Beiträge von Theresa Wiedmann

    Erhebt sich von ihrem Platz und geht zum Redepult


    Sehr geehrter Herr Präsident,

    Liebe Kolleg*innen,


    An den Kollegen Müller eine kurze Vorbemerkung. Es ist eigentlich parlamentarischer Brauch, dass der*die Antragssteller*in das erste Wort hat.


    „Das Alte und Morsche, die Monarchie ist zusammengebrochen. Es lebe das Neue; es lebe die deutsche Republik“, kein anderer wie jener Satz, welche der damalige SPD-Reichstagsabgeordnete Philipp Scheidemann am 09. November 1918 sagte, spiegelt den Übergang vom reaktionären Kaiserreich in die erste deutsche Demokratie besser dar. Es war dieser Satz, welcher ein neues, ein demokratisches Zeitalter einleitete. Jetzt stehen wir hier, etwas mehr als 102 Jahre später im Reichstag, von wo aus dieser Satz gesagt wurde und debattieren über einen Antrag, welcher die letzten Überbleibsel dieses alten Systems, welches für die Urkatastrophe des 20. Jahrhundert entschieden verantwortlich ist, beseitigen soll.


    Das Grundgesetz erkennt alle Menschen vor Recht und Gesetz als gleich an, wie zuvor schon die Weimarer Reichsverfassung. Daran ändern auch diese Titel nichts, das kann und möchte ich nicht bezweifeln. Aber es gibt den Menschen die sie tragen anscheinend, zumindest wenn man den Diskurs der letzten Tage verfolgt oder das Wirken von Herrn Wildungen in den gesamten letzten Monaten das Gefühl, dem sei nicht so. Ich bin hier ganz entschieden und sage, dieses Gefühl hängt mit der Fehlentscheidung der politischen Verantwortlichen jener Zeit zusammen, dass ehemalige Titel als Adelsbestandteile erhalten bleiben. Und ich sage auch, gehen wir zusammen den Weg, welchen die Republik Österreich über ein Jahrhundert zuvor gegangen ist und begradigen wir diesen Fehler.


    Wir erleben in den letzten Tagen die Vergabe von Titeln, welche weder irgendeine Rechtskraft besitzen oder sonst etwas, nur damit sich eine Clique reaktionärer Politiker - und ich gendere hier bewusst nicht, weil es sich ausschließlich um Männer handelt - fleißig einen kleinen elitären Rahmen schaffen kann, in der sie ihre reaktionären Phantasien ausleben können. Auch das ist an sich noch kein ernsthaftes Problem, immerhin gibt es diesen Rahmen für Reaktionäre schon.


    Schaut in Richtung des Abgeordneten Dregger


    Es ist aber sehr wohl ein Problem, da hierdurch von dieser besagten kleinen Gruppe Honorationen und Würdigungen zugeteilt werden an Menschen, welche sich „um das Vaterland verdient gemacht haben“ aus deren Sicht und damit das staatliche Ordenswesen, welches wirklich dafür zuständig ist, untergräbt. Zudem frage ich mich, was an Fremdenfeindlichkeit, Homo-, Bi-, Trans-, und Interfeindlichkeit sowie Misogynie ein „Verdienst fürs Vaterland“ sein soll, aber vielleicht muss dazu adelig geboren wurden sein, um das zu verstehen.


    Herr Präsident,

    Herr Kollege Müller,


    ich bin ja froh, dass hier von Ihrer Seite aus auch ein Diskurs gesucht wird, der auf einer inhaltlichen Ebene stattfindet. Aber ich muss an dieser Stelle betonen, dass zwar die juristischen Vorrechte des Adels abgeschafft wurden, aber meine Ausführungen doch klar dafür sprechen, warum eben jene Adelstitel und -prädikate abgeschafft gehören. Ja, es wird einen Mehraufwand für die Verwaltung geben, aber dieser Aufwand ist ein notwendiger Aufwand, um den Gleichheitsgrundsatz des Grundgesetzes und das Staatsprinzip der Demokratie zu wahren, achten und zu verteidigen. Es ist ein notwendiger und längst überfälliger Schritt.


    Herzlichen Dank!

    Wenn Florentin Plötz in seinem Amt ernstgenommen werden will, sollte er keine Ratschläge von Ihnen annehmen, Herr Wildungen.

