Aktivitätswertung 2.0

  • Die Aktivitätswertung im bisherigen Wahlsystem hat verschiedene Nachteile. Im Folgenden möchte ich diese Nachteile aufzeigen und dann ein Konzept vorschlagen, um die Probleme zu lösen.


    Zunächst mal eine aktuelle Wahlprognose (Daten von Ende letzter Woche) unter Anwendung der bisher gültigen Aktivitätswertung:



    Partei Ergebnis nach Stimmen in % Ergebnis inkl. Aktivität und Zufall in % * Abweichung vom Stimmenergebnis in %
    FORUM 25,5 21,6 –15,5
    SDP 27,7 22,4 –19,1
    Grüne 14,9 13,9 –6,6
    KonP 23,4 19,8 –15,5
    V! 6,4 14,2 +122,3
    UWL 2,1 8,2 +284,7

    * Für den Zufallsanteil wird eine gleichmäßige Verteilung angenommen.


    Es wird deutlich, dass alle größeren Parteien (insbesondere Forum, SDP und KonP) massiv einbüßen, während V! und UWL als kleine Parteien enorm gewinnen. Das Ergebnis der UWL vervierfacht sich gegenüber dem reinen Stimmenergebnis. Beide Parteien würden sogar dann in den Bundestag einziehen, wenn sie in der nächsten Wahl keine einzige Stimme bekämen.


    Im Einzelnen gestalten sich die wesentlichen Probleme des bisherigen Systems und mögliche Lösungsansätze wie folgt:


    Problem: Die Aktivitätspunkte einer Partei sind umständlich zu berechnen oder zu schätzen, zumal hierzu stets alle Daten aller Parteien bekannt sein müssen.

    Lösung: Die Aktivitätswertung kann künftig für jede Partei mühelos einzeln berechnet werden. Es sind nicht mehr alle Daten aller Parteien erforderlich, sondern nur noch die Anzahl der Anträge der antragsstärksten Partei.


    Problem: Kleine Parteien werden extrem bevorteilt: Eine dreiköpfige Fraktion müsste dreimal so viele Anträge schreiben wie eine einköpfige, um dafür gleich hoch belohnt zu werden, was angesichts begrenzter Kapazitäten und Vorhaben oft unrealistisch ist. Kleine Parteien können ihren Stimmanteil durch die Aktivitätswertung um mehrere 100 % steigern; eine Partei kann theoretisch sogar dann in den Bundestag einziehen, wenn sie keine einzige Wählerstimme erhält.

    Lösung: Der Prozentsatz, um den ein Wählerstimmenergebnis durch Aktivität maximal gesteigert werden kann, wird auf 100 % begrenzt; je größer die Partei (= je mehr Wählerstimmen sie erhält), desto geringer der Aktivitätsanteil. Der Vorteil kleinerer Parteien bleibt bestehen, wird aber eingeschränkt.


    Problem: Der Sinn des Zufallsanteils ist unklar. In der Praxis wirkt er als großer Gleichmacher, der Unterschiede zwischen den Parteien nivelliert und somit der eigentlich gewünschten Differenzierung nach Wählerstimmen und Aktivität entgegenwirkt.

    Lösung: Der Zufallsanteil wird abgeschafft, da er keinen Mehrwert bietet. Eine gewisse ausgleichende Funktion wird ohnehin bereits durch die Aktivitätswertung erfüllt.



    Hier nun ein Vorschlag für recht simple neue Regeln zur Ermittlung der Stimmzahl einer Partei, mit denen die genannten Probleme gelöst werden:


    A. Wählerstimmen


    Hierbei handelt es sich um die Anzahl der realen Zweitstimmen, die eine Partei in der Wahl erhält.


    B. Aktivitätsstimmen


    Die maximale Anzahl von Stimmen, die eine Partei für ihre Aktivität in der zurückliegenden Legislaturperiode erhalten kann, entspricht der Quadratwurzel ihrer Wählerstimmen.


