Abschiedsrede des Bundespräsidenten

  • Abschiedsrede des Bundespräsidenten Gerold von Hohenelmen-Lützburg



    Bundespräsident Hohenelmen-Lützburg betritt den großen Saal des Schlosses Bellevue, um eine Rede zum Abschied aus dem Schloss Bellevue zu halten....



    Meine lieben Mitbürgerinnen und Mitbürger und alle Menschen in unserer schönen Bundesrepublik,


    heute spreche ich zu Ihnen, um Abschied zu nehmen. Es war mir eine große Ehre und das Privileg meines Lebens, als Bundespräsident aller Menschen in unserem Land dienen zu dürfen. In den vergangenen Monaten habe ich mein Bestes gegeben, um fair und unparteiisch zu handeln und die Interessen aller Bürgerinnen und Bürger zu wahren und zu vertreten.


    Während meiner Amtszeit habe ich mich mit ganzem Herzen für ein starkes und geeintes Europa eingesetzt. Ich habe die konsequente Unterstützung der Ukraine vorangetrieben und mich gegen die schrecklichen Gräueltaten der Hamas ausgesprochen. Ich habe den Beistand von Menschen in Not gesucht und mich für ihre Rechte eingesetzt. Ich habe mich aber auch für die Stärkung des Ehrenamtes eingesetzt und wertvolle Einblicke in die Arbeit der Menschen gewonnen. In meiner Tätigkeit als Staatsoberhaupt hatte ich das Privileg viele bewegende Momente erleben zu können, die mich nachhaltig geprägt haben. Ich erinnere mich an den Besuch in einer Flüchtlingsunterkunft, wo ich persönlich mit den Menschen gesprochen habe, die vor Krieg und Verfolgung geflohen waren. Ihre Geschichten haben mich zutiefst berührt und mir gezeigt, wie wichtig es ist, Solidarität und Mitgefühl zu zeigen.


    Die Zuwanderung stellt zweifelsohne eine Gesellschaftsherausforderung dar. Ein Beispiel hierfür ist etwa das Verhältnis von Einheimischen und Zugewanderten. Über Jahrhunderte war Deutschland überwiegend ein Auswanderungsland. Heute wollen weit mehr Menschen zu uns hinein als heraus. Um für eine derart veränderte Lage die menschliche Einstellung und den staatlichen Rahmen zu finden, brauchen wir Zeit. Wir müssen nach konsensfähigen Lösungen suchen, die die Mehrheit in der Bevölkerung versteht und mitträgt, und zwar in öffentlicher Diskussion. Es hat keinen Zweck, sich vor der gesellschaftlichen Wirklichkeit zu verstecken. Wer das Stichwort Einwanderungspolitik tabuisieren will, weil er sonst ausländerfeindliche Ausschreitungen befürchtet, der stellt die Zusammenhänge auf den Kopf. Soziale Konflikte haben ihre Ursache weit eher im Verschweigen oder Verzögern fälliger politischer Zielvorgaben als in ihrem Gefolge.


    Einwanderung bringt jedoch nichtsdestotrotz auch Problemfragen mit sich. Lassen Sie mich daher betonen, dass es glücklicherweise gelungen ist, die Zahl der Flüchtlinge und illegalen Einwanderer nach Europa und nach Deutschland deutlich zu reduzieren. Aber alle wissen: Ohne eine effiziente Sicherung der europäischen Außengrenzen, ohne eine geregelte europäische Einwanderungspolitik und letztlich ohne Verbesserung der Lebensumstände in den Herkunftsländern werden krisenhafte Zuspitzungen auch in Zukunft zu erwarten sein. Und manche der europäischen Gesellschaften könnten mit Aufnahme und Integration einer großen Zahl von Flüchtlingen und Migranten auch überfordert sein.


    Entschlossenes und weitsichtiges Handeln generiert Vertrauen. Wenn aber für Teile der Bevölkerung die Regierenden nicht mehr Herr der Lage sind, haben Populisten einen Grund mehr, Zweifel an der liberalen Demokratie zu säen. Ich möchte aber auch mit Nachdruck betonen, dass der Populismus in Deutschland inzwischen eine ernsthafte Gefahr darstellt, da er dazu neigt, einfache Lösungen für komplexe Probleme anzubieten und dabei oft auf Ängste und Vorurteile der Bevölkerung abzielt. Populistische Parteien und Politiker können durch ihre polarisierenden Aussagen und vereinfachten Versprechungen Spaltungen in der Gesellschaft verstärken und den gesellschaftlichen Zusammenhalt gefährden. Wenn populistische Strömungen an Einfluss gewinnen, besteht die Bedrohungslage, dass demokratische Werte und Institutionen untergraben werden und autoritäre Tendenzen gestärkt werden. Daher ist es wichtig, dem Populismus mit Aufklärung, Fakten und einem demokratischen Diskurs entgegenzutreten, um eine Spaltung der Gesellschaft zu verhindern und die demokratischen Grundprinzipien zu wahren.


