Mit zwanzig Punkten RAUS AUS DER KRISE UND REIN IN DIE ZUKUNFT|Wahlkampf der Grünen für die BTW in Würzburg

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    Sehr geehrte Damen und Herren,

    liebe Parteifreunde,

    liebe Bürger*innen der Stadt Würzburg


    ich freue mich, dass sie so zahlreich erschienen sind und die Abstandsregeln so vorbildlich einhalten. Ich möchte Ihnen danken für die Unterstützung bei der Landtagswahl am letzten Sonntag. Auch die Stimmen aus Würzburg haben zu unserem Sieg beigetragen.


    Es jetzt aber nicht länger um die Landtagswahl gehen. Lasst uns nun gemeinsam nach vorne zur 6. Bundestagswahl an diesem Sonntag schauen. Ein großes Augenmerk haben wir dieses Mal auch auf die Außen und Sicherheitspolitik gelegt. Zu nächst müssen wir hierbei über ein sehr schwieriges Thema sprechen. Es handelt sich um das 2%-Ziel, das immer wieder Diskutiert wird. Grundsätzlich würden wir so ein Abkommen unterschreiben, denn bei der Einhaltung des 2%-Ziels hätten wir einen Verteidigungsetat von 72 Mrd. Euro, damit lägen wir an nach aktuellen Zahlen auf dem dritten Platz nach den USA und China bei den Rüstungsausgaben. Ich denke nicht, dass sich Deutschland mehr Geld für die Rüstung ausgeben sollte als Russland. Denn im Vergleich zu Russland sind wir eine Zivilmacht deren Erfolg auf guter Diplomatie und guter Zusammenarbeit in internationalen Organisationen beruht. Grundsätzlich lehnen wir eine solch massive Aufrüstung ab. Das Abkommen, das die 2%-Regel beinhaltet, hat Deutschland aber unterschrieben und deshalb werden wir wohl oder übel dieses Ziel erreichen müssen um unseren internationalen Verpflichtungen einzuhalten. Wir möchten gute Bündnispartner sein und die Zusammenarbeit in den Organisationen stärken. Das ist wichtig, da viele Probleme wie z. B der Klimawandel nur gemeinsam gelöst oder eingedämmt werden können. Die Erhöhung wird es aber erst geben, wenn wir die Coronakrise überstanden haben. Wir müssen nämlich verhindern, dass Menschen an Corona sterben, weil wir lieber in unsere Panzer investiert haben, anstatt der hilfsbedürftigen Bevölkerung zu helfen. Denn größeren Wehretat werden wir in die Optimierung der Strukturen investieren. Wir möchten unseren Soldat*innen soweit es möglich ist das bestmögliche Material zur Verfügung stellen, damit das all zu harte Leben der Soldat*innen nicht mehr durch kaputte Panzer oder nicht fliegende Hubschrauber erschwert werden. Der Soldat im Einsatz muss sich nämlich auf seine Ausrüstung verlassen können. Das Geld wird auch eine Investition in die Zukunft darstellen, denn die Gefahren, die die Bundeswehr bekämpfen soll, werden immer vielfältiger. So spielt die Cybersicherheit eine immer größere Rolle bei der Verteidigung unseres Landes. Wir alle erinnern uns an diverse Angriffe von Hackern auf den Deutschen Bundestag oder an den Abhörskandal von Bundesminister*innen. Es wird deutlich, dass wir in diesem Bereich deutlich besser werden müssen. Im Großen und Ganzen soll der größere Etat den Soldat*innen zu gute kommen und er soll Deutschland auf die zukünftige Gefahrenabwehr vorbereiten. Wir machen also das Beste aus der von der Nato verordneten Aufrüstung.


