Alles anzeigenAlles anzeigenAlles anzeigenAlles anzeigenAlles anzeigenAlles anzeigenHerr Fürst,
sie vergessen offenbar zu erwähnen, dass die DB in ihrer jetzigen Form vieles ist, aber sicher keine tragfähige Struktur für die Mobilitätswende. Ich wünschte, sie wäre es, aber das ist nicht der Fall.
Den mit Abstand größten Gewinn erwirtschaftet die Deutsche Bahn mit ihrer Tochter Schenker im Güterverkehr auf der Straße. Das ist genauso grotesk wie es sich anhört, aber die Realität. Und ein Armutszeugnis.
Dem Lob des gewerkschaftlichen Engagements insgesamt möchte ich mich anschließen. Wir können stolz sein, auf eine Gesellschaftskultur in der sich die Arbeiter und Arbeitnehmer geschlossen organisieren dürfen und können.
Trotzdem sollten wir ein Stück mehr Realismus einkehren lassen; die Aktelle Inflation lässt sich nicht auf eine Lohn-Preis-Spirale zurückführen. Aber, sollten sich entsprechend hohe Forderungen und Lohnerhöhungen flächendeckend durchsetzen, so könnte es genau dazu kommen. Hier sind Maß und Mitte das Gebot der Stunde.
Obendrein braucht es im gesellschaftlichen Verständnis ein Umdenken; es gibt viele Probleme im Arbeitsmarkt, die nicht so sichtbar sind und dennoch essentiell. Das Streikrecht in der Form, wie es die Gewerkschaften im Nahverkehrt beispielsweise Ausüben, gilt - logischerweise - nicht im Gesundheitswesen. Trotzdem gibt es dort genauso, um nicht zu sagen viel essentiellere Probleme, der mediale Aufschrei dazu hält sich allerdings in Grenzen.
Dem möchte ich widersprechen. Die Bahn erfüllt den Auftrag der Daseinsvorsorge und wenn man von ihr verlangt gewinnorientiert zu arbeiten, dann hat man die Aufgaben von Daseinsvorsorge missverstanden. Die Bahn ist deshalb in einem miserablen Zustand, weil sie von der Politik jahrelang vernachlässigt und kaputtgespart wurde. Schauen wir uns die SBB oder ÖBB an, denen geht es besser weil der Staat dort auch die nötigen finanziellen Mittel zur Verfügung stellt. Es geht nicht um Wirtschaftklichkeit, sondern um bessere Investitionen.
Und Maß und Mitte hat der Bahnvorstand verloren als er sich die Gehälter für 2022 mehr als verdoppelt hat, durch Boniszahlungen. Es ist eine absolute Dreistigkeit der Person Martin Seiler jetzt den Gewerkschaften vorzuwerfen Maß und Mitte verloren zu haben, wo er sich vorher sein eigenes Gehalt hat schön verdoppeln lassen. Das die Mitarbeiter dagegen auf die Barrikaden gehen ist nur folgerichtig.
Vielen Dank für die Ergänzung bzw. Erwiderung, Frau Kollegin, denn dies stellt ein grundsätzliches Problem der DB und einiger anderer Deutscher Konstrukte gut dar; dass nicht klar ist, welches Konzept man letzten Endes verfolgen will. Ich bezog mich in meiner ersten Einlassung darauf, dass die DB meilenweit davon entfernt ist, ein funktionierendes (Personen-)Transportunternehmen zu sein, gesprochen aus der Sicht mit dem Ziel eines Schienenverkehrsmarktes der genau wie der Luftverkehr privat organisiert ist und somit die marktwirtschaftlichen Vorteile für die Kunden bietet; Wettbewerb, Angebote, verschiedene Leistungen. In diese Richtung weigert man sich bisher auf vielen politischen Ebenen vehement. Die Probleme dessen sind natürlich struktureller Natur; wie etwa die Absurdität, dass die Bahn für Instandhaltung von Strecken zahlt, der Neubau aber der Bund.
