Sehr geehrter Herr Präsident,
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
ich finde es schon bemerkenswert, wie die Allianz immer panische Angst vor jedweden Verboten verbreitet, selbst aber immer wieder gerne zur Verbotsstrategie greift. Ich finde es regelrecht belustigend, wie die Allianz von der "Neutralitätspflicht" des Staates spricht, aber die neutrale Information über Homo- und Transsexualität dann aber verbieten möchte. Das hat nichts mit Neutralität zu tun, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen. Es ist wirklich absurd, dass die Allianz glaubt, in den Schulen würde regelrechte "Werbung" für Trans- und Homosexualität verbreitet. Das Werben für Toleranz für jene Gruppen ist damit jedenfalls nicht gleichzusetzen - auch wenn viele das nicht wahrhaben möchten. Die Panik, die die Allianz davor hat, das unsere Kinder regelrecht indoktriniert werden, ist unbegründet. Nach wie vor ist es auch heute noch nicht in besonderem Maße "cool", bi-, homo- oder transsexuell zu sein - und auch heute sind jene Personengruppen, leider, viel Ausgrenzung, Hass und Gewalt ausgesetzt. Die Information darüber, dass Bi-, Homo- und Transsexuelle gleichwertiger Teil unserer vielfältigen Gesellschaft sind, ist schlicht erforderlich, wenn wir diese Ausgrenzung langfristig bekämpfen wollen.
Wenn die Allianz nun so großen Wert auf das Erziehungsrecht der Eltern legt, dann frage ich mich, warum dieser Werte im vorliegenden Gesetz so gar keine Beachtung finden? Vielleicht wollen einige Eltern gerade, dass ihren Kindern schon von klein auf und schon in der Schule klar gemacht wird, dass es normal ist, wenn ein Kind zwei Väter oder zwei Mütter hat. Denn das trägt nicht nur zur Ausprägung eines gesunden Toleranzverständnisses bei, sondern stärkt auch die Kinder von homosexuellen Paaren. Allgemein stelle ich mir die Regelung nur schwer praktikabel vor. Wenn ein Kind in der Schule beispielswese fragt, wie es denn sein kann, dass Schülerin xy zwei Mütter hat und keinen Vater hat, was soll das Lehrpersonal dann machen? Soll dann gesagt werden: "Ich darf dir das leider nicht sagen, bitte frag doch deine Eltern?". Ich finde das in gewisser Weise realitätsfern und nur schwer umsetzbar.
Der Entwurf der Allianz und die gewohnt peinliche Begründung von Frau Koslowska ist mehr als anmaßend. Sie präsentiert uns hier, womit sich unsere Kinder denn nicht befassen sollten, weil sie das doch gar nicht richtig verstehen könnten. Mit dieser Aussage stärken Sie, Frau Koslowska, die elterlichen Erziehungsrechte nicht, sondern sie schwächen sie, indem sie den Schulen vorschreiben wollen, wozu sie sich denn im Unterricht nicht äußern dürften. Dabei sind es nicht wir als Staat, der diese Entscheidung treffen sollte, sondern die Eltern unserer Kinder. Die hier vorgeschlagene Verbotsstrategie und die Bevormundung der Eltern ist jedenfalls nicht unterstützenswert.
Ich werbe daher an dieser Stelle - auch wenn ich nicht der Meinung bin, dass es einer solchen Regelung bedarf, dafür, den Antrag des Kollegen Rehm zu unterstützen, der die elterlichen Erziehungsrechte und die Rechte der Kinder deutlich mehr in den Blick nimmt als der Entwurf der Allianz.
Viele Dank.