[Pressemitteilung] Jade Erich zu Ihrer politischen Zukunft

  • Liebe Journalistinnen und Journalisten,

    Bürgerinnen und Bürger Thüringens,


    vor wenigen Monaten bin ich das erste Mal auf der politischen Bildfläche aufgetaucht, mit dem Gedanken mich einzubringen und Dinge zum Guten zu verändern. Mir war immer klar, dass meine Meinungen und Vorstellungen nicht populär sind. Dafür habe ich immer vollstes Verständnis gehabt. Aber ein solcher fortlaufender Kampf gegen so gut wie jede andere politische Institution zehrt natürlich auch an den Nerven. Gleichfalls habe ich in vergangener Zeit viele freundliche, kompetente Menschen kennengelernt, von denen ich sehr viel mitnehmen konnte. Kurzum habe ich das erlebt, was ich mir erhofft habe. Nun muss ich aber feststellen, dass nach 2 Bundestagswahlen und 2 Landtagswahlen für mich persönlich erst einmal etwas Luft raus ist. Wenn ich eine Aufgabe habe, dann möchte ich auch zu 100% bereit dafür sein und diese mit bestem Wissen und Gewissen ausfüllen. Ich weiß, dass wenn ich nun in eine weitere Zeit im Landtag gehen würde, dass mir das keine Freude bereiten würde. Und wenn das nicht gegeben ist, dann leiden auch alle anderen Faktoren darunter. Politik ist Streit und Streit bedeutet Anstrengung.

    Nun ist der rechtsextreme FFD sicherlich nicht der Grund dafür, dass ich aufhöre, aber defintiv fordern "Debatten" mit diesen Rechtsextremen einen immer wieder heraus. Im Parlament muss man Ihnen entegegenstehen mit vollem Mut und voller Leidenschaft. Ehrlicherweise habe ich dazu gerade gar keine Lust. Die Geschichte dieser geschichtsvergessenen Partei ist auserzählt. Sich Tag für Tag auf's neue in ein so ergebnisloses Gespräch zu begeben, von dessen Ergebnislosigkeit von vorne herein weiß, befriedeigt nicht.


    Für mich ist aber auch die Luft raus, weil ich im Gegensatz zu meinem früheren Leben in den vergangenen Monaten sehr eingeschränkt war. Über die Zeit der Pandemie hinweg habe ich mich fast ausschließlich in meinen eigenen vier Wänden und nun in den Räumen des Landtages aufgehalten - nun wurde mir kurzfristig noch zusätzlich ein Sitz im Bundesrat verschafft, um den ich mich keinesfalls beworben hatte. Bis auf längere Aufenthalte im Zug, habe ich wenig von der Welt gesehen. Für jemanden mit einem weit gestreuten Familien- und Freundeskreis ist dies natürlich sehr unschön. Ich möchte mir die kommenden Wochen und vielleicht auch Monate Zeit nehmen, um in Jena, Rekjavik und in vielen weiteren Städten diese Familie und Freunde wieder zu sehen und mich natürlich auch selbst weiterentwickeln. Ich bin mit meinen 37 Jahren weder am Ende meiner Kariere, noch am Ende meiner politischen Laufbahn. Aber gut Ding will Weile haben.


    Aus privaten Gründen, die an dieser Stelle nicht näher erläutert werden, werde ich meine Ämter leider schon in den kommenden Tagen zu Verfügung stellen müssen. Die thüringische Regierung und meine Partei sind darüber bereits unterrichtet, auch schon länger über den Schritt, dass ich zur kommenden Landtagswahl nicht erneut antreten werde. Schriftliche Fragen werden im Nachhinein beantwortet werden.

  • Trotz aller Differenzen wünsche ich Ihnen natürlich trotzdem alles Gute.

    Sie haben wenigstens bis zum Schluss als Ministerin mitgearbeitet und so das Parlament und die Regierung am Leben gehalten. Die harten Debatten haben mir viel Freunde bereitet. Politik lebt von Meinungsverschiedenheiten, daher meinen Dank für Ihre Arbeit.