"Ich werde kein Kanzler!" - Interview mit Charly Roth Der Tagesprophet EXTRA

&thumbnail=1


DER TAGESPROPHET EXTRA

6.01.2021


Liebe Lesende,

Heute war bei uns Charly Roth zu Gast. Der frischgebackene Parteivorsitzende der Sozialdemokraten spricht mit uns über Vorwürfe, Ziele und seine persönliche Zukunft. Wir wünschen ihnen viel Spaß an unserer zweiten Ausgabe: DER TAGESPROPHET EXTRA.



Frage

Herzlich Willkommen, Herr Roth. Sie sind neuer Parteichef der SDP, wie geht es ihnen mit der neuen Rolle?


Charly Roth

Hallo und herzlichen Dank für die Einladung. Ich fühle mich sehr wohl in dieser neuen aber noch recht ungewohnten Rolle. Vom Generalsekretär zum Vorsitzenden ist es ja doch ein kleiner Unterschied, was die Aufgaben angeht. Aber mit unseren starken Mitgliedern im Rücken, werden wir das schon schaukeln.


Frage

Warum haben sie kandidiert? Ihrer Partei wird aktuell Undankbarkeit gegenüber ihrem ehemaligen Vorsitzenden zugesprochen, was war also ihr Beweggrund, gegen Herrn Schneider anzutreten?


Charly Roth

Zunächst einmal möchte ich klarstellen, dass meine Kandidatur nicht im Geringsten eine Kandidatur gegen Tom Schneider war. Ganz im Gegenteil sogar. Tom Schneider hat als Parteivorsitzender und Kanzlerkandidat ein enormes Pensum geleistet. Er war in den Sondierungs- und Koalitionsgesprächen der führende Kopf unserer Partei. Nachdem also im ersten Wahlgang zwischen Tom Schneider und Alex Regenborn kein Kandidat die erforderliche Mehrheit erreicht hat, kam in mir der Gedanke auf, dass es vielleicht an der Zeit ist, die Lasten, die solche Ämter mit sich bringen auf mehrere Schultern zu verteilen. Nach einem persönlichen Gespräch mit Tom, haben wir beide die Entscheidung getroffen, dass ich meine Kandidatur erkläre. Zum einen, um eine Entscheidungsalternative darzustellen und zum anderen, um - im Falle meiner erfolgreichen Wahl - für Entlastung zu sorgen. Ich verstehe, dass für Außenstehende der Eindruck der Undankbarkeit entsteht. Dem ist aber nicht so. Die Beziehung zwischen Tom Schneider und der SDP ist nach wie vor eine sehr gute.


Frage

Kommen wir zum Bundestag: Bereits im letzten Interview hatten wir mit dem Bundeskanzler Neuheimer darüber gesprochen: das Tempolimit. Wie stehen sie dazu und wie sehr hat ihre Partei auf die Aufhebung des Koalitionszwanges gepocht?


Charly Roth

Das Tempolimit war ein Bestandteil unseres Wahlprogramms. Nachdem dieser Antrag im Bundestag nun eingereicht worden ist, hielten wir in unserer Fraktion kurz den Atem an, da uns klar war, dass es zu Konflikten mit unserem Koalitionspartner

kommen könnte. Bevor wir das Thema aber im Koalitionsausschuss ansprechen konnten, nahm uns der Bundeskanzler von selbst unsere Sorgen, indem er den im Koalitionsvertrag enthaltenen Koalitionszwang aussetzte. Darüber bin ich ihm sehr dankbar.


Frage

Auch in dieser Debatte fiel im Bundestag wieder ein Mann auf: Christian von Wildungen. Sie lieferten sich schon mehr als einmal hitzige Wortgefechte, dazu die Frage: Gibt es für sie einen Punkt, an dem die UWL es zu weit treibt oder sehen sie deren Forderungen und Aussagen als legitim an?


Charly Roth

Der Mann ist ein Thema für sich. Eine Wundertüte. Man weiß nie, was heute so aus ihm raussprudelt. Ich gebe zu, dass mich seine Beiträge teilweise sehr sehr ärgern. Er lässt jeglichen Respekt vor Mitmenschen und dem Parlament vermissen. Seine deutschnationale und vermehrt sehr rassistische Denkweise hat in unserer heutigen Gesellschaft keinen tolerierbaren Platz mehr. Vaterlandsliebe auf der einen Seite ist ja schön und gut. Aber Hetze, rechte Parolen und Obrigkeitsverherrlichung sind im 21. Jahrhundert völlig deplatziert.


Frage

Gestern sollen angeblich brisante Nachrichten gesendet worden sein, nachdem sie für das Gerücht verantwortlich gemacht werden, dass die Kandidatin Yersin vor der Bundesversammlung andere Parteien unter Druck gesetzt haben soll. Auch ein Gespräch wurde scheinbar zwischen den verschiedenen Parteien zur Klärung veranlasst. Was können sie uns dazu sagen?


Charly Roth

Das Gerücht, dass die Kollegin Yersin andere unter Druck gesetzt haben soll, macht hier im politischen Berlin seine Runde. Wo genau es herkommt, weiß ich allerdings nicht. Ich möchte klarstellen, dass das nicht von mir kam. Richtig ist jedoch, dass ich in einer unbedachten Äußerung Dritten gegenüber, dieses Gerücht erwähnt habe. Ich wollte damit aber in keinster Weise der Kollegin Yersin schaden. Es tut mir leid, wenn das einen falschen Eindruck erweckt hat.