    Die Schrecken des Dritten Reiches haben uns auf schmerzliche Weise vor Augen geführt, wohin der Weg des Populismus und des Zündelns mit dem Feuer führen kann. Die Verführungskraft des nationalsozialistischen Regimes und die damit einhergehenden Verbrechen haben unermessliches Leid über Millionen von Menschen gebracht. Die Geschichte lehrt uns, dass wir wachsam bleiben müssen gegenüber populistischen Strömungen, die auf Ausgrenzung, Hass und Intoleranz basieren. Denn die Folgen können verheerend sein und das menschliche Leben in ungeahntem Maße zerstören. Wir Deutschen können uns gerade deshalb glücklich schätzen, dass wir eine zweite Chance bekommen haben. Nach den Schrecken und Verbrechen des Nationalsozialismus stand Deutschland vor einer großen Herausforderung - wie konnten wir unsere düstere Vergangenheit überwinden und uns wieder in die internationale Gemeinschaft eingliedern? Dank der Westbindung, der Integration in die westlichen Bündnisse und der Freundschaft mit unseren Nachbarn konnten wir diesen Weg erfolgreich gehen. Die Bindung an die westliche Hemisphäre war für uns Deutsche eine wichtige Stütze auf dem Weg zur Versöhnung und zur Demokratie. Durch die enge Zusammenarbeit mit Ländern wie den USA, Frankreich und Großbritannien konnten wir uns als verlässlicher Partner in Europa und der Welt etablieren. Diese Verbundenheit hat uns geholfen, die Schrecken der Vergangenheit zu überwinden und eine neue, demokratische Zukunft aufzubauen.


    Liebe Landsleute, es ist wichtig, dass wir uns immer an unsere düstere Epoche der deutschen Geschichte erinnern und aus ihr lernen. Die Gräueltaten des Nationalsozialismus dürfen niemals vergessen werden, denn sie mahnen uns, wachsam zu bleiben und für Demokratie, Toleranz und Menschenrechte einzutreten. Nur so können wir sicherstellen, dass sich solche Verbrechen nie wiederholen.


    Wer die Demokratie liebt, wird sie schützen, nicht allein gegen die Feinde der offenen Gesellschaft im Inneren. Wer die Achtung der Menschenwürde zu einem Wesenskern der eigenen Verfassung macht, wird Mitverantwortung übernehmen auch für den Fortbestand der internationalen Ordnung, deren Kern gemeinsame Normen und Werte und deren Ziel die Aufrechterhaltung von Frieden und Recht sind.


    Lassen Sie mich abschließend betonen, dass es die Ehre meines Lebens ist Ihnen als Bundespräsident dienen zu dürfen. Ich hoffe von Herzen, dass es mir gelungen ist, fair und unparteiisch zu dienen und dass ich das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger nicht enttäuscht habe. Zu guter Letzt möchte ich sagen: Auch wenn meine Amtszeit endet, so bleibt mein Engagement für unser Land und seine Menschen bestehen. Ich werde mich weiterhin für die Werte einsetzen, die uns alle verbinden: Respekt, Toleranz und Mitgefühl.


    Gott schütze unser Land!

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    Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen

    Mitglied des Landtags von Nordrhein-Westfalen


    Einmal editiert, zuletzt von Gerold von Hohenelmen-Lützburg ()

  • Erlaucht sitzen. in der ersten Reihe beim Abschidet des langjährigen Weggefährten.

    Gerührt spendet er Beifall , nach der Rede des Scheidenden.

    Dr. Christian Theodor Felix Reichsgraf Schenk von Wildungen

    Vizepräsident des Deutschen Bundestages,

    Präsident des bayrischen Landtages a.D.

    Bundesminister für Landwirtschaft, Ernährung und Umwelt a.D.

    Staatssekretär im Staatsministerium der Finanzen und für Heimat des Freistaates Bayern a.D.

    Ministerpräsident des Freistaates Bayern a.D.


    "Wir werden Ambos ,wenn wir nichts tun um Hammer zu sein."

    Fürst Otto Eduard Leopold von Bismarck-Schönhausen (1815-1898)

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