Warum nur Kapitalismus den Klimawandel stoppen kann

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Abb. 1: Klimaproteste.


System Change not Climate Change?


Bei Demonstrationen von „Fridays for Future“ und ähnlichen Gruppierungen sind häufig Schilder mit Forderungen nach „System Change not Climate Change“ zu sehen. Das Narrativ: nur, wenn der „fossile Kapitalismus“ überwunden werde, könne das Klima geschützt werden. Es durchzieht mittlerweile fast die ganze politische Linke. Der Kapitalismus sei in ökologischen Fragen nicht besonders hilfreich, urteilt Maja Göpel. Und Autorin Ulrike Herrmann, die unter anderem für die linke Tageszeitung „taz“ schreibt, formuliert es in ihrem Buch „Das Ende des Kapitalismus“ noch offensiver. Antikapitalismus, man muss es so sagen, ist mittlerweile en vogue. Doch: das Narrativ, nur über die Abkehr vom „fossilen Kapitalismus“ könne der Klimawandel bekämpft werden, stimmt nicht.


Dass insbesondere die Grünen sowie die sogenannte „Klimabewegung“ konsum- und verbrauchskritisch eingestellt sind, dürfte hinlänglich bekannt sein. Dies spiegelt sich insbesondere in verschiedenen Angriffen auf das Auto als individuelles Verkehrsmittel oder auf das Flugzeug wider. So hat die grün-geführte Bundesregierung im Frühjahr 2022 die Luftverkehrsteuer, deren ökologische Wirkung umstritten ist, erhöht, in Berlin wird ein Verwendungsverbot für Autos auf der Berliner Friedrichstraße gefordert, und Fridays for Future pocht auf ein Moratorium hinsichtlich des Neubaus von Autobahnen.


Viele Antikapitalisten und Fridays-for-Future-Aktivisten vertreten nämlich die These, unbegrenztes Wachstum sei nicht erreichbar, weil Wachstum, Ressourcenverbrauch und somit CO2-Ausstoß proportional zueinander seien. Doch schon diese These lässt sich nicht halten; vielmehr ist ein Trend zur Dematerialisierung und die Entkopplung von Wirtschaftswachstum, Rohstoffverbrauch und CO2-Ausstoß seit den 1970er-Jahren belegt, das heißt, dass weniger Rohstoffe verbraucht werden, um ein Produkt herzustellen (vgl. Ausubel: 2015; McAfee: 2020; Zitelmann: 2022). Man blicke auf das Smartphone: Vorläufer waren dicke, sperrige Geräte, die nur zum Telefonieren gut waren; heute werden verschiedene Geräte im Smartphone, das flach und klein ist sowie in eine Tasche passt, vereint. Grund ist das Bestreben der Unternehmer, möglichst viel Gewinn bei möglichst geringem Kostenaufwand zu machen, sodass tendenziell ein Bestreben zu Ressourcensparsamkeit besteht. Nichts anderes gilt für andere Rohstoffe, etwa das Wasser. Obwohl die Bevölkerung in den USA angestiegen ist, ist dieser seit dem Jahr 1985 konstant geblieben (USGS: 2018):


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Abb. 2: Täglicher Wasserbrauch in den USA in Verhältnis zur Bevölkerungsentwicklung.


Nichts anderes gilt für andere Rohstoffe – es hat einen Grund, warum sich Prophezeiungen des „Club of Rome“ nicht bewahrheitet haben. Und der CO2-Ausstoß pro Kopf in Deutschland ist – ohne EU-Emissionshandel, der erst im Jahr 2005 eingeführt wurde, wohlgemerkt - von 12,5 Tonnen pro Kopf im Jahr 1990 auf 10,2 Tonnen pro Kopf im Jahr 2004 gesunken (vgl. Statista: 2022). Bis 2019 ist eine weitere Senkung auf nur noch 7,9 Tonnen CO2-Emissionen pro Kopf erfolgt (vgl. ebd.). Insgesamt ist also eine Senkung von 4,6 Tonnen CO2-Emissionen pro Kopf erfolgt. Der Kapitalismus ist also offenkundig in der Lage, umweltfreundlicheres bzw. umweltfreundliches Konsumieren zu ermöglichen. Und so ist die Studienlage eindeutig: Länder, die wirtschaftlich freier, also marktwirtschaftlicher orientiert, sind, schneiden im Enviromental Perfomance Index der Yale-Universität besser ab als Länder, die wirtschaftlich weniger frei sind (vgl. Heritage 2021). Und so zerfällt das Narrativ der Maja Göpel, der Kapitalismus sei in ökologischen Fragen „nicht besonders hilfreich“, in seine Einzelteile. Doch schon vor diesem Hintergrund lässt sich die Position der Ökosozialisten nicht halten. Denn:


Warum Verzicht, Klima-Gipfel und Degrowth die Situation nur verschlimmern werden


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Abb. 3: Der Ökonom Christian Rieck.