    60x60bb.jpgDeutscher Bundestag

    Siebte Wahlperiode





    Drucksache VII/V



    Gesetzentwurf

    der Abgeordneten Theresa Wiedmann, Magnus Gruensen und der Fraktion Die Grünen



    Entwurf eines Gesetzes zur Abschaffung von Adelstiteln und -prädikaten als Namensbestandteil





    A. Problem und Ziel

    102 Jahre nach der Abschaffung der Monarchie und der Gleichstellung aller Menschen vor Recht und Gesetz ist diese noch immer nicht beendet. Durch die Festschreibung von ehemaligen Adelstiteln und -Prädikaten als Bestandteil des Namens wird noch immer das Bild einer besseren Stellung von ‚adelig‘ geborenen Menschen suggeriert. Durch die Zunahme von Titelverleihungen in den vergangenen Tagen, wird das staatliche Ordenswesen, welches der Würdigung besonderer Verdienste dient, untergraben und monarchistischen Tendenzen, welche dem Grundgesetz zuwiderlaufen, gestärkt.



    B. Lösung

    Durch die Abschaffung von Adelstitel und -Prädikaten wird die Gleichstellung aller Menschen vor Recht und Gesetz vollständig abgeschlossen und korrigiert eine Fehlentscheidung des letzten Jahrhunderts.



    C. Alternativen

    Kein


    D. Kosten

    Geringfügige Kosten für die Verwaltung sind zu erwarten.





    Anlage 1



    Entwurf eines Gesetzes zur Abschaffung von Adelstiteln und -prädikaten als Namensbestandteil



    Vom ...



    Der Bundestag hat das folgende Gesetz beschlossen:





    § 1

    Abschaffung von Adelstiteln und Prädikaten als Namensbestandteil



    (1) Die Führung von Adelsbezeichnungen, Titeln und Adelsprädikaten ist untersagt.

    (2) Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafen bis zu 20.000 Euro bestraft.



    § 2

    Inkrafttreten



    Dieses Gesetz tritt am Tage nach der Verkündung in Kraft.






    Theresa Wiedmann und Fraktion





    Begründung

    Optional







    Also ich glaube, ohne es genau zu wissen, dass es nur eine Kostenfrage ist.

    Nein, eben nicht. Es gibt den Grundsatz der Unabänderlichkeit des Namens, welcher verhindert, dass dieser willkürlich geändert wird. Nur in einigen, gut begründeten Ausnahmen ist dies möglich. Wie beispielsweise bei lächerlichen oder anstößigen Namen, Namen, welche in ihrer Schreibweise und/oder Aussprache außergewöhnliche Schwierigkeiten bereiten oder als Angehörige*r von namentlich bekannten Straftäter*innen, über die ausführlich medial berichtet wurde.

    Dieser Beitrag ist aber zeitgleich auch ein Zeugnis davon, dass sie andere Meinungen ebenfalls nicht akzeptieren können.

    Das „republikanische Regime“ wurde im Gegensatz zu der, von ihnen propagierten, Monarchie von einer Mehrheit des Volkes durch Wahlen legitimiert. Aber das war es nicht, was ich meinte.

    Die "Mehrheit des Volkes" wurde irregeleitet und bedroht, und noch dazu war es keinesfalls eine "Mehrheit des Volkes", sondern eine kleine Clique sozialistischer Rädelsführer, die den Staatsstreich 1918/19 durchführten.

    Wie heisst nochmal dieses Organ, das 1919 tagte…Weimarer Nationalversammlung oder so?

    Wenn die Grünen in NRW bloß so debattenfreudig wären, wie es die aus Bayern sind - wir hätten die letzte LP eine aktive Regierung gehabt!

    Mit aktiven Regierungen kennen Sie sich ja gut aus.

    Möchten Sie meiner letzten Regierung in NRW unterstellen, sie hätte nicht aktiv gearbeitet? Also da gab's ja so eine Reform, die war aber wohl zu groß für ein paar Abgeordnete, die nicht der SDP angehören...

    Dürfen Abgeordnete jetzt nicht mehr gegen Gesetzesentwürfe der Regierung stimmen oder spielen sie auf die nicht Ausfertigung durch die Regierung Wexler an? Wenn diese aus ihrer Sicht so verfassungswidrig gewesen wäre, hätte ihnen der Weg vors Oberste Gericht doch offen gestanden.

    Herr Winterscheidt,

    eine Frage stellt sich mir jetzt aber. Sie sind als Spitzenkandidat in Bayern gewählt worden, um Ihre Leitideen umzusetzen. Was sagen sie den bayerischen Wähler*innen, die ihre Liste gewählt haben in Bayern und dort über keinerlei Vertretung mehr im bayerischen Landtag verfügen?