IV/006 Debatte | Landesvogelgesetz

  • Die Debatte dauert zwei Tage und endet am Mittwoch dem 01. Juni 2022 um 21:05 Uhr.

    Hajime Nagumo

    Mitglied der Hamburger Bürgerschaft

    Präsident der Hamburger Bürgerschaft

    Vorsitzender der vPiratenpartei

  • Sehr geehrtes Präsidium,

    Sehr geehrte Mitabgeordnete und Mitabgeordnetinnen,


    jedes Bundesland hat seine eigene Identität. Jedes Bundesland hat ein gewisses Selbstverständnis, dass von seinen Bürgerinnen und Bürgern getragen wird. Die Institutionen des Landes versuchen in der Regel diese Identität in Form von Symbolen der Welt zu vermitteln. Sie tragen diese Symbole auch, um zu zeigen, dass sie die Werte des Bürgers, des Souveräns teilen und ihnen entsprechen.

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    Historisch erfüllten oft Tiere den Zweck eines solchen Symboles, vor allem als Wappentier. Nun wollen wir aber natürlich nicht das historisch gewachsene Hamburger Wappen ersetzen. Jedoch können wir in einem kleinen bürokratischen Akt ein solches Symbol für die Freie und Hansestadt adoptieren.


    Warum die Lachmöwe, wird man jetzt natürlich fragen. Man mag hier einen rein humoristischen Ansatz vermuten, das wäre allerdings zu simpel. Die Lachmöwe ist einer der häufigsten Vögel in unserer schönen Stadt, und die häufigste Möwenart an der Elbe. Die Lachmöwe ist ein gewohntes Bild in Norddeutschland, sie gehört zur norddeutschen Seeromantik, zur norddeutschen Gelassenheit dazu. Sie gehört zu Meer, zur Küste, zur Elbe, zu Norddeutschland dazu. Und auch, wenn es manchmal zu Konflikten zwischen Mensch und unseren Gefiederten Freunden kommt, wird wohl kein Hamburger ernsthaft auf sie verzichten wollen. Zu sehr gehören sie zu uns dazu. Es werden Kitas und Vereine nach ihnen benannt. Sie sind Hamburger wie du und ich.

    Doch trotz dieser Selbstverständlichkeit, dieser Häufigkeit, stehen diese Vögel einer Bedrohung gegenüber. Die Lachmöwe war historisch immer wieder bedroht, durch die Zerstörung ihres Lebensraums durch den Menschen. Erst im vergangenen Jahrhundert konnten sich die Bestandszahlen regenerieren, wobei sie regional immer noch stark fluktuieren. Nun aber steht die Lachmöwe einer neuen Bedrohung gegenüber: Dem menschgemachten Klimawandel. Die Klimakatastrophe wird breitflächig den Lebensraum und die Lebensgrundlage dieses Vogels zerstören, und wir werden uns mit massiv schrumpfenden Bestandszahlen auseinandersetzen müssen.


    Die Lachmöwe steht stellvertretend für das, was wir verlieren werden, wenn wir und nicht mäßigen, die Klimakrise nicht stoppen.


    Diesem, unseren Vogel, diesem althamburger Federvieh durch eine Symbolhafte Hervorhebung eine besondere Aufmerksamkeit zu schenken, und damit auch noch einmal einen zusätzlichen Impuls zu geben auf die globale Krise zu schauen, ist das mindeste, was wir tun können. Es ist ein weitverbreiteter Irrglaube, dass Symbolpolitik nichts bringt. Symbolpolitik kann inspirieren, kann anstacheln, kann Aufmerksamkeit schenken, wo sie bisher gefehlt hat. Es kann und darf natürlich nie der letzte Schritt sein, es ist aber ein kleiner Schritt, der leicht zu gehen ist.