[Anfrage] XIII/006 - Anfrage über Lehrermangel und Wissenstand der Schülerinnen und Schüler

Anfrage über Lehrermangel und Wissenstand der Schülerinnen und Schüler

Ich frage den Landesminister für Bildung, Kultur und Gesundheit, Herrn Pierre Essel:

1. Wie viele Lehrerstellen sind derzeit ungefähr im Land Nordrhein-Westfalen unbesetzt?
1.1 Hat sich die Lücke der unbesetzten Lehrerstellen durch die Corona Pandemie vergrößert?

2. Plant die Landesregierung ein Maßnahmenpaket zu erarbeiten gegen den Lehrkräftemangel?

2.1 Falls ja, welche Maßnahmen soll dieses enthalten?

2.2 Falls nein, warum nicht?

2.3 Falls nein, plant die Landesregierung etwas ähnliches um den Lehrkräftemangel zu bekämpfen?

3. Ist sich die Landesregierung den Ernst der Lage durch Lehrkräftemangel bewusst?

3.1 Welche Folgen sieht die Landesregierung durch den Lehrkräftemangel auf die Absicherung der vorgegebenen Rahmenstunden durch die Rahmenstundentafeln?

3.2 Müssen Ausfallstunden dem Ministerium bzw. den staatlichen Schulämtern gemeldet werden?

3.2.1 Falls nein, wäre dies nicht ein Mittel um Schulen mit ausgedünntem Personalstand zu erkennen und zu unterstützen?

4. Unterstützt das Ministerium Schulen wo man festgestellt hat dass durch einen ausgedünnten Personalstand die Absicherung des Unterrichts in Gefahr ist?

4.1 Falls ja, inwiefern?

4.2 Falls nein, warum nicht?

5. Sieht die Landesregierung bei übermäßig ausfallenden Unterrichtsstunden eine Gefahr für das Klassenziel einzelner Schüler?

5.1 Welche Folgen hat ausfallender Unterricht aus Sicht der Landesregierung?

6. Liegen der Landesregierung die Ergebnisse der Lernstandserhebungen aus dem letzten Schuljahr vor?

6.1 Falls ja, sieht die Landesregierung den Abschluss der einzelnen Jahrgänge in Gefahr?

6.2 Falls nein, warum nicht?

Antwort auf Anfrage über Lehrermangel und Wissensstand der Schülerinnen und Schüler

1. Wie viele Lehrerstellen sind derzeit ungefähr im Land Nordrhein-Westfalen unbesetzt?

Ungefähr sind derzeit etwa 4300 von 160.000 Lehrerstellen unbesetzt.

1.1 Hat sich die Lücke der unbesetzten Lehrerstellen durch die Corona Pandemie vergrößert?

Nein. Von 2017 bis jetzt haben sich die unbesetzten Lehrerstellen vergrößert. Ob die Corona-Pandemie 2020,2021 sowie 2022 einen Einfluss darauf hat, kann man nicht nachweisen.

2. Plant die Landesregierung ein Maßnahmenpaket zu erarbeiten gegen den Lehrkräftemangel?

Bis jetzt ist nichts in Planung. Wir beobachten die Zahlen kritisch, sollte es sich weiterhin drastisch verschärfen, werden wir mit einem wahrscheinlichen Konzept - was auch strukturelle Versäumnisse vorheriger Bildungspolitik einschließt - einschreiten.

2.1 falls ja, welche Maßnahmen soll dieses enthalten?

Hier geht es vor allem um eine zielgerichtete Ausbildung und Anwerbung von Lehrkräften. Versäumnisse der Vergangenheit und ein zunehmend dysfunktionales Schulsystem führen dazu, dass der Beruf als Lehrer zunehmend an Anerkennung und Attraktivität verliert. Ziele eines ggf. zu erarbeitenden Maßnahmenpaketes wären daher eine angemessene Besoldung bzw. Vergütung, An der hohen Verbeamtungsquote soll festgehalten werden. Wir streben weiterhin an, dass die Schulbehörden hinter ihren Lehrkräften stehen und diese sich nicht übermäßigen Vorwürfen durch Eltern ausgesetzt sehen. Die Tragweite einiger Probleme und Lösungsansätzen sind allerdings nicht zu unterschätzen und sollten im Idealfall im übergreifenden Konsens getroffen werden um Planungssicherheit zu gewährleisten.

2.2 falls nein, warum nicht?

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2.3 falls nein, plant die Landesregierung etwas ähnliches um den Lehrkräftemangel zu bekämpfen?

