KLEINE ANFRAGE IV/042 | Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf den Schulunterricht im Januar

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    KLEINE ANFRAGE IV/042

    Die Frau Bundesminister Dr. Theresa Klinkert hat drei Tage für die Beantwortung.

  • 60x60bb.jpgDeutscher Bundestag

    Vierte Wahlperiode



    Drs. IV/042


    ANTWORT

    der Bundesministerin für Bildung und Forschung


    auf die kleine Anfrage auf Drs. IV/042


    Anlage 1

    Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf den Schulunterricht im Januar


    Die Bundesministerin beantwortet die Anfrage wie folgt:


    1. Zunächst möchte ich, obwohl es natürlich offensichtlich ist, festhalten, dass diese Pandemie Bildungseinrichtung und ihre Akteure hart getroffen hat und sie immer noch trifft. Eklatante Mängel wurden an vielen Stellen sichtbar. Dennoch müssen wir auf die Vorteile von Präsenzunterricht verzichten, um Infektionen mit SARS-CoV-2 zu verhindern.
      1. Die Pandemie trifft uns alle, insbesondere jedoch die Schwächsten in der Gesellschaft. Oft fehlen die technische Ausstattung oder eine ruhige Atmosphäre zum Lernen. Auch der erhöhte Bedarf externer Unterstützung kann in Haushalten mit einem geringeren Bildungsniveau sicherlich nicht ausreichend gedeckt werden.
      2. Insbesondere die Abschlussjahrgänge werden durch die Schließung von Schulen beeinträchtigt. Ich weiß, wie schwer es ist, plötzlich wieder ins Homeschooling wechseln zu müssen. Wir vertrauen allerdings auch den Lehrkräften, dass sie, bei Bedarf mit Unterstützung, den Schülerinnen und Schülern den curricular vorgesehenen Lernstoff trotzdem anschaulich vermitteln.
      3. Die bereits oben angesprochenen eklatanten Mängel sind vor allem im Bereich der Digitalisierung zu erkennen. Hier müssen Lösungen her. Allerdings sehen wir uns selbstverständlich in der Krise durch viele Problemfelder in einer schwierigen Situation, dass theoretisch überall Investitionen getätigt werden müssten. Es gilt also genau abzuwägen, wofür wie viel Geld ausgegeben werden kann. Dies evaluieren wir sehr differenziert in der Regierung und mit den Landesministern.
      4. Diese Frage kann ich leider nicht beantworten, da ich sie nicht vollständig verstehe. Ich bitte Sie, sie etwas konkreter zu formulieren.
    2. Eine Wiederöffnung der Schulen sehe ich persönlich kritisch. Ich war selbst einige Jahre Lehrerin und kann die Probleme digital durchgeführten Unterrichts daher sehr gut verstehen. Präsenzunterricht ist und bleibt für mich die zu priorisierende Form von Wissens- und Fertigkeitenvermittlung. Wie bereits gesagt müssen wir jedoch in Hinblick auf die derzeitigen Infektionszahlen feststellen, dass eine Öffnung der Schulen unverantwortlich wäre. Selbstverständlich ist es allein die Kompetenz der Landesministern, über eine Wiedereinführung des Präsenzunterrichts zu entscheiden. Ich als Bundesministerin für Bildung und Forschung spreche mich jedoch dagegen aus. Wenn die Infektionszahlen wieder sinken, kann über eine punktuelle Reduktion von ausschließlich digitalem Unterricht diskutiert werden. Ich biete mich auch in beratender Funktion an, um ein koordiniertes Vorgehen zu gewährleisten.
    3. Luftfilteranlagen können nach neueren Studien etwa 90 Prozent aller Aerosole in einem Klassenzimmer herausfiltern. Wir müssen jedoch erkennen, dass sich das Leben an Schulen nicht nur in Klassenzimmern abspielt. Es ist illusorisch, zu denken, alle Lernenden würden sich vollständig an die existierenden Regelungen bezüglich von Abstand und der Pflicht zur Bedeckung von Mund und Nase halten. Selbstverständlich verstehen wir dieses Verhalten aus entwicklungspsychologischer Sicht. Es ist daher jedoch umso nötiger, dass wir die Mitglieder des Schullebens vor Infektionen schützen. Daher können Luftfilteranlagen eine Unterstützung in späteren Wiederöffnungen von Schulen (s. 2.) darstellen. Ein "Allheilmittel" sind sie jedoch nicht
    4. Ja, das werde ich in der Kultusministerkonferenz ansprechen, um gemeinsam mit den Landesministern eine Lösung zu entwerfen.
    5. Die Situation an Hochschulen und Universitäten ist zu komplex, um sie mit einer solchen Frage kurz zu beantworten. Lassen Sie mich daher einen kurzen Abriss geben. Wenn Nachfragen oder Unklarheiten bestehen, stehe ich selbstverständlich gern für Nachfragen bereit. Im allgemeinen bestehen für die Lehre an Hochschulen und Universitäten ähnliche Prioritäten wie an allgemeinbildenden Schulen. Es gibt jedoch wichtige Unterschiede. Zum einen sind Studentinnen und Studenten sicherlich eher in der Lage, eigenverantwortlich zu lernen. Vorlesungen können mit geringeren Problemen ausschließlich online stattfinden. Bei Seminaren ist die Situation anders. Hier sind der gegenseitige Austausch und Diskurs essentiell. Ich glaube, dass Veranstaltungen in einem kleinen Rahmen punktuell auch in Präsenz stattfinden können, wenn strenge Abstands- und Hygieneregeln aufgestellt und durch die Verantwortlichen überwacht werden. Wir sehen nämlich auch, dass soziale Kontakte vielen Studentinnen und Studenten fehlen. Das kann durch digitale Lehre nicht vollständig ausgeglichen werden. Auch hier werde ich mit den Landesministern gemeinsam Lösungen erarbeiten.
    6. Priorität hat selbstverständlich die Bewältigung der Krise durch Bildungseinrichtungen. Hier werden wir zusammen mit den Bildungsministern der Länder Gespräche führen und Vorhaben umsetzen. Das betrifft insbesondere die Öffnung von Schulen und Hochschulen/Universitäten und die Digitalisierung.



    Berlin, den 03.01.2020


    Theresa Klinkert

    Bundesministerin für Bildung und Forschung