Neujahrsansprache von Bundeskanzlerin Jachère-Wessler

  • Liebe Mitbürgerinnen, liebe Mitbürger,


    was für ein Jahr. 2021 war von Höhen und Tiefen geprägt, von großen Unsicherheiten, aber auch vielen angenehmen Momenten. Die Corona-Pandemie hält uns alle auf Trab, auch jetzt steigen die Inzidenzen wieder. Als wäre diese Belastung nicht groß genug, wurde unser Land im November und Dezember durch eine Regierungskrise geschüttelt. Jedoch kann ich stolz sagen, dass wir zumindest diese schwere Zeit erfolgreich hinter uns gebracht haben. Unsere Demokratie konnte sich erfolgreich gegen äußere Bedrohungen, auch gegen antidemokratische Funktionsträger, zur Wehr setzen. Nehmen wir dieses Ereignis als Mahnung: Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit. Es braucht überzeugte Demokratinnen und Demokraten, die sich politisch engagieren und für unsere Werte einstehen. Schon meine Geschichtslehrerin wusste: Wer in der Demokratie schläft, wacht in der Diktatur auf. Das betrifft nicht nur die Bundes- und Landespolitik. Auf jeder Ebene braucht es engagierte Bürgerinnen und Bürger, braucht es Sie, um unsere Demokratie zu erhalten. Ihnen stehen zahlreiche Mittel zur Verfügung, um sich einzubringen. Nutzen Sie sie! Seien Sie neugierig, engagiert und unbequem. Aber auch die Politik hat die Verantwortung, ihre Entscheidungen möglichst transparent zu fällen und gesellschaftliche Beteiligung zu fördern. Ich freue mich, dass dieses Motto in der neuen Regierung vollumfänglich umgesetzt wird.


    Jedoch ist auch Corona noch immer da. Seit nunmehr zwei Jahren nehmen wir alle uns ständig zurück, um andere zu schützen. Ich danke allen herzlich, die stets verantwortungsvoll handeln, die ihre sozialen Kontakte einschränken und neue Gewohnheiten entwickelt haben, um ihre Mitmenschen zu schützen. Insbesondere an Weihnachten und an Silvester ist das alles andere als einfach. Doch gemeinsam werden wir auch diese Zeit überstehen und schließlich gestärkt aus der Krise hervorgehen. Dazu müssen wir vor allem impfen, impfen, impfen. Ich möchte diese Ansprache nutzen, um noch einmal an Sie alle zu appellieren: Lassen Sie sich impfen. Ein voller Impfschutz, gegebenenfalls mit einer Booster-Impfung, reduziert die Infektionen und schützt vor schweren Verläufen. Impfen ist kein Selbstzweck, sondern auch Rücksicht auf andere Menschen. Ich bin jedoch zuversichtlich, dass wir diese schwere Zeit bald überstanden haben. Gemeinsam.


    Neben all den offensichtlichen Krisen dürfen wir aber auch nicht diejenigen aus den Augen verlieren, die schleichend entstehen. Der Klimawandel hat uns in Form der Katastrophe im Ahrtal gezeigt, wozu er fähig ist, wenn wir ihn nicht eindämmen. Hier muss etwas passieren. Insbesondere die Politik ist gefordert, schnelle und konsequente Entscheidungen zu treffen, um mögliche Katastrophen zu verhindern. Beim derzeitigen Kurs ist es wahrscheinlich, dass ähnliche Ereignisse wie im Ahrtal passieren werden. Dazu darf es nicht kommen. Jedes weggeschwemmte Haus, jedes abgebrannte Feld, jedes durch Dürren verhungerte Kind ist eines zu viel. Wir müssen konsequent, jedoch nicht überstürzt handeln. Denn solche Jahrhundertaufgaben erfordern ein plan- und maßvolles Vorgehen, das keinen Aktionismus verträgt. Auch hierfür müssen Lösungen gefunden werden und wir werden sie finden.


    Nun habe ich viel von Krisen und Katastrophen gesprochen und sicherlich eine ziemlich negative Grundstimmung verbreitet. Ich persönlich freue mich allerdings auf 2022. Wir haben viel vor in der Regierung, in den Ministerien wird fleißig gearbeitet. Viele Ministerinnen und Minister haben bereits ihre Pläne vorgestellt und arbeiten unter Hochdruck daran, sie umzusetzen. Ich hoffe, dass auch Sie, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, Ihre persönlichen Ziele erreichen werden. Denken wir dabei immer daran, dass wir nicht allein auf dieser Welt sind. Mit jedem kleinen Handgriff können wir anderen helfen, die Welt ein kleines Stückchen besser zu machen. Gehen wir mit Optimismus in ein Jahr, das wir zu einem guten Jahr machen können. Gehen wir ins Jahr 2022.