Eqaual Pay Day – Notwendig oder Unnötig?

Eqaual Pay Day – Notwendig oder Unnötig?


Um genau dieses Problem geht es beim Equal Pay Day. Ziel ist es dabei, die Gesellschaft und Politik darauf aufmerksam zu machen, dass es eine ungleiche Gehaltsverteilung zwischen männlichen und weiblichen Arbeitnehmer*innen gibt. Bedingt ist das zum einen durch vertikale Ungleichheiten. Das heißt, dass Frauen z. B. deutlich seltener Führungspositionen übernehmen und viel häufiger in medizinischen Berufen und in Erziehungsberufen arbeiten, welche in der Regel sehr schlecht bezahlt werden. Dadurch befinden sich Frauen auch eher im Niedriglohnsektor und in Armut. Zum anderen gibt es auch eine horizontale Ungleichheit, was meint, dass Frauen in gleichen oder vergleichbaren Berufen einen geringeren Lohn erhalten. Grund dafür sind unter anderem kulturelle Überzeugungen, konservative Familienplanung und der Fakt, dass Frauen durch eine Schwangerschaft aus dem Beruf gerissen werden können und sie sich anschließend dann auch oft (allein) um das Kind kümmern. Dadurch wird ihnen auch die Möglichkeit entzogen, auf der Karriereleiter aufzusteigen. So existiert bei Chemiker*innen ein Unterschied im Einkommen von 17% zugunsten der Männer oder bei Versicherungskaufleuten sogar ein Unterschied von 21%


Der historisch-kulturelle Blick lohnt jedoch einer weiteren Erwähnung. Denn am Beispiel Deutschlands lässt sich eine Besonderheit ausmachen: Der Ost-West-Unterschied. Der Gender Pay Gap liegt in allen (!) neuen Bundesländern geringer als in den alten Bundesländern. Grund dafür ist unter anderem, dass in der DDR bereits zwangsweise eine Integration der Frauen in den Berufsalltag vollzogen wurde, während dieselbe Entwicklung in der Bundesrepublik deutlich langsamer von statten ging. Aber als würde man zugeben, dass die Bundesrepublik rückständiger als die DDR war. Deutschland liegt dadurch insgesamt im europäischen Vergleich weit hinter Ländern wie Malta, Slowenien, Polen oder Italien – abgeschlagen auf dem 25. Platz (stand 2014). Fasst man an dieser Stelle zusammen, so lässt sich sagen, dass ein Equal Pay Day bei der Mengen an Benachteiligungen für Frauen dringend nötig ist, um auf diese hinzuweisen. Eine Universallösung für die vielfältigen Probleme kann es aber nicht geben.


Nicht alle Ungleichheiten können durch politische Entscheidungen oder gesellschaftliche Diskussionen gelöst werden, denn kulturelle Gegebenheiten und Ansichten wandeln sich in der Regel nur langsam und über Generationen hinweg. Eine Pflegerin, welche 30 Jahre lang in der Pflege gearbeitet hat, wird nicht plötzlich zur Führungspersönlichkeit an der Börse, weil das für die Abschwächung des Gender Pay Gap gut wäre. Und wenn eine Frauenquote in Führungspositionen dafür sorgt, dass Frauen und Männer an der obersten Spitze ähnlich verdienen, hat diese Pflegerin auch nichts davon. Daher muss geschaut werden, welche konkreten Maßnahmen benachteiligten Frauen tatsächlich helfen könnten. Was an dieser Stelle (in der Pflege) gebraucht werden würde, wäre ein gerechter Lohn für die geleistete Arbeit. Ein Problem hierfür stellt aber die Tarifautonomie dar, wodurch der Staat nicht einfach in die Lohnverhandlungen von Gewerkschaften und Unternehmen eingreifen kann. Möglich ist es lediglich, Bezuschussungen zu zahlen oder Mindestlöhne zu verhandeln. Eine wirksame Maßnahme wäre daher die Einführung eines Pflegemindestlohns, um diesen Beruf angemessen zu würdigen. Ähnliches gilt für vergleichbare „Frauenberufe“. Im öffentlichen Dienst wäre es möglich, direkt bessere Gehälter festzulegen, für Berufe, welche eher von Frauen ausgeübt werden.