    Für ihre Abstimmungsteilnahme im Bundestag erhält eine Partei die Hälfte der maximal möglichen Aktivitätsstimmen multipliziert mit ihrer Abstimmungsquote. Die Abstimmungsquote ist die Anzahl der abgegebenen Stimmen geteilt durch die Anzahl der Stimmen, die maximal hätten abgegeben werden können.


    Für ihre Anträge im Bundestag erhält eine Partei die Hälfte der maximal möglichen Aktivitätsstimmen multipliziert mit ihrer Antragsquote. Die Antragsquote beträgt für die Partei mit den meisten Anträgen 1, für die übrigen Parteien entspricht sie der Anzahl eigener Anträge geteilt durch die Anzahl der Anträge der antragsstärksten Partei.


    C. Endergebnis


    Wählerstimmen und Aktivitätsstimmen werden addiert und ergeben die für die Sitzverteilung relevante Gesamtstimmzahl der Partei.



    Die obige Wahlprognose anhand realer Daten würde nach diesem Regelvorschlag wie folgt ausfallen:



    Partei Ergebnis nach Stimmen in % Ergebnis inkl. Aktivität in % Abweichung vom Stimmenergebnis in %
    FORUM 25,5 25,1 –1,7
    SDP 27,7 25,8 –6,9
    Grüne 14,9 14,9 –0,2
    KonP 23,4 22,5 –3,7
    V! 6,4 8,6 +34,5
    UWL 2,1 3,2 +49,2


    Zunächst fällt auf, dass V! und UWL ihre Ergebnisse noch immer deutlich verbessern können, eine Vervielfachung ist jedoch nicht mehr möglich. Im Wahlergebnis macht die Steigerung 1 bis 2 Prozentpunkte aus. Die großen Parteien bleiben entweder konstant (Forum und Grüne) oder verlieren mehr oder weniger moderat (SDP und KonP), was auf ihre messbar geringere Aktivität zurückzuführen ist. Das Forum schließt in diesem Beispiel durch seine höhere Aktivität zur SDP auf, die nach reinen Stimmen deutlicher vorne liegt.


    Meinungen sind willkommen. ^^

  • Dass UWL und Vorwärts aktuell so viel Prozentpunkte hinzugewinnen würden, liegen nicht an einem falschen System, sondern einfach an der Tatsache das alle anderen Parteien bisher wenig bis nichts gemacht haben. Dein Rechenvorschlag würde, wenn ich das richtig sehen, fast zu einer Marginalisierung der Aktivitätsberechnung führen. Parteien, die absolut nichts machen, haben nur minimale Verluste und andere kleine Parteien, die sich den Arsch aufreißen, haben ebenso kaum etwas davon. Das fände ich persönlich nicht gerecht und noch dazu auch etwas kompliziert, wenn ich ehrlich bin. Also deine Rechnung.


    Zur Aktivität gehört auch noch das Abstimmungsverhalten, also die Teilnahme an Sitzungen quasi, der Abgeordneten im Bundestag. Es fließen also nicht nur Anträge in die Aktivität ein.


    Edit: Ich hab gesehen, die Abstimmung wurde in deinem Vorschlag doch berücksichtigt, der letzte Punkt entfällt also. :)

  • Dass UWL und Vorwärts aktuell so viel Prozentpunkte hinzugewinnen würden, liegen nicht an einem falschen System, sondern einfach an der Tatsache das alle anderen Parteien bisher wenig bis nichts gemacht haben.

    Glaub mir, es liegt am System. Genauer gesagt an der Pro-Kopf-Wertung der Anträge. Selbst wenn die aktuelle Regierungskoalition aus Forum, SDP und Grünen noch 20 Anträge einbringt, was wirklich viel wäre, ändert sich das große Ganze kaum. Das Wahlergebnis von V! würde immer noch um 86 % vom Stimmenergebnis abweichen, das der UWL um 230 %.


    Dein Rechenvorschlag würde, wenn ich das richtig sehen, fast zu einer Marginalisierung der Aktivitätsberechnung führen.

