Hä? Über Freiheit und die Freie Thüringer.

Freiheit ist etwas ganz tolles. Vor allem in der Politik. Wenn man Linken vorwirft, Titel wie "Sozial" oder "Soziallistisch" seien inhaltsleer, dann sollte man mal den Begriff "Freiheit" ganz genau unter die Lupe nehmen. Schon die ersten politischen Bewegungen liefen unter dem Namen "Liberale" zusammen. Heute, wenige hundert Jahre später, gibt es immer noch etliche Parteien, die unter dem Begriff der Freiheit versuchen, ein Alleinstellungsmerkmal für sich zu kreieren.


Doch was bedeutet diese "Freiheit" eigentlich? Was verstehen Sie als lesender Mensch vor dem Bildschirm, wenn Ihnen dieses Wort auf der Monitorbildoberfläche angezeigt wird?

Ich denke bei Freiheit an Demokratie, an Menschenrechte und an das Recht, mich frei zu äußern und das Recht, dass mir genauso widersprochen werden kann. Ich denke auch an die Freiheitstheorie: "Das Recht meine Faust zu schwingen, endet da wo die Nase des anderen beginnt." Aber was heißt das nun für politische Bewegungen und Parteien in einer bereits freiheitlichen, demokratischen Gesellschaft wie Deutschland? Was heißt das, in der sich jede seriöse Partei den oben genannten Werten verschreibt und Parteien, die diese Wert strikt ablehnen von Gesetzeswegen her verfolgt werden? Ich denke das heißt: Uns fehlen sonst die politischen Inhalte, die wir in den Vordergrund rücken können.


Es gibt im Deutschen wohl wenige passende Begriffe, für eine gegensätzliche Politik zur Sozialdemokratie oder dem Sozialismus. "Neoliberal" könnte passen. Da steckt diese Freiheit aber auch wieder mit drin. "Wirtschaftsradikal" klingt ebenfalls irgendwie unschön. "Reaktionär" für die rechteren Gruppierungen der "Liberalen" scheint auch nicht besonders beliebt zu sein. Doch man sollte die große Mehrheit dieser Art der Politik dieser "freiheitlichen" Parteien als nichts anderes bezeichnen, als was sie ist: Asozial und zum Wohle der wenigen. Denn die Verschleierungstaktik macht es für die politische Rechte in Deutschland (sowie Österreich) nur einfacher, sich selbst einen schicken Anstrich zu geben, ohne anzuecken. Wer nicht für Freiheit ist, sollte gar keinen politischen Einfluss haben. Die Frage ist nicht nach dem "Ob", sondern nach dem "Wie".


Und so kommen wir zum aktuellem Thema: die "Freie Thüringer". Eine thüringische One-Man-Show von Joachim Helle. Ein Mann, über den noch weniger bekannt ist, als über die Ereignisse bei meiner vorletzten Silvesterparty. Auch hier lautet das Kernthema mal wieder: FREIHEIT Ich bin mir sicher, dass es genauso wenig Spaß macht, dieses Wort dauernd zu lesen, wie es nervt, es dauernd zu schreiben. Inhaltlich sind die Freien Thüringen eine Luftnummer. 2 sehr kurze Auftritte, bei denen man ein bisschen gegen Flüchtlinge hetzt und ein bisschen gegen Coronaschutzmaßnahmen wettert, um dann bei Nachfragen sich ein kleines bisschen zu mäßigen. Nichts was man bei anderen politischen Akteuren nicht schon deutlich besser artikuliert hätte sehen können. Danach folgt plötzlich ein Zusammenschluss von FFD und Freie Thüringer. Aus dem Nichts. Die Bewegung war nichtmal 2 Tage alt, da ward sie auch schon durch eine andere übernommen. Da muss man sich mal fragen: Wofür denn dann eigentlich? Warum hat man nicht von Anfang an einfach den Landesverband Thüringen des FFD genutzt? Entweder hat man es hier mit extrem uninformierten Persönlichkeit zu tun, die sich weder mit der Parteienlandschaft, noch mit der politischen Lage Thüringens auskennt, oder mit einer extrem durchtriebenen Person, die in Verhandlungen mit Wildungen und Rache mehr Einfluss für sich gewinnen wollte. Beides gibt Anlass dazu, den "Freiheitlichen" in Thüringen nicht zu trauen.


Es scheint völlig überflüssig, dass man sich überhaupt neue Plakatideen ausgedacht hat. Sie wollen einen Vergleich?


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Finden Sie die Unterschiede. (Wo wir dabei sind: Welche Freiheit wird hier eigentlich propagiert? Die der Reisefreiheit ja wohl eher nicht...)


Aber mal ernsthaft: Neben dieser Nullnummer in Thüringen, denen man schon das grundlegende Verprechen der Freiheit nicht wirklich abnehmen kann, wozu der Name FFD erheblich beiträgt, gibt es ja auch viele gemäßigtere Parteien, die sich mit dem Label des F-Wortes schmücken. Allein seit Beginn der Parteineugründung hätten wir: das Forum liberaler Demokraten, die konsvervativ-liberale Allianz, Vox Populi, die liberale Fortschrittspartei, das FFD und jetzt die Freie Thüringer. Mal ganz unbeachtet von den unzähligen Listen in Ländern wie Bayern oder NRW. Sich selbst als "liberal" zu bezeichnen, ist längst kein Alleinstellungsmerkmal mehr, sondern gesellschaftlicher Konsens. Sich zum Liberalismus zu bekennen, ist darum keineswegs falsch, es ist nur nicht ausreichend, um seine politische Ideen zu beschreiben. Gerade in Hinblick auf die Distanzierung zu Rechtsextremen, die sich besonders in Pandemiezeiten mit dem Titel brüsten, wäre das notwendig. Sonst fallen wahrscheinlich sehr viele auf den gelben oder blauen Anstrich auf brauner Fassade herein.


Mit den Freien Thüringern selbst wird es jedoch nicht allzu lange gut gehen. Diese Modeerscheinung wird auch nur von kurzer Dauer sein und bald vollständig im FFD aufgehen. In dieser einen Sache, dürfen Sie mir ruhig vertrauen.

    Kommentare 4

    • Herr Schumacher,

      Ich bin kein Demokratiefeind. Ich bitte sie das zu unterlassen.


      Herzlichen Dank!

      • Naja, normalerweise sind (Schwester)Parteien immer Zusammenschlüsse gleichgesinnter Menschen.

    • Zitat

      Mit den Freien Thüringern selbst wird es jedoch nicht allzu lange gut gehen. Diese Modeerscheinung wird auch nur von kurzer Dauer sein und bald vollständig im FFD aufgehen. In dieser einen Sache, dürfen Sie mir ruhig vertrauen.

      Das wird nicht passieren, die Freien Thüringer sind die Schwesterpartei des FFD. Und die politischen Positionen sind auch anders, FFD rechts und FT Mitte-rechts.

      • Das FFD ist rechtsextrem und wer mit ihm kooperiert ist genau so Demokratiefeind wie Christian von Wildungen und Harald F. Rache.