Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
ereignisreiche Wochen liegen hinter mir. Ohne große Erwartungen hatte ich vor mehr als zwei Monaten meine Kandidatur für den zweiten Wahlgang der elften Bundesversammlung erklärt. Ich hatte mir keine realistischen Chancen ausgerechnet, wollte aber wenigstens knapp einem Viertel der Wählerinnen und Wähler, die im ersten Wahlgang keinem Kandidaten ihre Stimme anvertrauten, eine Alternative anbieten. Hoffnungen auf den Wahlsieg hatte ich mir zu keinem Zeitpunkt gemacht. Ehrlicherweise hatte ich zuvor auch nie größere Ambitionen, das Amt des Bundespräsidenten zu bekleiden. Tatsächlich hatte ich das Amt meist eher kritisch betrachtet. Die Direktwahl durch das Volk verschafft jedoch eine deutlich größere Legitimation und Relevanz. Dementsprechend nahm ich den Ausgang des zweiten Wahlgangs letztendlich zwar wirklich überrascht, aber doch sehr erfreut zur Kenntnis. Dieses Votum der Bürgerinnen und Bürger hat mir eine Menge bedeutet. Dieser Etappensieg ließ auch erstmals den Gedanken aufkommen, dass tatsächlich die Möglichkeit bestehen könnte, von Ihnen in dieses Amt gewählt zu werden. Dieses Zwischenergebnis ließ mich allerdings auch zweifeln. Die erneute Kandidatur für den dritten Wahlgang war nicht in Stein gemeißelt und wohl durchdacht. Möchte ich dieses Amt wirklich einnehmen, traue ich mir das zu?
Letztendlich habe ich auch für den dritten Wahlgang meinen Hut in den Ring geworfen. Das vorherige Votum war zu überwältigend, um die Wählerinnen und Wähler, die mir Ihr Vertrauen geschenkt hatten, nun mit einem Rückzug zu enttäuschen. Ungeachtet des Resultats im zweiten Wahlgang hatte ich dennoch weiterhin zu keinem Zeitpunkt ernsthaft erwartet, schlussendlich zum Staatsoberhaupt gewählt zu werden. Ich danke an dieser Stelle noch einmal allen Mitbürgerinnen und Mitbürgern, die mir vor knapp zwei Monaten die Mehrheit in der Bundesversammlung beschert haben. Ich hoffe, Ihren Erwartungen bisher gerecht geworden zu sein. Bin ich dieses Amt doch mit viel Skepsis angetreten, habe ich mittlerweile jedenfalls großen Gefallen daran gefunden. Besonders wichtig war mir dabei schon frühzeitig eine starke Mannschaft an meiner Seite. Bereits zu meiner Zeit als Unternehmer und Parteipolitiker habe ich bemerkt, dass ein starkes Team unerlässlich ist. Alleine kann man nicht viel bewegen. Teamwork ist von Bedeutung. Und zusammen macht die Arbeit auch mehr Spaß. Entsprechend danke ich Dr. Tobias Silberstein, Grzegorz Brzęczyszczykiewicz, Kristaps Lauris Dreimanis, Martin Berenson, Theo R. Etisch und Lara Lea Friedrich für die Unterstützung in den letzten Wochen. Falls Sie nicht komplett unzufrieden mit dem Verlauf der bisherigen Amtszeit sind, trägt jeder der Genannten einen großen Anteil daran.
Ich kann Ihnen versichern, ich habe mir bisher stets größte Mühe gegeben, um der Würde des Amtes gerecht zu werden, es aktiv und engagiert zu gestalten. Ich habe versucht, dem Amt meinen eigenen Stempel aufzudrücken, auch neue Akzente zu setzen. Ich verspreche, ich werde dieses Amt bis zum letzten Tag gewissenhaft ausfüllen. Dieser letzte Tag kann bereits in drei Wochen gekommen sein. Dann endet diese Amtszeit. Doch es wäre mir eine unglaubliche Ehre, wenn Sie mir nun das Vertrauen für die Wiederwahl schenken. Bisher hat mir dieses Amt überraschend viel Freude bereitet. Diese Entscheidung, ob Sie mich bei der zwölften Bundesversammlung erneut oder vielleicht sogar erstmals mit Ihrer Stimme unterstützen oder ob Sie doch lieber einen anderen Kandidaten in diesem Amt sehen wollen, obliegt alleine Ihnen. Bestätigen kann ich Ihnen hiermit aber bereits, dass ich für eine zweite Amtszeit kandidieren werde und hierfür bereitstehe. Alles weitere liegt nicht in meiner eigenen Hand, sondern wird im Rahmen der bald bevorstehenden Bundesversammlung entschieden. Falls ich Ihre Erwartungen erfüllen oder Sie durch die Arbeit der letzten Wochen sogar sogar überzeugen konnte, freue ich mich ungemein über Ihre Unterstützung. Sollte dann keine Mehrheit für eine zweite Amtszeit zustande kommen, werde ich meinem Nachfolger oder meiner Nachfolgerin natürlich alles Gute wünschen und selbstverständlich bis Mitte November meinen Pflichten als Bundespräsident nachkommen. Es stehen auch bis zum Ende dieser Amtszeit noch genügend Termine und Aufgaben auf dem Programm. Ich bin bereits äußerst dankbar und stolz, dass Sie mir diese eine Amtszeit als Ihr Bundespräsident ermöglicht haben, und freue mich schon auf die zwölfte Bundesversammlung.
Berlin, den 30. Oktober 2022
Ryan Davis