    Die Zahlen zeigen das Gegenteil: Für die obige Wahlprognose werden 47 reale Stimmen zugrundegelegt, zu denen nach den Regeln 8,1 Aktivitätsstimmen hinzukommen. Das sind bereits rund 15 % des Gesamtergebnisses und es ist davon auszugehen, dass im Laufe der restlichen Legislaturperiode durch weitere Anträge (speziell der Regierung) noch mehr Aktivitätsstimmen hinzukommen. Ausgehend von 47 realen Stimmen können im absoluten Maximalfall bis zu 15,8 Aktivitätsstimmen hinzukommen, das entspräche sogar 25 % des Gesamtergebnisses.


    Parteien, die absolut nichts machen, haben nur minimale Verluste und andere kleine Parteien, die sich den Arsch aufreißen, haben ebenso kaum etwas davon.

    Kleine Parteien profitieren im Verhältnis zu ihrem Stimmenergebnis wie gesagt weiterhin (deutlich) stärker von ihrer Aktivität. Lediglich Ergebnissteigerungen um mehr als 100 % werden ausgeschlossen, da sie eine extreme Verzerrung darstellen, die nicht im Sinne des Spiels sein kann.


    Das fände ich [...] etwas kompliziert, wenn ich ehrlich bin. Also deine Rechnung.

    Dieses Modell ist deutlich müheloser zu rechnen als das bisherige. Müsstest beide ausprobieren, um dich davon zu überzeugen. ;)


    Zur Aktivität gehört auch noch das Abstimmungsverhalten, also die Teilnahme an Sitzungen quasi, der Abgeordneten im Bundestag. Es fließen also nicht nur Anträge in die Aktivität ein.

    Die oben vorgeschlagenen Regeln werten wie bisher sowohl Stimmabgaben als auch Anträge. Es werden dieselben Daten erhoben wie bisher, sie werden nur anders verarbeitet.


    Muss ich mich anschließen - ich finde das aktuelle System überschaubarer.

    Auch hier: Rechne ggf. mal beides selbst durch. Beim bisherigen Modell fangen die Schwierigkeiten schon damit an, dass die Berechnung des Ergebnisses einer einzelnen Partei gar nicht möglich ist, ohne gleichzeitig alle Daten aller anderen Parteien zu kennen und mitzuberechnen. Das ist rein objektiv weniger überschaubar als dieser Vorschlag.


    Es sei aber gesagt, dass die Einfachheit der Berechnung dank automatischer Excel-Tabellen natürlich nichtmal das Hauptproblem des bisherigen Systems ist. Am problematischsten ist sicherlich, dass die Wahlergebnisse kleinerer Parteien um mehrere 100 % verzerrt werden können, ohne dass die größeren Parteien eine echte Chance haben, das zu verhindern.

  • Lassen wir alles wies es ist, denn es ist gut so.

    Dr. Christian Theodor Felix Reichsgraf Schenk von Wildungen

    Vizepräsident des Deutschen Bundestages,

    Präsident des bayrischen Landtages a.D.

    Bundesminister für Landwirtschaft, Ernährung und Umwelt a.D.

    Staatssekretär im Staatsministerium der Finanzen und für Heimat des Freistaates Bayern a.D.

    Ministerpräsident des Freistaates Bayern a.D.


    "Wir werden Ambos ,wenn wir nichts tun um Hammer zu sein."

    Fürst Otto Eduard Leopold von Bismarck-Schönhausen (1815-1898)

    7398-verdienstkreuz-ii-jpg0930e48da0.jpg

  • Lassen wir alles wies es ist, denn es ist gut so.

    Auch auf die Gefahr hin, dass daraus eine sachliche Debatte entsteht: Was genau ist denn gut oder gerecht daran, dass die 5-Prozent-Hürde quasi hinfällig ist, große Parteien anders als im RL konsequent benachteiligt sind, kleine Parteien selbst mit null Stimmen in den Bundestag einziehen könnten und ein verdienter Aktivitätsvorteil durch etwas Pech beim Losen vernichtet werden kann?


