noch mal: unser Entwurf sieht einzig und allein vor, dass die Redaktionen des WDR, wie es vor dem Zwangseingriff der CDSU auch schon gehandhabt wurde, ganz liberal und demokratisch entscheiden, wie sie ihre Formate entsprechend ausgestalten. Kein Zwang, keine Indoktrination sondern einfach nur die freie Entscheidung des Individuums. Dass Ihre Partei sich dagegen wehrt ist ein absoluter Verrat an den Prinzipien der Insitution CDSU.


    Die Umfrage, die Sie ansprechen, hat der WDR selbst in Auftrag gegeben und ja, die Ergebnisse waren ernüchternd. Doch sind es vor allem die Älteren, die das Gendern ablehnen und vor allem die Jüngeren, die immer stärker darauf zugreifen und es für einen elemantaren Bestandteil der deutschen Sprache halten. So entsteht dieses Stimmungsbild. Und auch Jörg Schönenborn, der Prgrammdirektor des WDR, hat formuliert, dass der WDR immer wieder Emfpehlungen anhand dieser Umfragen an seine Mitarbeiter*innen ausgibt, wie mit dem Gender-Thema gut umgegangen werden kann. Ihr Zwangsgesetz blockiert allerdings jeglichen wie auch immer gearteten Umgang mit dem Thema und lässt jede konstruktive Debatte im Sender dazu im Keim ersticken. Sie blockieren hier wissentlich den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in seiner Arbeit und wollen das auch gern weiter so tun, mit Zwang, mit Indoktrination und teilweise verschwörerischem Obsessionismus über das Thema.


    Sie zeigen hier wie eindimensional Sie nur denken und wie schädlich das für unsere Medien, unsere Debattenkultur und unser Land ist. Sie sollten überlegen, nicht doch einfach mal die Politik sein zu lassen, wenn Sie hier nur halbgare Parolen rufen können und keinerlei Interesse am fundierten Austausch haben.


    Herzlichen Dank.

  • Herr Präsident,

    Hohes Haus

    nachdem nun die Vertreterin der Sprachpolizei gesagt hat, was sie zu sagen hatte, sollen wir nun wieder zu wichtigen Dingen konnen.

    Das vom ehrenwerten Kollegen von Hohenelmen -Lützburg eingebrachte Gesetz, ist keineswegs, wie die Vertreterin derSprachpolizei Dr. Linke es hinstellt, ein Zwangseingrif!

    Vielmehr ist der ganze Gender-Müll, eben so wie Polotical Correctness, im übrigen von der selben

    Gruppe ersponnen, linkslastigen Professoren und Studenten, ein schwerer Eingriff, ja ein Zwangseingriff, in unsere Sprache.

    Weshalb solle z.B. eine Dame sich diskreditiert fühlen, wen man sie der Sitte nach, mit Frau oder Fräulein anspricht? Solange die Dame , nennen wir sie Meier, mit Frau Meier und nicht mit Herr Meier angeredet wird , ist doch alles in bester Ordnung. Ergo es bedarf des Gender-Mülls nicht!

    Interstützen wir also den vernünftigen Antrag Hohenelmens-Lützburgs und schicken sowohl den Gender-Müll,als auch PolCor, endlich dorthin wo sie hingehören auf den Müll der Geschichte.

    Sprechen und Schreiben wir so, wíe wir es immer taten und lassen uns von gewiisen ideologisch verbrämten Leuten , nicht unsere Sprache verhunzen!

    Ich danke für ihre Aufmerksankeit, Gott schütze Sie , es lebe NRW.

    Dr. Christian Theodor Felix Reichsgraf Schenk von Wildungen

    Vizepräsident des Deutschen Bundestages,

    Präsident des bayrischen Landtages a.D.

    Bundesminister für Landwirtschaft, Ernährung und Umwelt a.D.

    Staatssekretär im Staatsministerium der Finanzen und für Heimat des Freistaates Bayern a.D.

    Ministerpräsident des Freistaates Bayern a.D.


    "Wir werden Ambos ,wenn wir nichts tun um Hammer zu sein."

    Fürst Otto Eduard Leopold von Bismarck-Schönhausen (1815-1898)

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    Einmal editiert, zuletzt von Christian von Wildungen ()

  • ruft kopfschüttelnd von ihrem Platz


    Wie kommen Sie eigentlich auf den Blödsinn „Sprechen wir so, wie wir immer gesprochen haben?! Ich empfehle Ihnen mal eine Einführungsvorlesung in Sprachwandel zu besuchen!

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    Mitglied des Deutschen Bundestages |12., 16., 20. und 21. Legislaturperiode |

    Vizepräsidentin des XX. Deutschen Bundestages

    Ehemalige Fraktionsvorsitzende der Internationalen Linke im Bundestag


    Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft

    Präsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft

    Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen, Soziales, Kultur und Finanzen


    Generalsekretärin der I:L

    Ehemalige Parteivorsitzende der I:L



  • Herr Präsident,

    meine sehr geehrten Damen und Herren,

    bei diesem Antrag und den Ausführungen von Frau Dr. Linke fragt man sich, ob die SDP keine wichtigeren Themen hat als das ideologisch geführte Gendersternchen. Ich werde meine Begründung, warum ich diesen Antrag ablehnen werde nicht so lang fassen, da ich das Gesetz zur Abgrenzung von Gendersprache in den Landtag eingebracht und ausführlich begründet habe und es zum Leidtragen der Gender Ideologen angenommen wurde. Blickt man auf das Ergebnis der Abstimmung, sieht man deutlich, dass es gerade von Seiten der SDP Fraktion Enthaltungen gab. Daher kann sich die SDP die Frage selbst stellen, wer hier wo welche Institutionen verraten hat. Die CDSU gewiss nicht, weil wir Zwei Drittel der Deutschen mit diesem Antrag vertreten haben und auch weiterhin vertreten werden, wenn es um das Thema Gendern geht.


    Der SDP geht es in diesem Antrag um nichts anderes als eine öffentlich-rechtliche Umerziehung durchzuziehen, die zutiefst undemokratisch ist und den eigentlichen Auftrag von öffentlich-rechtlichen Medien komplett verfehlt. Darüber hinaus muss man sich fragen, was in den Köpfen so mancher Gender Ideologen vorgeht, wie man das Kulturgut schlechthin, nämlich unserer deutsche Sprache derart verunstalten kann. Wir als CDSU stehen zu unserer deutschen Sprache und wollen sie verantwortungsbewusst und ideologiefrei erhalten. Dazu widerspricht die Gendersprache deutlich dem Neutralitätsgebot.


    Vielen Dank!

  • Verehrte Kolleginnen und Kollegen,


    ich bedanke mich bei allen Beteiligten und schließe hiermit die Debatte und unterbreche hiermit die Sitzung bis nach dem Abendbrot.


    Danach leite ich die Abstimmung über den Antrag ein.

  • Dr. Sascha Ende

    Hat das Thema geschlossen