Auch mehr Transparenz kann helfen, dass das Bewusstsein für Ungerechtigkeiten wächst und diese beseitigt werden können. Die Bundesregierung beschloss im Jahr 2017 daher ein Gesetz, welches es in größeren Unternehmen erlaubt, einzufordern, wie viel Männer im Vergleich zu Frauen verdienen. Dies betrifft immerhin 14 Millionen Arbeitnehmer*innen. In Unternehmen welche weniger als 200 Beschäftigte haben ist dies jedoch nicht möglich. An dieser Stelle anzusetzen und konkrete Regelungen hin zu mehr Transparenz zu schaffen, wäre ebenfalls ein guter Schritt um die Ungleichheit zu minimieren.

Eine Transformation der Sprache, wie z. B. Gendern, könnte zudem dafür sorgen, dass sich gesellschaftliche Bilder wandeln und Stereotype auflösen. Insbesondere im Umgang mit Kindern ist es wichtig, dazu zu motivieren, die Berufe anzustreben, für welche sie sich interessieren und nicht davon abhängig zu machen, ob dieser in das Rollenbild der Frau passt. Daher sind Versuche, eine geschlechtsneutrale Sprache in verschiedenen Bereichen zu implementieren unterstützenswert und können auch einen Beitrag leisten, der durch staatliche Fördermittel unterstützt werden sollte.


Zusätzlich ist die Einführung eines Bedingungslosen Grundeinkommens (BGE) diskussionswert. Bei einem BGE erhalten alle Geschlechter dasselbe Einkommen. Dieses könnte auf vielen verschiedenen Ebenen einen positiven Effekt haben. Die Sicherheit, finanziell abgesichert zu sein, wäre nicht mehr daran geknüpft ob und was man arbeitet. So würden sich beide Geschlechter viel freier entwickeln können, bestimmen, welche Berufe sie ergreifen und welche Lebensentscheidungen sie treffen wollen. Auch Männer hätten mehr Möglichkeiten, sich um Kindeserziehung zu kümmern und wären eher dazu fähig, sich eine Auszeit von ihrer Arbeit zu nehmen. Ebenso würde die so genannte Care-Arbeit gestärkt werden, welche vermehrt von Frauen ausgeübt wird und ohne Entlohnung stattfindet.

Auch der Arbeitsmarkt würde sich umstrukturieren und die Verhandlungsposition von Arbeitnehmer*innen wäre gestärkt. Berufe, welche tendenziell unbeliebt sind, müssten nun gut bezahlt werden, da sonst kein Personal gefunden werden kann. Generell könnte Armut, von welcher, wie bereits erwähnt, eher Frauen betroffen sind, bekämpft werden. Ein BGE ist die Möglichkeit, Emanzipation voran zu treiben. Aus feministischer Perspektive wäre dies also durchaus wünschenswert. Denn an dieser Stelle existiert keine Diskriminierung.


Will man nun die Frage beantworten, ob es wirklich notwendig ist, jährlich einen Equal Pay Day zu veranstalten, dann lässt sich eindeutig sagen: Ja! Denn das Bewusstsein für die bestehenden Probleme unserer der existierenden Nachwirkungen des Patriarchats leidenden Gesellschaft zu stärken, hat hohe Priorität. Doch ein Tag, der darauf hinweist, reicht bei weitem nicht aus, damit ein Wandel vollzogen werden kann. Es benötigt konkrete Maßnahmen, wie jene, die angesprochen worden sind. Diese müssen durch politische Entscheidungsträger*innen umgesetzt werden. Doch auch im Umgang mit- und untereinander ist nicht alles da, wo es sein sollte. Sexismus und Ausgrenzung dürfen keinen Platz in der Gesellschaft mehr erleben, wodurch Diskriminierungen - sei es beim Gehalt oder in der Bahn - erst möglich werden. So gelänge es, einen großen Schritt zu einer gerechteren und angenehmeren Welt zu machen.

    Kommentare 4

    • Das Thema hätte Potential, der Artikel - wohlgemerkt wurde wohl versäumt es als Meinung bzw. Kommentar zu kennzeichnen - büßt aber leider durch Unterstellungen und Weglassen von Informationen an Seriosität ein.