    Die Idee hinter diesem Thread ist, aus den Bugs (oder Eigenarten) des bisherigen Algorithmus zu lernen, um die Aktivitätswertung als Feature weiterzuentwickeln und zu erhalten. Die aktuelle Regelung treibt nunmal seltsame Blüten und es ist ja durchaus eine Überlegung wert, das (wenn gewünscht) frühzeitig zu beheben – sonst nutzt irgendjemand den Algorithmus irgendwann perfekt aus und erzeugt ein derart unrealistisches Wahlergebnis, dass sich alle am Kopf kratzen und lautstark die Abschaffung der Aktivitätswertung fordern. Man weiß doch wie's läuft. ^^

  • Lassen wir alles wies es ist, denn es ist gut so.

    Auch auf die Gefahr hin, dass daraus eine sachliche Debatte entsteht: Was genau ist denn gut oder gerecht daran, dass die 5-Prozent-Hürde quasi hinfällig ist, große Parteien anders als im RL konsequent benachteiligt sind, kleine Parteien selbst mit null Stimmen in den Bundestag einziehen könnten und ein verdienter Aktivitätsvorteil durch etwas Pech beim Losen vernichtet werden kann?


    Die Idee hinter diesem Thread ist, aus den Bugs (oder Eigenarten) des bisherigen Algorithmus zu lernen, um die Aktivitätswertung als Feature weiterzuentwickeln und zu erhalten. Die aktuelle Regelung treibt nunmal seltsame Blüten und es ist ja durchaus eine Überlegung wert, das (wenn gewünscht) frühzeitig zu beheben – sonst nutzt irgendjemand den Algorithmus irgendwann perfekt aus und erzeugt ein derart unrealistisches Wahlergebnis, dass sich alle am Kopf kratzen und lautstark die Abschaffung der Aktivitätswertung fordern. Man weiß doch wie's läuft. ^^

    Es ist gut, das sich die Aktivität auch spürbar bemerkbar macht beim Wahlergebnis, denn das war ja der Sinn dahinter. In der zweiten Legislaturperiode hat es wunderbar funktioniert, weil auch alle Parteien aktiv waren. Jetzt sind es eben nur 2 und dann auch noch ausgerechnet die kleinsten, das fällt natürlich ins Gewicht aber es wäre unfair, wäre das nicht so. Bei deinem Vorschlag würde es als große Partei ja auch genügen keinen Antrag zu stellen und der Verlust wäre nur minimal (-0,4%, siehe beim Beispiel Forum). Wenn man denn dafür an allen Abstimmungen teilnimmt. Das ist in keiner Weise eine faire Darstellung der Aktivität der parlamentarischen Arbeit.

  • Lassen wir alles wies es ist, denn es ist gut so.

    Auch auf die Gefahr hin, dass daraus eine sachliche Debatte entsteht: Was genau ist denn gut oder gerecht daran, dass die 5-Prozent-Hürde quasi hinfällig ist, große Parteien anders als im RL konsequent benachteiligt sind, kleine Parteien selbst mit null Stimmen in den Bundestag einziehen könnten und ein verdienter Aktivitätsvorteil durch etwas Pech beim Losen vernichtet werden kann?


    Die Idee hinter diesem Thread ist, aus den Bugs (oder Eigenarten) des bisherigen Algorithmus zu lernen, um die Aktivitätswertung als Feature weiterzuentwickeln und zu erhalten. Die aktuelle Regelung treibt nunmal seltsame Blüten und es ist ja durchaus eine Überlegung wert, das (wenn gewünscht) frühzeitig zu beheben – sonst nutzt irgendjemand den Algorithmus irgendwann perfekt aus und erzeugt ein derart unrealistisches Wahlergebnis, dass sich alle am Kopf kratzen und lautstark die Abschaffung der Aktivitätswertung fordern. Man weiß doch wie's läuft. ^^