    Wenn wir schon beim Thema Rüstung sind, müssen wir auch über die Auslandseinsätze der Bundeswehr sprechen. Grundsätzlich haben wir keine weitere Auslandseinsätze der Bundeswehr geplant. Wir sprechen uns natürlich mit aller Deutlichkeit gegen Auslandseinsätze aus, die dem Völkerrecht widersprechen. Deutschland wird nicht gegen das Völkerrecht verstoßen, auch wenn unsere Verbündeten sich an einem solchen Einsatz beteiligen würden. Abgesehen davon ist jeder Krieg ein Krieg in dem Menschen sterben und jeder Toter ist einer zu viel. Außerdem ist die Bundeswehr gerade an der Belastungsgrenze unterwegs und hat deshalb schlicht keine weiteren Kapazitäten für weitere Auslandseinsätze. Wir werden aber die aktuell laufenden Einsätze weiter führen bis diese Region stabilisiert ist oder unsere Präsenz von anderen Ländern übernommen wird. Es bring überhaupt nichts, wenn wir uns jetzt aus Afghanistan zurückziehen würden. Die zwanzig jährige Präsenz wäre dann umsonst gewesen und unsere Soldat*innen wären auch umsonst gestorben. Berechtigter Weise können Sie sich jetzt Frage, warum wir dort bleiben und die 1100 Soldaten nicht nach Hause holen. Die Bundeswehr unterstützt dort aktuell die Mission „Resolute Support“, welche die Ausbildung der Afghanischen Sicherheitskräften zum Ziel hat. Wir müssen diese Hilfe leisten, denn rund 50% des Landes werden von der Terrororganisation Taliban besetzt gehalten. Afghanistan braucht also unsere Hilfe und die Hilfe der Nato, damit es nicht in einem Bürgerkrieg versinkt. Wir leisten hier Hilfe zur Selbsthilfe, denn wenn wir die Soldat*innen ausgebildet haben, können diese selbst weitere Sicherheitskräfte ausbilden. An einem erneuten Ausbruch eines Krieges in Afghanistan können wir nicht interessiert sein, wenn wir durch unsere Präsenz Menschenleben retten können, dann müssen wir dort bleiben und diese Hilfe leisten. Das Land ist eh schon durch die Taliban und die zahlreichen Kriege in der Vergangenheit geschwächt, wenn wir jetzt unsere Präsenz aufgeben, wird Afghanistan noch weiter im Chaos versinken, was wir definitiv nicht wollen.


    Ich werde für Sie nach Berlin gehen und mich dort für die Einhaltung des 2%-Ziels nach der Coronapandemie einsetzen, damit Deutschland nicht als Zechpreller da steht. Des weiteren werde ich mich mit Ihrer Unterstützung dafür sorgen, dass Deutschland sich nicht an völkerrechtswidrigen Einsätzen teilnimmt und nur die Bestehenden Einsätze weitergeführt werden, denn wir wollen nicht, dass Afghanistan im Chaos und im Terror versinkt nur, weil wir unsere Truppenpräsenz beendigt haben.


    Ich bedanke mich für Ihr Erscheinen und wünsche Ihnen noch einen angenehmen Abend. Ich stehe jetzt gerne für Fragen zur Verfügung.

  • Sebastian Fürst

    Hat den Titel des Themas von „Mit zwanzig Punkten RAUS AUS DER KRISE UND REIN IN DIE ZUKUNFT|Wahlkampf der Grünen für die BTW“ zu „Mit zwanzig Punkten RAUS AUS DER KRISE UND REIN IN DIE ZUKUNFT|Wahlkampf der Grünen für die BTW in Würzburg“ geändert.
  • Liebe Freund:innen,


    Ich freue mich Euch alle so zahlreich zu sehen und dass ihr den, in diesen Zeiten so notwendigen, Abstand einhaltet. Die Corona Pandemie hält Deutschland, Europa und die Welt noch immer fest in ihrer Hand. Die Bekämpfung der Pandemie muss zu diesem Zeitpunkt oberste Priorität haben. Doch wir dürfen die Herausforderungen dieser Zeit, welche neben der Corona-Pandemie bestehen, nicht außer acht lassen.


    Im Zuge dieser Pandemie werden die Kritik an der globalisierten Welt in der wir nun einmal leben wie jene an der Europäischen Union immer lauter. So wurde mehrfach der Blick auf Großbritannien geworfen, welche ein besseres Impfmanagement und mehr zur Verfügung stehende Impfdosen vorzuweisen haben. Sicherlich lässt sich jetzt die Schuld leicht im gemeinsamen Einkauf von Impfdosen innerhalb der Europäischen Union suchen. Doch ist dieser Weg zu kurz gedacht. Denn die Europäische Union leistet einen essenziellen Beitrag zur Bekämpfung der Pandemie. Mit der Unterstützung beim Ausbau der Produktionskapazitäten, Abnahmegarantien für die Impfstoffhersteller, um eine ausreichende Versorgung mit Impfstoff sicherzustellen, aber auch einer ausreichenden Nutzung, der im Rahmen von Recht und Gesetz möglichen, Flexibilität, um die Entwicklung, Zulassung und damit der Verfügbarkeit von Impfstoff zu beschleunigen. Aber auch die Bereitstellung des größten Konjunkturpaketes in der Geschichte der Europäischen Union, welches sich an Forschung und Innovation, Klimawende und Digitalisierung, Gesundheitsprogramme und Klimaschutz orientiert, sehen wir eine wichtige Perspektive für die Zeit nach der Pandemie.


    Aber auch fernab des Krisenmanagements und der Maßnahmen für die Zeit nach der Corona-Krise zeigt auf, ist die Europäische Union eine Erfolgsgeschichte. Ein staatlicher Zusammenschluss, welcher mittlerweile seit über 70 Jahren Frieden und Zusammenarbeit in Europa ermöglicht hat.


