DEBATTE IV/013 | Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Mindestlohngesetzes

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    DEBATTE ÜBER DRUCKSACHE IV/013

    Wir kommen zur Debatte über folgenden Antrag. Sie dauert gemäß Geschäftsordnung drei Tage.

  • Herr Präsident,

    liebe Kolleginnen und Kollegen,


    bevor ich inhaltlich auf den Antrag eingehen möchte, möchte ich anmerken, dass dem Antrag das komplette Vorblatt fehlt. Problem, Lösung, Alternativen und Kosten sind nicht aufgelistet. Dabei wären doch zumindest die Kosten bzw. in dem Fall Mehreinnahmen nicht uninteressant; aber das zeigt schon wieder, dass es diesem Antrag an Qualität mangelt und die Antragsteller sich nicht ausreichen mit dem Thema beschäftigt haben.


    Um inhaltlich auf den Eintrag einzugehen, möchte ich anmerken, dass dieser Antrag mal wieder komplett seine Wirkungen verfehlen würde und zeigt, wie realitätsfern die Linksdemokraten doch eigentlich sind. In der Theorie hört sich das alles doch wirklich gut an, in der Praxis aber nicht.


    Unternehmen benötigen Zeit für eine Lohnumstellung, dies kann nicht einfach von heute auf Morgen passieren und schon gar nicht mitten in einer Krise. Diese Mehrkosten, die durch eine Lohnerhöhung entstehen, müssen die Unternehmen erst einmal decken können. Können sie das nicht, so müssen sie Angestellte entlassen, weil sie schlicht zu teuer sind. Und bei einer Gehaltserhöhung von 50ct jedes halbe Jahr wird dies dann doch schon einige den Job kosten. Das, liebe Vorwärts-Fraktion verfehlt die Wirkung - und ich hoffe Sie stimmen mir hier zu - doch recht deutlich. Ein Mindestlohn kann nicht in solch kurzen Intervallen um die genannten Summen erhöht werden.


    Vernachlässigen wir aber mal das oben gesagte, selbst dann würde eine Mindestlohnerhöhung nämlich absolut gar nichts bringen. Wenn die Bürger mehr Geld zu Verfügung haben, steigt die Nachfrage nach gewissen Produkten. Das heißt im Umkehrschluss, dass die Anbieter und Unternehmen den Preis für diese Produkte erhöhen können und werden (Angebots- und Nachfragetheorie).


    Dieser Antrag ist gut gemeint, die Folgen und Auswirkungen wurden dabei aber völlig vernachlässigt. Wirtschaftlich gesehen wäre er eine Katastrophe für viele Unternehmen und ist daher abzulehnen.


    Vielen Dank

  • Herr Kollege Neuheimer,


    Problem und Lösungen kann man auch in einer Begründung darstellen. Einen Antrag deshalb als qualitativ mangelhaft zu bezeichnen ist zwar Ihr beliebtes Ding, aber wird dennoch nicht wahrer. Zu den zusätzlichen Einnahmen kann ich an der Stelle nichts sagen, da sie aus aktueller Sicht für mich schlichtweg nicht kalkulierbar sind. Die Einführung des Mindestlohns 2014 hat dem Staatshaushalt ungefähr ein Plus von 5 bis 7 Milliarden gebracht. Diese Zahlen sind bekannt. Vielleicht hilft das etwas besser es richtig einzuordnen.


    Ein Mindestlohn kann selbstverständlich auch in kurzen Intervallen erhöht werden. Natürlich nicht von jetzt auf gleich auf 13€, das ist uns auch bewusst. Sofern Sie den Antrag richtig gelesen haben, werden Sie feststellen, das wir die Erhöhungen gestaffelt haben. Das Ziel wird dadurch zwar erst 2023 erreicht werden aber dadurch schaffen wir genau das, was Sie uns hier grundlos absprechen: Planungssicherheit. Aktuell beträgt der Mindestlohn zum 01.01.2021 pro Stunde 9,50€.


    Ihre Argumente, das wird "Jobs" kosten haben leider keine faktische Grundlage oder auf worauf berufen Sie sich dabei? Sonst müsste ich diese als Vermutungen betrachten, würde letztlich aber auch nichts am Antrag ändern.


    Herzlichen Dank.