    Es ist gut, das sich die Aktivität auch spürbar bemerkbar macht beim Wahlergebnis, denn das war ja der Sinn dahinter. In der zweiten Legislaturperiode hat es wunderbar funktioniert, weil auch alle Parteien aktiv waren. Jetzt sind es eben nur 2 und dann auch noch ausgerechnet die kleinsten, das fällt natürlich ins Gewicht aber es wäre unfair, wäre das nicht so. Bei deinem Vorschlag würde es als große Partei ja auch genügen keinen Antrag zu stellen und der Verlust wäre nur minimal (-0,4%, siehe beim Beispiel Forum). Wenn man denn dafür an allen Abstimmungen teilnimmt. Das ist in keiner Weise eine faire Darstellung der Aktivität der parlamentarischen Arbeit.

    Und wieso soll es fair sein, dass die Aktivität so viel Gewicht bekommt, dass die eigentliche Wahl irrelevant wird (Stichwort: Bundestagseinzug bei 0 Stimmen)? Das ist in keiner Weise eine faire Darstellung der Stimmen-Wahlergebnisse.

    Tom Schneider

    Träger d. Gr. Verdienstkreuzes m. Stern u. Schulterband u. des Nds. Großen Verdienstkreuzes

    Ministerpräsident v. Nds. a.D.
    Präsident d. Bundesrats a.D.
    MdL Nds. a.D.
    Nds. Landesminister a.D.
    Mitglied des nds. Landtagspräsidiums a.D.

    MdB a.D.
    Parteivorsitzender SDP a.D.
    stv. Parteivorsitzender der SDP a.D.
    Landesvorsitzender der SDP Nds. a.D.


  • Abgesehen davon scheint es hier unterschiedliche Definitionen von "sich den Arsch aufreißen" zu geben. Ich halte es beispielsweise nicht für sonderlich belohnenswert, wenn eine Partei mitunter ausschließlich RL-Anträge fremder Urheber lediglich umformatiert und dann als eigenen Vorschlag einbringt. An diesem Punkt krankt das System schlichtweg. Ich würde es nach wie vor befürworten, nur noch die abgegebenen Stimmen zu berücksichtigen, auch wenn mir klar ist, dass auch das alte System Unzufriedenheit verursacht hat.

  • Sie macht 20% aller Stimme aus, darauf haben wir uns festlegt. Wer aber nichts macht im Bundestag, obwohl er eine große Fraktion hat, der kann halt auch nicht darauf bestehen, dass dieses Nichtstun so gut wie gar keine Konsequenzen hat. Nur die absoluten Stimmen machen hier nun mal nicht das Ergebnis, sie sind nur ein Bestandteil dessen, was war immer klar. Das Ergebnis ist die Summe dreier Faktoren: Stimmen, Aktivität und Zufall. Der Faktor Aktivität hat auch nicht die Aufgabe die Stimmen fair darzustellen, sondern eben nur, wie ihr Name schon sagt, die Aktivität.

  • Abgesehen davon scheint es hier unterschiedliche Definitionen von "sich den Arsch aufreißen" zu geben. Ich halte es beispielsweise nicht für sonderlich belohnenswert, wenn eine Partei mitunter ausschließlich RL-Anträge fremder Urheber lediglich umformatiert und dann als eigenen Vorschlag einbringt. An diesem Punkt krankt das System schlichtweg. Ich würde es nach wie vor befürworten, nur noch die abgegebenen Stimmen zu berücksichtigen, auch wenn mir klar ist, dass auch das alte System Unzufriedenheit verursacht hat.

    Halt, oftmals handelt es sich nicht nur um einfach Umformatieren.

    Ich hatte es selbst schon so....



    Da musst du manchmal jede Zeile des Gesetzes lesen und überprüfen, ob es stimmig ist zur Sim.


    Aus meiner Zeit als BMVg in vD 1.0 kann ich dir sagen, dass die Neuschreibung von Gesetzen und die Verwendung von Bundestagsgesetzen mit Aktualisierung diesselbe Zeit beansprucht.

  • Nein, die Einschätzung kann ich überhaupt nicht teilen. Mit Sicherheit hast Du in Einzelfällen recht, aber pauschal kann man mE nicht von einem vergleichbaren Aufwand sprechen. Betroffen sind ja auch nicht nur Gesetzentwürfe, sondern beispielsweise auch Resolutionen.

