„Unsere Stadt gehört uns allen!“ | ANTIKA Kundgebung im Schanzenviertel

  • Im Hamburger Schanzenviertel versammeln sich Menschen zur Demonstration.


    „Unsere Stadt gehört uns allen!“ | ANTIKA Kundgebung im Schanzenviertel


    Am heutigen Nachmittag fand eine Kundgebung der ANTIKA im Hamburger Schanzenviertel statt. Vor einem Jahr musste hier ein beliebter Obsthändler sein Geschäft räumen, weil ihm das ausbleiben von Corona-Hilfen und zunehmende Gentrifizierung ein Weiterführen der Geschäfte unmöglich machten. Neben verschiedenen Musikbeiträgen und einem Gedichtvortrag hielten die Organisator*innen der Veranstaltung eine Rede. Zuletzt konnte man die Rede Enrico Meiers auf sozialen Netzwerken nachverfolgen


    „Unsere Stadt gehört uns allen! Das ist nicht nur eine leere Phrase, das ist die Sachlage! Niemand, gar Niemand hat das Recht, sich die Lebensräume ganzer Stadtviertel einzuverleiben um diese zu seinem finanziellen Vorteil zu entkernen und auszuhöhlen!

    Doch was wir hier in Hamburg und vielen anderen Städten sehen, entspricht doch genau dem. Immer mehr werden einstige Kulturszenen zum Wohle neuer Eigentumswohnungen zwangsrenoviert und Urgesteine dieser Stadt vertrieben. Studierende und junge Familien müssen schon längst Summen für Wohnraum zahlen, die jeglicher Vernunft entbehren. Wir bauen schon über 10.000 Wohnungen pro Jahr und trotzdem wollen Investorfirmen mehr und mehr den Kern dieser Stadt zubauen.

    Vor genau einem Jahr wurde hier an dieser Stelle Mustafa Zeybeks Obstladen dicht gemacht, weil dieser nicht schön genug für die neuen Ansprüche im Schanzenviertel war. Die Stadt setzte diesen Plan durch, gleich welche Bedeutung dieser Laden für den Stadtteil hatte und wie beliebt er war. Und auch andere Läden haben zunehmend Probleme, sich gegen Großkonzerne und Aktienfirmen durchzusetzen. Sie werden aus dem Stadtbild verdrängt, wodurch die Warenvielfalt und Persönlichkeit Hamburgs eingeschränkt wird.

    Das bestehende Lücken und freie Flächen hier genutzt werden, ist die eine Sache. Das bestehende Stadteile zum Zwecke weniger Großkapitalisten umfunktioniert werden ist die andere. Wenn es den Gentrifizierer*innen hier im Schanzenviertel oder auf St. Pauli nicht gefällt, dann laden wir sie freundlich dazu ein, auch wieder zu gehen. Wer nach Hamburg kommt, der muss mit Hamburg leben oder sich wieder verpissen. Eins ist klar. Wir lassen uns diese Stadt nicht wegnehmen!

    Zur nächsten Bürger*innenschaftswahl muss das unbedingt zum Thema werden und sich nachhaltig in der Hamburger Politik etablieren. Es muss klar sein, dass die Menschen, die hier leben, lernen, studieren und arbeiten kein Interesse daran haben, dass ihre Stadt zu einem Sumpf aus Investment-Fonds, Eigentumswohnungen und Büroräumen verkommt. Es muss unmissverständlich feststehen, dass sich diese Stadt wieder als Zentrum für kulturelle Einzigartigkeit und gemeinschaftliche Solidarität untereinander und miteinander versteht. Diese Stadt lebt durch eine großartige Zivilgesellschaft, nicht durch schicke Loft-Appartments!“


    Zum Abschluss der Veranstaltung wurde vor dem Kleidungsgeschäft Weekday (H&M) ein Mülleimer entleert und ein gemeinsamer Aufruf zu mehr kultureller Vielfalt und sozialem Zusammenleben in Hamburg verfasst.