Frage

Die Landtagswahl in Bayern und NRW steht an. Was erhofft sich ihre Partei in den jeweiligen Ländern?


Charly Roth

Mit Alexander Regenborn in NRW haben wir einen hervorragenden Ministerpräsidenten, der die Sorgen und Nöte des Landes kennt und gleichzeitig Alternativen aufzeigt, wie es besser werden kann. Für die Landtagswahl wünsche ich Alex viel Erfolg und ich bin mir sicher, dass ihn die Bürgerinnen und Bürger in NRW ebenso unterstützen werden. Die Lage in Bayern ist für uns Sozialdemokraten ein wenig anders. Dort haben wir einen sehr engagierten Jonathan Schmidt, der sich im Namen der SDP für die Bürgerinnen und Bürger einsetzt. Da Andreas Brandstätter aber Präsident des Obersten Gerichts ist, kann man davon ausgehen, dass für einen Landesverband mit nur einem Mitglied die Ministerpräsidentenrolle weit entfernt ist. Zuversichtlich stimmt mich jedoch, dass Jonathan aber immer ein Auge auf die Landesregierung hat und seine Oppositionsrolle perfekt ausführt.


Frage

Was können sie im Hinblick auf die Inaktivität der bayerischen Staatsregierung und der Niedersächsischen Landesregierung sagen?


Charly Roth SDP

Zur Lage in Bayern kann ich nur so viel sagen: Jonathan Schmidt ist not amused über die derzeitige Situation. Woran das liegt, weiß ich allerdings nicht, da müssen Sie den Bundeskanzler und Parteivorsitzenden des Forums fragen. Die Lage in Niedersachsen stellt sich derzeit so dar, dass die Ministerpräsidentin Emilia von Lotterleben gesundheitlich angeschlagen ist und derzeit von Lando Miller vertreten wird. Daher von hier aus nochmal die besten Genesungswünsche. Wir können aber - so mein letzter Kenntnisstand - von einer baldigen Rückkehr der Ministerpräsidentin ausgehen.


Frage

Welche inhaltlichen Schwerpunkte möchten sie nun in ihrer Partei setzen?


Charly Roth

Die Sozialdemokratie war immer ein Freund der Menschen, die Hilfe brauchen, weil sie unverschuldet in eine persönliche Schieflage geraten sind. Menschen, die sich nicht selbst wehren können, denen Unrecht angetan wird, die in Missstände geraten, die unterdrückt werden. Wir sind die Partei der Arbeiter. Wir müssen wieder zurück zu unseren Wurzeln und uns darauf besinnen, wo wir herkamen. Unsere primären Ansprechpartner sind die, die in den Unternehmen am Fließband oder in Werkstätten für Reichtum sorgen und nicht die in den Chefetagen, die den Reichtum verwalten. Der Mindestlohn ist ein steter Begleiter. Doch müssen wir da genau die Balance finden, um mittelständischen Unternehmen keinen Spielraum zu entziehen. Wir legen einen Schwerpunkt auf den Kinderschutz. Kinder können sich nicht alleine wehren und brauchen daher besondere Aufmerksamkeit. Kinderrechte gehören ins Grundgesetz. Inklusion wird uns immer mehr beschäftigen, um die Isolation von Menschen mit Handicap endlich zu beenden. Anders zu sein ist nicht schlimm. Das müssen wir uns

immer wieder vor Augen führen. Puh, ich könnte noch weiter machen, aber das würde vielleicht den Rahmen sprengen. Vielleicht nochmal kurz zusammengefasst: Back to the roots!


Frage

Wie sieht ihre Zukunft aus? Natürlich ganz im Fokus: Können sie Kanzler und wollen sie Kanzler?


Charly Roth SDP

Man weiß nie, wohin es einen verschlägt. Aber eines weiß ich dann doch: Mein Weg wird nicht ins Kanzleramt gehen. Höchstens mal als Besucher um den nächsten sozialdemokratischen Bundeskanzler oder die Bundeskanzlerin zu besuchen. Als ich für den Parteivorsitz kandidierte, habe ich dies ja unter der Prämisse gemacht, die Arbeiten auf mehrere Schultern zu verteilen. Sprich: Ich habe mich für eine Ämterteilung ausgesprochen. Da wäre es doch absurd, wenn ich nun Kanzlerkandidat werden würde. Ich fühle mich im Willy-Brandt-Haus sehr wohl und hoffe, noch lange der Partei dienen zu können.


Frage

Schließen sie also eine Kanzlerkandidatur in Gänze aus?


Charly Roth

Ja. Das tue ich. Gerne helfe und unterstütze ich im Hintergrund, wo ich kann. Aber Kanzler können andere weitaus besser.


Der Tagesprophet

Dann danke ich ihnen für das Interview und wünsche viel Glück im Willy-Brandt-Haus.


Charly Roth

Ich danke Ihnen und wünsche noch einen erfolgreichen Tag.



Das war unser Interview mit Charly Roth, wir hoffen es hat ihnen gefallen.

Bis zum nächsten Mal!

    Kommentare 2

    • Warum bin ich für die Aktivität der Bayerischen Staatsregierung verantwortlich?

      • Bist du nicht. Aber als PV kannst du da vielleicht mehr zu sagen. So ist das gemeint.