Dialog(isch) - Was bewegt Deutschland?
Thema: Kennen Sie vielleicht einen Abgehängten?
Ich danke Ricarda Fährmann für diesen Themenvorschlag.
In Deutschland wächst seit Jahren eine neue Unterschicht heran. Arbeitslose, Migranten, Alleinerziehende und vor allem deren Kinder sind besonders häufig von Armut bedroht. Dieser Umstand ist gekennzeichnet von chronischem Geldmangel, Bildungsferne und dem mangelnden Willen, beruflich aufzusteigen.
In Großstädten und in wirtschaftlich schwachen Regionen leben besonders viele Menschen am unteren Rand der Gesellschaft. Viele Menschen leben in prekären Lebensverhältnissen, die von Familienproblemen, einer schwierigen Wohnsituation, niedrigem Einkommen und häufiger Arbeitslosigkeit gekennzeichnet seien. Diese Menschen haben resigniert und sehen für sich keine Aufstiegschancen mehr. Besonders Alleinerziehende, Arbeitslose und Migranten, sowie deren Nachkommen sind von Armut bedroht. Viele Alleinerziehende beziehen Sozialgeld vom Staat, da es noch immer schwer ist, Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen. Die fehlende Kinderbetreuung ist der wichtigste Grund, warum sich Alleinerziehende keinen Job suchen.
In einigen Städten sind es oft Einwanderer und deren Kinder, die am Rand der Gesellschaft leben. Das Armutsrisiko für Ausländer ist fast dreimal so groß wie für Deutsche. Doch keineswegs alle Migranten haben Integrationsprobleme. So gibt es auch Bevölkerungsgruppen, denen der soziale Aufstieg oft in der zweiten Generation gelingt. Andere wiederum tun sich damit schwer.
Langzeitarbeitslose haben das größte Risiko, dauerhaft abgehängt zu werden. Weniger fehlendes Geld als vielmehr ein unregelmäßiger Tagesablauf und auch oft fehlende Sozialkontakte führen mitunter bis zur Verwahrlosung und Obdachlosigkeit.
Diese Gruppen sind es auch, um die sich die Politik besonders kümmern sollte. Denn hier entsteht ganz schnell eine Unzufriedenheit, die mit dem Hass auf andere schwache Gruppen kompensiert wird. Sie machen andere dafür verantwortlich, von der Lokomotive des sozialen Fortschritts stehen gelassen worden zu sein. Und daraus entsteht eben dieser gefährliche Hass auf andere Menschen.
Eine Frage, die ich Ihnen daher jetzt gerne stellen möchte: Kennen Sie vielleicht einen Abgehängten? Nach schneller Überlegung würden Sie jetzt vermutlich diese Frage verneinen. Doch wenn Sie sich für die Beantwortung dieser Frage mehr Zeit lassen, werden Sie feststellen, dass Sie doch jemanden kennen. Lassen Sie uns gemeinsam darüber sprechen, wie wir diesen Menschen unter die Arme greifen können. Was bedarf es an staatlichen Förderungen, wo hat Politik bislang versagt und wo kann Politik den Kurs ändern? Was muss sich grundlegend ändern, um den abgehängten Menschen aus der Negativspirale zu helfen?
Ich freue mich auf eine rege Diskussion und lade hierzu ein.