Exkurs – Medizin- und Gesundheitspolitikpodcast: "Schnelltests an bayerischen Schulen – Ist Test gleich Test?"

Nicole Brauer: Hallo liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, ich begrüße Sie alle herzlich zur ersten Ausgabe von Exkurs, unserem neuen vNDR-Wissenspodcast. Mir ist aus Hannover zugeschaltet Herr Prof. Dr. Paul Großenberg, Professor für Innere Medizin an der vMedizinischen Hochschule Hannover. Guten Tag Herr Professor Großenberg!


Paul Großenberg: Guten Tag!


Brauer: Prof. Großenberg, in Bayern wird nun erstmalig über eine Einführung von Corona-Schnelltests diskutiert. Das klingt natürlich erstmal nach einer großen Chance. Mit negativ getesten Schülern lässt sich ein unbeschwerter Unterrichtsalltag doch zügig wieder aufnehmen, oder wie sehen Sie das?


Großenberg: Nun, zunächst muss man zwischen den Tests unterscheiden, die dort zum Einsatz kommen. Wir haben derzeit grob drei verschiedene Sorten auf dem Markt: Die RT-PCR-Tests, die Antigen-Tests und die Antikörper-Tests. RT-PCR steht dabei für Reverse transcription polymerase chain reaction. Das ist eine Labormethode, um die Virus-RNA (quasi einzelne DNA) zu vervielfältigen. Diese Methode gilt als „Goldstandard“ und hat eine sehr hohe Spezifität [1] von 96 bis 100% und eine Sensitivität [2] von 90 bis 100%. Bei der RT-PCR wird das Probenmaterial über einen Nase-Rachen-Abstrich sowie einen Mund-Rachen-Abstrich entnommen und es ist sehr wichtig, dass der Test korrekt durchgeführt wird. Die weitere Verarbeitung erfolgt im Labor. Ein positives Ergebis ist allerdings nicht mit Infektiösität gleichzusetzen, da der Test länger positiv ausfällt, als dass wir vermehrungsfähige Viren nachweisen können.


Die zweite Kategorie sind die Antigen-Tests – dabei handelt es sich um die sogenannten Schnelltests. Diese werden entweder ebenfalls über einen Rachenabstrich entnommen oder neuerdings auch über die vorderen Schleimhautbereiche. Die Abstrichstäbchen werden anschließend in eine Lösung getaucht, welche daraufhin auf die Testfläche geträufelt wird. Die Methode dahinter ist die Immunchromatographie. Grob kann man sagen, dass die Testfläche bestimmte Antikörper enthält, die auf ein spezifisches Virusprotein des SARS-CoV2-Virus ausgerichtet sind. Ist in einer Probe nun dieses Protein enthalten, verbindet es sich mit dem Antikörper und es entsteht ein farbiger Strich auf der Testfläche T. Ein weiterer Strich entsteht immer: Dieser dient der Qualitätskontrolle und enthält Antikörper gegen die verwendete Lösung. Das Ergebnis erhält man dabei schon nach 15 bis 20 Minuten, sollte es allerdings mit einer gewissen Vorsicht genießen, da die Sensitivität hier deutlich geringer ist. Bei einem positiven Befund, muss man also umgehend einen PCR-Test veranlassen.


Die Antikörper-Tests spielen eher einen untergeordnete Rolle, da sie nur dem indirekten Virusnachweis dienen. Mit diesen Tests lassen sich Antikörper nachweisen, die unser Immunsystem gegen SARS-CoV-2 gebildet hat. Dies ist zwar eine ziemlich sichere Methode, allerdings erst 4 bis 7 Tage nach einer Infektion möglich.


Brauer: Also wenn ich das richtig verstehe, sind in Schulen nur die Antigen-Tests möglich.


Großenberg: Korrekt. So ist auch der Plan in Bayern. Hier sollen Antigen-Tests durchgeführt werden, die nicht im Rachenbereich, sondern anatomisch weiter vorn, abgenommen werden. So können auch nicht geschulte Personen, aber auch die Schülerinnen und Schüler selber, testen.


Brauer: Klingt erstmal ziemlich praktisch.


Großenberg: Ohne Frage, das ist es. Was man allerdings nicht vergessen darf ist, dass der Test kein PCR-Test ist und somit nicht komplett verlässlich. Desweiteren schlagen diese Tests meist nur in der Hochinfektionsphase an. Man darf sich also in keiner künstlichen Sicherheit wiegen – die Basismaßnahmen, Abstand, Hygiene, Maske, sind weiter unbedingt einzuhalten.


Brauer: In Bayern möchte man die Tests für die Schüler zunächst nur freiwillig durchführen, was sagen Sie dazu?


Großenberg: Nun, juristisch will und kann ich das jetzt nicht bewerten, jedoch ist da die große Schwachstelle dieses Vorhabens. Eigentlich müsste wirklich jedes Kind mindestens zweimal pro Woche getestet werden. Eine freiwillige Testung lässt große Lücken und über Gruppenbildung und oder -zwang kann es schnell passeren, dass eine halbe Klasse sich gar nicht testen lassen will.


Brauer: Das könnte ich mir auch vorstellen. Eine Sache noch: Wer soll denn eigentlich die Tests durchführen?


Großenberg: Wie erwähnt, können die Schüler den Test selber, unter Aufsicht einer eingewiesenen Person durchführen. In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass dies die Aufgabe der Lehrkräfte wurde, was allerdings teils problematisch ist, da sich die Testung in ihren Arbeitablauf schwerlich integrieren ließ. So wurden mancherorts die Tests in großen Gruppen im Klassenraum durchgeführt, was natürlich ein großes Infektionsrisiko birgt, falls dann mal ein Kind infektiös ist.


Brauer: Also bleiben wir gespannt, wie die Umsetzung in Bayern geschehen wird, denn wir sind schon am Ende unserer ersten Folge. Ich bedanke mich recht herzlich bei Prof. Paul Großenberg und wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.


[Anmerkung der Redaktion: Entgegen der Aussage im Podcast, ist geplant, dass ein Antigentest in Bayern die Voraussetzung für die Teilnahme am Präsenzunterricht ist.]


[1] Spezifität: Die Spezifität gibt die Wahrscheinlichkeit an, dass Gesunde auch im Test als gesund bzw. negativ erkannt werden.

[2] Sensitivität: Die Sensitivität gibt die Wahrscheinlichkeit an, dass bei einem erkrankten Patienten, der Test ihn auch tatsächlich als positiv erkennt.

    Kommentare 3

    • Hallo, wo sind die Covid-Kassetten? 19 Ich bin Biologe für: (Genetik)} Ich möchte mit der Speichel-DNA sagen, dass es sich um den Speichel handelt, den ich nicht auf die Maske setzen möchte, weil sich diese Maulkörbe auf meinem Mund befinden Es gibt keine Bandwürmer mehr. Ich spreche nicht mehr über dieses Thema. Ich muss keine Mandate für normale Menschen und NEIN für Mandate auflisten, zum Beispiel für Staats- und Behinderten- und Parteifunktionäre.

    • Die Testung ist schon verpflichtend vorgesehen, möchte ich anmerken.