Wer kennt es nicht, immer mal wieder ist irgendwo irgendein Klimagipfel gescheitert. Doch warum ist das eigentlich so? Das liegt am Phänomen des sogenannten „Sozialen Dilemmas“, das wissenschaftlich belegt ist. Es handelt sich dabei um Situationen, in denen beteiligte Akteure auf ihre individuellen Interessen verzichten müssen, um ein gemeinschaftliches Interesse zu erreichen (vgl. Keller: 2022). Im Falle der Klima-Gipfel handelt es sich beispielsweise um Einschnitte in die Lebensqualität, um den Klimawandel zu begrenzen. Doch: kaum wer wird sich an solcherlei Abmachungen halten, da es gegen die eigenen individuellen Interessen verstößt. Dieser Effekt wird dadurch verstärkt, dass der Anteil des Individuums am Gemeinwohl eher gering ist, etwa, dass sich der Anteil Deutschlands an den weltweiten CO2-Emissionen nur im geringeren einstelligen Prozentbereich bewegt. Wie der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Christian Rieck herausgefunden hat, wird das Erreichen des gemeinschaftlichen Interesses bei Vorliegen eines sozialen Dilemmas immer scheitern – bei besonders radikalem Vorgehen sogar früher als später (vgl. Rieck: 2019). Wer meint, Deutschland müsse wenigstens mit gutem Beispiel mit Verzicht, Degrowth und weniger Konsum vorangehen, irrt. Denn die üblen Nebenfolgen werden andere Individuen – in diesem Falle andere Staaten - eher davor abschrecken, einschlägige Maßnahmen zu erreichen, denn überzeugen. Verhaltensänderung in Richtung einer Minimierung des CO2-Ausstoßes (vgl. ebd.).


Und so ist auch die Forderung von Ulrike Herrmann, unsere Wirtschaft um 30 bis 50 Prozent schrumpfen zu lassen, vollkommen irrsinnig. Wenn sie äußert, das Leben im Jahr 1978 – dem ein Schrumpfen der Wirtschaft um 30 bis 50 Prozent entspräche - sei auch gut gewesen und stelle nicht die Steinzeit dar, so offenbart sie ihre Inkompetenz im Bereich der Wirtschaft auf ganzer Linie. Denn Innovationen und Technik werden sich nicht zurückschrauben lassen, genauso wenig wie die Bevölkerungszahl in der Bundesrepublik Deutschland, sondern ein derart drastisches Schrumpfen der Wirtschaft wird mit zahlreichen Insolvenzen, Arbeitsplatzverlusten und Verarmung einhergehen. Dies wird sich unter dem Motto eines klimaneutralen Deutschlands nicht ohne Weiteres längerfristig durchhalten lassen und international abschreckend wirken. Tenor: „Wenn ich für das Klima verzichte, werde ich arm. Dann bleibe ich lieber wohlhabend.“. „System Change not Climate Change“ und die Abkehr vom „fossilen Kapitalismus“ wird also mit größter Wahrscheinlichkeit das Gegenteil bewirken und dafür sorgen, dass Klimaschutzanstrengungen über Verzicht und Verbote zum Gegenteil führen werden, mal abgesehen davon, dass sukzessiver Verzicht auf Wohlstand nur dazu führen wird, dass diejenigen, die die Möglichkeiten dazu haben, abwandern und somit im Ausland CO2 emittieren werden.


Was also wäre dann zu tun?


Notwendig ist, eine Situation zu schaffen, in der sich Klimaschutz vorteilhaft für alle beteiligten Individuen bzw. Länder auswirkt, also, dass Klimaschutz über einen Weg erreicht wird, der nicht von Wohlstandsverlust gezeichnet ist. Und das wiederum kann nur über Innovationen funktionieren. Verzicht auf das Fahren von Autos, auf das Fliegen oder auf das Fahren von Schiffen wird im Endeffekt nichts bringen; vielmehr muss das Autofahren, muss das Fliegen und muss das Fahren von Schiffen klimaneutral werden. Und hier gibt es bereits zahlreiche Ansätze: Flugzeughersteller verbauen mittlerweile serienmäßig Veränderungen der Formen von Tragflächen und anderen Flugzeugbestandteilen, die Kerosin und somit CO2 sparen, während Boeing und Airbus daran forschen, klimaneutrales Fliegen zu ermöglichen. Wer meint, es könne keine Innovationen geben, der vernachlässigt die Geschichte, die Kraft und die Möglichkeiten, die in den Menschen der Welt stecken, völlig. Beschreiten wir also die Wege in Richtung von mehr Wachstum und mehr Innovationen und nehmen wir Abstand von den Ideen von Friday for Future und co., die sich contraproduktiv auswirken werden.


1000-16-23-150x150.jpegÜber die Gastautorin:

Die Gastautorin, Oxana Koslowska, ist Bundesministerin der Finanzen, für den Wahlkreis Bayern direkt gewähltes Mitglied des Deutschen Bundestages sowie stellvertretende Vorsitzende der Liberal-Konservativen Allianz.





    Kommentare 5

    • Ey, Scherzartikel sind unser Ding!

      • Es wundert nicht, dass Sie der Artikel intellektuell überfordert.

    • Ah, Schade. Das war's dann auch wieder mit dem Ruf von der Berliner Allgemeine.

      • Tatsächlich äußerst merkwürdig, dass die Berliner Allgemeine hier der Bundesfinanzministerin die Möglichkeit gibt, als Gastautorin aufzutreten. So was finde ich schon etwas befremdlich.

        Ansonsten sind die Ausführungen generell ja ganz plausibel. Der Ruf nach mehr Innovation ist sicher auch nicht falsch, man darf aber auch nicht verkennen, dass es keine Garantie gibt, dass "klimarettende" Innovationen auch tatsächlich getätigt werden. Man kann und sollte die bestmöglichen Voraussetzungen dafür schaffen, aber ausschließlich auf Innovation zu setzen ist sicher keine gute Idee, oder um es in der Sprache der Finanzexpertin zu sagen: Alles auf eine Einzelaktie zu setzen kann gut gehen, oder halt nicht. Entsprechend sollte man seine Anlagen breit streuen. Gleiches gilt für den Klimaschutz: Wir sollten möglichst breit gefächerte Maßnahmen ergreifen und nicht alles auf eine Karte setzen.

      • Was finden Sie daran befremdlich?