    Doch ist uns als Grünen auch klar, dass die Europäische Union Defizite aufzuweisen hat. Demokratische Defizite. Versteht mich nicht falsch, die Europäische Union ist auf den Prinzipien Demokratie und Rechtsstaatlichkeit aufbauender supranationaler Zusammenschluss. Es ist jedoch nicht von der Hand zu weisen, dass die maßgeblichen Akteure innerhalb der EU die Mitgliedsstaaten sind und nicht das Herzstück einer Demokratie, das Parlament. Es klingt wie eine, zu jeder Wahl wiederabgespielte, Tonbandaufnahme, welche zum Inhalt hat, dass das Europäische Parlament der zentrale Akteur der europäischen Politik wird. Doch bedarf es bei einer solchen Maßnahme nicht nur den nationalen Willen, es bedarf eines europäischen Willens diese Entscheidung zu vollziehen. Wir sprechen uns für das Spitzenkandidat:innenprinzip, transnationale Wahllisten, einen Ausschuss für Euro-Fragen, mit besonderen Informationsrechten, die Senkung der Hürde für ein erfolgreiches konstruktives Misstrauensvotum gegen die Europäische Kommission auf eine absolute, statt wie bisher einer Zweidrittel Mehrheit aus und gegen jegliche Formen von Euro-Nebenparlamenten. Es ist Zeit, dass die Ministerräte der EU öffentlich tagen, um mehr Transparenz zu schaffen und parallel dazu, dass ein europäisches Lobbyregister eingeführt wird, wie auch Karenzzeiten für Kommissionsmitglieder und hohe Entscheidungsträger:innen der Europäischen Union. Wir Grüne werden uns dafür einsetzen, dass die Europäische Union im 21. Jahrhundert ankommt.


    Die Bundesrepublik Deutschland hat ihre starke internationale Stellung aufgrund ihrer festen Einbettung in den internationalen Organisationen. 2014 haben sich die Mitgliedsstaaten der NATO dazu verpflichtet bis ins Jahr 2024 zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts in Verteidigungsausgaben zu investieren. Diese Entscheidung hat in den vergangenen Jahren nationale wie internationale Debatten ausgelöst und vor allem während der Präsidentschaft von Donald Trump die transatlantischen Beziehungen schwer belastet. Auch wir Grüne haben es uns mit dieser Entscheidung nicht immer leicht gemacht, weil der Eindruck vermittelt wurde, dass Verteidigungsausgaben gleichzusetzen sind mit Rüstungsausgaben. Dieses lehnen wir ab. Wir sehen in dem Bekenntnis von Wales jedoch eine Möglichkeit bestehende Defizite bei der Bundeswehr auszugleichen. Sei es im Bereich der internen Organisation, der Ausrüstung, aber auch der Aufarbeitung der extremistischen Strukturen innerhalb der Bundeswehr. Wir wollen diese steigenden Verteidigungsausgaben nutzen, um die Organisationsstruktur und das Beschaffungsmanagement innerhalb der Bundeswehr verbessern und zeitgleich dazu garantieren, dass unsere Soldat:innen und Soldaten mit den besten Ressourcen auszustatten, um ihren Dienst entsprechend zu honorieren und sicherzustellen, dass aufgrund schlechter Materialien für diese keine erhöhte Gefahr besteht. Wir wollen wie extremistischen Strukturen innerhalb der Bundeswehr aufarbeiten und diesen mittels einer verstärkten politischen Bildung der Soldat:innen entgegenwirken und dazu zeitgleich die Geschichte der Bundeswehr und verübtes Unrecht adäquat entschädigen.


    Seit Ende der 1990er Jahre hat es in der deutschen Außen-, und Sicherheitspolitik einen Paradigmenwechsel gegeben. Die Bundesrepublik Deutschland engagiert sich seitdem sicherheitspolitisch auch mit der Bereitstellung von Soldat:innen bei internationalen Einsätzen. Dieser Paradigmenwechsel ist, wie damals, stark umstritten. Wir als Grüne sind der Auffassung, dass Verpflichtungen, welche wir in der Vergangenheit eingegangen sind, auch eingehalten werden sollen. Vor allem wegen der Dimension, welche eine Abkehr von dieser haben kann. Mit einem Abzug der Soldat:innen aus ihren Einsatzgebieten stehen wir vor einer Situation, welche die sicherheitspolitische Lage vor Ort komplett aus den Fugen reißen kann. Welche den Einsatz, den viele Soldat:innen in den vergangenen Jahren geleistet haben, im Nachhinein sinnlos war. Wir sagen eindeutig, bestehende Auslandseinsätze der Bundeswehr müssen erfolgreich beendet werden, neue Auslandseinsätze dürfen nur nach weitreichender Prüfung und nur im Einklang mit dem Völkerrecht beschlossen werden.


    Liebe Freundinnen und Freunde,

    Ich bitte Euch an dieser Stelle um Eure Stimme bei der bevorstehenden Wahl, damit die Welt von morgen heute schon sicher ist!