Die Beratung im Bildungsausschuss wäre denkbar.

3. Ist sich die Landesregierung den Ernst der Lage durch Lehrkräftemangel bewusst?

Das sind wir definitiv.

3.1 Welche Folgen sieht die Landesregierung durch den Lehrkräftemangel auf die Absicherung der vorgegebenen Rahmenstunden durch die Rahmenstundentafeln?

Zum aktuellen Zeitpunkt ist eine Absicherung der vorgegebenen Rahmenstunden (noch) gewährleistet. Wir blicken allerdings mit Sorge auf die Entwicklung und sehen die Gefahr, dass eine solche Absicherung mit derzeitiger Konzeption in Zukunft nicht mehr gewährleistet sein kann.

3.2 Müssen Ausfallstunden dem Ministerium bzw. den staatlichen Schulämtern gemeldet werden?

Bisher war ein solches Vorgehen nicht verpflichtend, wir erachten dies jedoch als eine sinnvolle Maßnahme.

3.2.1 falls nein, wäre dies nicht ein Mittel um Schulen mit ausgedünntem Personalstand zu erkennen und zu unterstützen?

Ja.

4. Unterstützt das Ministerium Schulen wo man festgestellt hat das durch einen ausgedünnten Personalstand die Absicherung des Unterrichts in Gefahr ist?

Ja, wobei dies ausschließlich möglich ist, wenn betroffene Schulen sich bis dato von sich aus an das Ministerium gewandt haben.

4.1 falls ja, inwiefern?

In kurzfristigen Fällen versucht das Ministerium, zwischen Schulbehörden zu kordieren, Lehrkräfte im Namen des Dienstherren zu versetzen.

Langfristig bemühen wir uns um Möglichkeiten, Quereinsteigern schneller den Einstieg in das Lehramt zu ermöglichen.

Auch sind Verkleinerungen von maximalen Schülerzahlen denkbar, auch wenn dies unweigerlich für manche Schülerinnen und Schüler vermehrte Wegstrecken bedeuten würde.

4.2 falls nein, warum nicht?

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5. Sieht die Landesregierung bei übermäßig ausfallenden Unterrichtsstunden eine Gefahr für das Klassenziel einzelner Schüler?

Wir sind sehr besorgt darüber. Das verfehlen von Klassenzielen einzelner Schülerinnen und Schüler ist für uns genauso bedenklich, wie auch ein insgesamt auftretender Verfall des fachlichen und pädagogischen Niveaus der Schülerinnen und Schüler.

Wir sehen eine Gefahr, dass die Förderung nicht mehr auf Dauer ausreichen wird.

5.1 Welche Folgen hat ausfallender Unterricht aus Sicht der Landesregierung?

Die vorhandenen Lehrer müssen in den Stunden ein doppeltes Tempo zulegen, so das Schülerinnen und Schüler meist gar nicht hinterher kommen. Die Schülerinnen und Schüler nehmen durch das schnelle Tempo weniger Lernstoff auf. Neben dem Verlust von Fachinhalten ist ein nicht zu unterschätzendes Problem das Fehlen pädagogischer Entwicklung. Schule und Unterricht sind mehr als nur fachliche Bildung, sondern auch Entwicklung geistiger, kommunikativer und sozialer Fähigkeiten ebenso wie Allgemeinbildung. Die Konklusion von immer mehr Lernstoff auf immer weniger direkte Unterrichtszeit pro Thema und die nicht zu unterschätzende "Konkurrenz" durch den Konsum von (sozialen) Medien sieht sich das gesamte Bildungswesen einer Herausforderung gegenüber, auf die bisher keine Landesregierung eine entscheidende Antwort gefunden hat. Zusätzlich ausfallender Unterricht verschlimmert diese Entwicklung noch.

6. Liegen der Landesregierung die Ergebnisse der Lernstandserhebungen aus dem letzten Schuljahr vor?

Selbstverständlich.

6.1 falls ja, sieht die Landesregierung den Abschluss der einzelnen Jahrgänge in Gefahr?

Nein, es besteht kein Anlass zu einer akuten Sorge. Jedoch zeigte sich über die vergangen Jahre ein stetiger Trend der ein eher absteigendes Leistungsniveau zeigt, insbesondere im Bereich der Deutschen Sprache und deren Anwendung. Da dieser Trend aber nicht nur NRW betrifft, so werden wir hierüber in der Kultursministerkonferenz beraten.

6.2 falls nein, warum nicht?

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