  • Oder ja, ein Einzeiler, wo nur ein Wort in einem Gesetz geändert wird, ist natürlich sehr viel umständlicher. Ganz ehrlich, diese Diskussion war schon immer müßig, absolut subjektiv und in meinen Augen nie zielführend. Im Kern sollte jeder dankbar sein, wenn hier jemand versucht auf seine Art und Weise für ein bisschen Aktivität zu sorgen, die Qualität war für mich zum Beispiel nie der ausschlaggebende Punkt. Da heißt es: Leben und Leben lassen. Ein jeder wie er es mag, gerne macht und auch leisten kann.

  • Es ist gut, das sich die Aktivität auch spürbar bemerkbar macht beim Wahlergebnis, denn das war ja der Sinn dahinter.

    Ich bezweifle, dass diese Extremfälle vorhergesehen oder beabsichtigt waren. Auch die Rolle des Zufallsanteils wurde ja missverstanden: Man versprach sich Spannung und merkte spätestens bei der letzten Wahl, dass er einfach nur die Unterschiede zwischen den Parteien ausgleicht, weil alle in etwa gleich viele Lose erhalten.


    In der zweiten Legislaturperiode hat es wunderbar funktioniert, weil auch alle Parteien aktiv waren.

    Sorry, aber das Beispiel funktioniert nicht. Erstens gab es im 1. Bundestag, der für die Wertung in der 2. Bundestagswahl relevant war, keine einköpfigen Fraktionen, weshalb derartige Extremfälle in der Aktivitätswertung gar nicht auftreten konnten. Zweitens waren nicht alle Parteien gleich aktiv; die recht kleine und wenig aktive KonP-Fraktion hat durchaus zulasten der größeren und aktiveren Forum-Fraktion von der Pro-Kopf-Wertung profitiert.


    Im Übrigen haben Aktivität und Zufall in der 2. Bundestagswahl zu maximal 1,9 Prozentpunkten Abweichung vom Stimmenergebnis geführt, obwohl es wie gesagt durchaus Unterschiede in der Aktivität der Fraktionen gab. Und 1,9 Prozentpunkte würde ich jetzt nicht als spürbaren Einfluss auf das Wahlergebnis bezeichnen.


    Jetzt sind es eben nur 2 und dann auch noch ausgerechnet die kleinsten, das fällt natürlich ins Gewicht aber es wäre unfair, wäre das nicht so.

    Du ignorierst leider die bereits erwähnten Fakten – die Aktivität der anderen Parteien spielt keine nennenswerte Rolle. Selbst wenn die aktuelle Regierungskoalition aus Forum, SDP und Grünen noch 20 Anträge einbringt, was wirklich viel wäre, ändert sich das große Ganze kaum: Das Wahlergebnis von V! würde immer noch um 86 % vom Stimmenergebnis abweichen, das der UWL um 230 %.


    Was wäre daran unfair, wenn auch die Aktivität größerer Parteien spürbar zählen würde?


    Bei deinem Vorschlag würde es als große Partei ja auch genügen keinen Antrag zu stellen und der Verlust wäre nur minimal (-0,4%, siehe beim Beispiel Forum).

    Dir fällt aber auf, dass das Forum auch nur 0,4 % gewinnen würde, wenn es einen Antrag mehr einbringt? Das wäre ähnlich wie im bisherigen System: Kleinere Parteien profitieren stärker von ihrer Aktivität als große. Im Übrigen sind dir als Mitglied des Bundestagspräsidiums ja die Rohdaten bekannt, sodass du weißt, dass das Forum eine sehr hohe Abstimmungsquote (und nach meiner Zählung durchaus einen Antrag) hat. Deswegen verliert es weniger gegenüber seinem Stimmenergebnis als etwa die SDP.


