Bundespräsident
Charly Roth
Im April 1945 befinden sich noch rund 48000 Häftlinge im Lager Buchenwald, wenige Kilometer von Weimar entfernt. Seit Mitte März 1945 ist klar, dass die Alliierten auf dem Vormarsch Richtung Berlin sind. Am 11. April 1945 erreichen sie das Konzentrationslager Buchenwald. Bevor sie das Lager erreichen, übernehmen die Häftlinge die Leitung von den sich abziehenden SS-Schergen, öffnen die Tore und hissen die weiße Flagge. Ein Bild des Grauens offenbart sich den US-Truppen: Leichenberge, Menschenasche in den Krematoriumsöfen, abgemagerte Häftlinge. Der Oberbefehlshaber der alliierten Streitkräfte und spätere US-Präsident, Dwight D. Eisenhower, schrieb nach seinem Besuch des Lagers am 12. April 1945 in sein Tagebuch:
"Ich bin niemals im Stande gewesen, die Gefühle zu schildern, die mich überkamen, als ich zum ersten Mal ein so unbestreitbares Zeugnis für die Unmenschlichkeit der Nazis und dafür vor Augen hatte, dass sie sich über die primitivsten Gebote der Menschlichkeit in skrupelloser Weise hinwegsetzten. Nichts hat mich je so erschüttert wie dieser Anblick."
Die Zahl der Todesopfer, die in Buchenwald ihr Leben ließen wird auf 56000 Menschen geschätzt.
Heute gedenkt die Nationale Mahn- und Gedenkstätte Buchenwald an die Gräueltaten. Und noch heute wird diese Gedenkstätte tausendfach besucht. In pandemiefreien Zeiten sind fast täglich Schulgruppen für eine Führung angemeldet. Und das ist richtig so. Niemals dürfen wir diesen Schatten unserer Geschichte dunkler werden lassen. Das Grauen findet sich in Buchenwald nicht in den Überresten des Lagers, sondern in den Geschichten, die darüber erzählt werden. Es gibt nicht mehr viele Überlebende der Konzentrationslager. Ihre Geschichten sind es, die wir weitergeben müssen an unsere und nachfolgende Generationen. Sie sollen Mahnung und Antrieb zugleich sein, damit sich Geschichte nicht wiederholt. Dieser Ort bezeugt so viel Leid und Traurigkeit, dass man dankbar sein muss, so etwas Furchtbares nie erlebt zu haben. Wir gedenken heute der Befreiung des Konzentrationslagers und wir gedenken vor allem den fast 56000 Menschen, die hier einen grausamen Tod gefunden haben.
Wir, die Nachfolgegenerationen, tragen keine Schuld an dem, was damals passiert ist. Aber wir tragen die Schuld dafür, wenn es sich wiederholt. Wehret den Anfängen! Deshalb lasst uns niemals vergessen, wozu Menschen fähig sind. Was sie anderen Menschen für Leid zufügen können.
Im Anschluss seiner Rede, legte Bundespräsident Charly Roth im Konzentrationslager Buchenwald einen Kranz nieder, um den Opfern zu gedenken.