      Es wird kein Wort über den Unterschied zwischen bereinigtem und ungereinigtem Gelder-Pay-Gap verloren, was mEn hierbei unabdingbar ist, um eine fundierte Diskussion zu führen. Bei einem bereinigten GPG liegen wir immerhin "nur" noch bei ca. 6%, was natürlich immer noch 6% zuviel sind, aber eben nur ein Drittel der suggerierten 18%. Und dies befindet sich ausschließlich in den Branchen, in denen es keine geregelten Tarifverträge gibt.


      "Eine wirksame Maßnahme wäre daher die Einführung eines Pflegemindestlohns, um diesen Beruf angemessen zu würdigen." Ich empfehle wirklich dringend hier das Gespräch mit Menschen aus der Pflege zu suchen. Dabei stellt man nämlich fest, dass der Lohn das geringste Problem ist, sondern vielmehr unmenschliche Arbeitsbedingungen, Personalmangel, keine Einhaltung von Ruhezeiten, plötzliches Einspringen etc. und das gilt im Übrigen für Männer und Frauen.

      Vor dem Hintergrund der inflationären Entwicklung sind Lohnerhöhungen als (einzige) Maßnahme in so vielen Bereichen wie angesprochen wird übrigens mMn mit Vorsicht zu betrachten.


      "Auch der Arbeitsmarkt würde sich umstrukturieren und die Verhandlungsposition von Arbeitnehmer*innen wäre gestärkt. Berufe, welche tendenziell unbeliebt sind, müssten nun gut bezahlt werden, da sonst kein Personal gefunden werden kann." Das ist ein schlichtes marktwirtschaftliches Prinzip. Mir erschließt offen gestanden nicht, warum dieser Effekt erst durch ein BGE eintreten sollte.


      "Will man nun die Frage beantworten, ob es wirklich notwendig ist, jährlich einen Equal Pay Day zu veranstalten, dann lässt sich eindeutig sagen: Ja!" Das ist interessant, weil die Überschrift und die Frage suggeriert, es ginge in diesem Aufsatz um eine Abwägung. Allerdings werden gar keine Argumente dagegen genannt.


      • Ersteinmal vielen Dank für das Feedback. Ja, alle meine journalistischen Beiträge sind auch im Kontext meiner persönlichen Meinung zu sehen. Da es sich aber um mehr als einen reinen Kommentar handelt, ist es anders gekennzeichnet. Journalismus muss sich ja nicht zwingend am Aspekt der Neutralität messen lassen.


        Ja, der Unterschied zwischen bereinigt und unbereinigt würde nicht näher erläutert. Da stimme ich zu. Dennoch wurde versucht darauf hinzuweisen, dass es sich bei den 18% Unterschied um die Gesamtheit aller Menschen in Bezug zum System BRD handelt. Es wurde zusätzlich angesprochen, dass diese Unterschiede aber eben immer noch in vergleichbaren Berufen existieren und teilweise sogar höher sind als die 18%.


        Tatsächlich umfasst der Kommentar nicht das Problem der Pflegenden in Deutschland. Ich bin nur auf den Aspekt der ungleichen Verteilung eingegangen und insbesondere auf den Bezug zum Gender Pay Gap. Selbstverständlich sind die Probleme der Pflege viel tiefgreifender. Diese waren lediglich an dieser Stelle nicht das hauptsächliche Thema.


        Das angesprochene Marktwirtschaftliche Prinzip krankt daran, dass in unserer Gesellschaft Erwerbsarbeit existenznotwendig ist. Aus diesem Grund nehmen Menschen Arbeit an, die sie eigentlich nicht machen wollen würden. Viele werden sogar durch den Staat dazu gezwungen ansonsten kürzt man ihnen die geringen Leistungen noch weiter. Mit einem BGE würde das Druckmittel dadurch deutlich gesenkt werden und die privaten Konzerne wären verpflichtet dafür zu sorgen, dass auch wirklich Menschen in ihrer Branche arbeiten wollen.


        Der Artikel hat definitiv nicht den Anspruch, für alle Seiten zu sprechen. Es ist eine persönliche Darstellung. Sicherlich kann man Argumente dagegen nennen, das habe ich an dieser Stelle aber nicht als meine Aufgabe gesehen - weil ich keine Argumente sehe, die ich als notwendig für diesen Artikel betrachtet habe. Ich freue mich aber über Feedback und Diskussionsbeiträge wie Ihren.


      • Die Frau hat im Haushalt ausreichend Beschäftigung!!!!!!

      • Aus welchem Loch kommen Sie schon wieder gekrochen?