    Abgesehen davon ist es für die Fairness völlig ausreichend, wenn eine aktive Partei belohnt wird, was bei V! und UWL weiterhin der Fall wäre. Es ist hingegen nicht erkennbar, weshalb ausgerechnet Forum deutlich verlieren müsste. Vielmehr ist es sinnvoll, wenn eine durchschnittlich aktive Partei weder viel gewinnt noch verliert.


    In diesem Sinne: Ich glaube wir kommen hier am besten weiter, wenn der Kern des Problems verstanden wird. Man muss so ein System analytisch und rechnerisch angehen, Vermutungen und erste Eindrücke tragen zum Verständnis nicht bei.

  • Zu „Große Parteien machen nix“ und so... Die ganze SIM war bis vor kurzem im Tiefschlaf und erwacht gerade wieder langsam. Klar das eine aktive Person im Bundestag da sagen kann „große Parteien machen nix“. Größere Parteien haben mehr Leute, aber auch deutlich mehr Posten zu besetzen, was Aktivität durch Doppelbesetzungen mildert. Gerade wenn die SIM im Tiefschlaf ist - das wirkt sich personell schlimmer auf große Parteien aus. Wenn man eine ein-Mann-Fraktion in der Opposition ist, kann man klar 20 Anträge raushauen, man muss sich ja mit niemandem absprechen. Und hinzu kommt, da gebe ich von Allendorf recht, eine mögliche Copy-Paste-Strategie.

    Tom Schneider

    Träger d. Gr. Verdienstkreuzes m. Stern u. Schulterband u. des Nds. Großen Verdienstkreuzes

    Ministerpräsident v. Nds. a.D.
    Präsident d. Bundesrats a.D.
    MdL Nds. a.D.
    Nds. Landesminister a.D.
    Mitglied des nds. Landtagspräsidiums a.D.

    MdB a.D.
    Parteivorsitzender SDP a.D.
    stv. Parteivorsitzender der SDP a.D.
    Landesvorsitzender der SDP Nds. a.D.


  • Zu „Große Parteien machen nix“ und so... Die ganze SIM war bis vor kurzem im Tiefschlaf und erwacht gerade wieder langsam. Klar das eine aktive Person im Bundestag da sagen kann „große Parteien machen nix“. Größere Parteien haben mehr Leute, aber auch deutlich mehr Posten zu besetzen, was Aktivität durch Doppelbesetzungen mildert. Gerade wenn die SIM im Tiefschlaf ist - das wirkt sich personell schlimmer auf große Parteien aus. Wenn man eine ein-Mann-Fraktion in der Opposition ist, kann man klar 20 Anträge raushauen, man muss sich ja mit niemandem absprechen. Und hinzu kommt, da gebe ich von Allendorf recht, eine mögliche Copy-Paste-Strategie.

    Nun, ich bin ja wirklich sehr gespannt, ob ihr eure Anträge, wie zum Beispiel den zum Lobbyregister, alle selbst schreieben werdet. In NDS hat deine Landesregierung ja auch nur die Vorlage eines Grünen Antrags eingebracht, da finde ich deine Vorwurf hier reichlich unverschämt. Mir persönlich ist das ja egal, weil ich keinem vorschreiben würde, wie seine Anträge auszusehen haben aber wenn man sich schon so moralisch erhebt, sollte man es besser machen. Bisher hab ich davon nichts gesehen, sorry.

  • Um aber auch noch versöhnlichere Töne anzuschlagen. Ich habe beim Eintragen in das Aktitvitätsprotokoll von selbst festgestellt, dass ich mich zum Beispiel mit Anträgen etwas zurückhalten müsste, damit es nicht zu schräg wird. Ich hätte schon gerne noch mehr gemacht, dachte mir dann aber, ok, das wird sicher nicht allen gefallen. In so fern kann ich das schon alles nachvollziehen, nur finde ich den Vorschlag, die Fraktionsgröße so gar nicht zu berücksichtigen nicht richtig. Da größere Parteien natürlich einen personellen Vorteil haben, sofern sie ihn auch nutzen. Vielleicht finden wir ja einen gesunden Mittelweg?