Ihr Ansatz der Staatsbahn ist absolut legitim und hat auch viele Vorteile, gerade die SBB ist dabei ein gut gewähltes Beispiel. Letzten Endes haben wir momentan - auch seit Jahrzehnten verschleppt - weder das eine noch das andere. Und das ist ein katastrophaler Zustand.
Die von Ihnen angesprochenen erhöhten Vorstandsgehälter kritisiere ich ebenfalls, nur dass Sie mich da nicht missverstehen. Es hat jedoch auf das Risiko einer möglichen Lohn-Preis-Spirale keine nennenswerten Auswirkungen.
Moment, bevor Missverständnisse entstehen. Was meinen Sie mit der Privatisierung des Schienenverkehrsmarktes? Und wieso soll das besser sein als ein staatliche organisierte Bahn wie in der Schweiz oder Österreich, die einfach auch aus den bereits erwähnten Gründen funktionieren? Im Übrigens haben wir in Deutschland zahlreiche verschiedene Eisenbahnverkehrsunternehmen, die im gegenseitigen Wettbewerb stehen. Oft zeigt sich da aber auch ein eklatanter Nachteil, wenn ein EVU wirtschaftliche Schwierigkeiten hat die Leistungen zu erfüllen, dann ist es immer die Bahn die dafür einspringen muss.
Aber an sich spielt das auch nur eine untergeordnete Rolle. Der Kern ist der Zustand des Netzes. Die Bahn funktioniert deshalb nicht, weil das Netz in einem hundsmiserablen Zustand ist. Diesen Zustand zu beenden schafft man nur durch Investitionen und nicht durch Debatten über Marktwirtschaftliche Vorteile.
Ich meine zunächst einmal die vollständige Zerschlagung des riesigen DB-Konzerns in einzelne Unternehmen; allen voran und entscheidend die Trennung der DB Netz und dem Betrieb, am besten nochmal getrennt in Nah- und Fernverkehr. Der Netzteil inkl. Bahnhöfe verbleibt in Staatshand und wird so umstrukturiert, dass er diesem Auftrag auch nachkommt. Denn das haben Sie vollkommen richtig gesagt; das Netz ist eine einzige Katastrophe. Die Anteile am Betrieb können teilweise frei verkauft werden. Es soll auf der Schiene und an Bahnhöfen wettbewerbsgleich für alle Unternehmen zugehen, sodass möglichst weitere Unternehmen in Deutschland Transportdienstleistungen anbieten und den Markt beleben.
Im Fernverkehr gibt es keine wirkliche Konkurrenz zur DB, zum Nachteil der Kunden. Im Regionalverkehr teilweise, doch auch hier gibt es einen massiven Nachteil für Bahn-externe Konkurrenz. Man siehe einfach mal wie die ODEG hilflos ist, weil Die Bahn (Netz) meint, die Strecke Berlin-Frankfurt (O) plötzlich zu sperren ohne Ankündigung oder Ausgleich.
Das wäre natürlich meine Idealvorstellung, mit einem gewissen Utopismus, das muss man hier dazu sagen.
Wie ich eingangs erwähnte halte ich den Ansatz einer kompletten reverstaatlichten Staatsbahn auch für legitim, auch wenn ich persönlich den der kompletten Privatisierung bevorzugen (hehe Wortspiel) würde.
Nur der derzeitige Zustand zwischen verschiedenen Stühlen ist wirklich nicht mehr tragbar.
Deswegen muss das Netz auch dringend aus dem DB-Konzern rausgelöst werden. Damit jedes EVU auch gleich behandelt wird und auch die Trassenpreise für jedes EVU gleich sind. Und damit sowas wie es jetzt der ODEG und auch anderen passiiert, dass man genau weiß, wann ein anderes EVU eine Strecke übernimmt und dann natürlich große Arbeiten dahin legt, wo man selbst da nicht mehr fährt.
Die Trassengebühren sind auch heute schon für jedes EVU gleich. Das regelt das Trassenpreissystem 2018, also ein Gesetz.