NRW WÄHLT - Live aus Düsseldorf | Sonntagabend, ab 17:30 Uhr | Wahlsendung der Berliner Allgemeine

  • Punkt 17 Uhr beginnt die Sondersendung:


    8316c5b6b511a8ac59f7c196e31ca318


    Madeleine von Brauchitsch: Guten Abend, sehr verehrte Damen und Herren! Wir begrüßen Sie recht herzlich zu unserer Sondersendung anlässlich der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen! Recht turbulente Zeiten liegen hinter uns - nun dürfen die Nordrhein-Westfalen per Wahlstimme darüber entscheiden, wer in dem bevölkerungsreichsten Bundesland Deutschlands künftig "das Sagen" haben soll. Diese Wahl wird besonders wichtig sein; Wahlen hierzulande haben sogar schon Bundeskanzler endgültig zu Fall gebracht. Umfragen sagten zunächst ein recht knappes Rennen voraus, haben sich dann aber deutlicher der Sozialdemokratie gewendet - unstreitig wird das Rennen um Platz 1 zwischen SDP und dem rechtspopulistisch-nationalistischem FFD entschieden werden - vielleicht gibt es ja eine Überraschung. Insofern ist von einem spannenden Abend auszugehen, der vermutlich nicht mit der ersten Prognose entschieden sein wird. Wir werden Sie mit Informationen rund um den Wahlabend am Laufenden halten und Sie durch den Wahlabend begleiten - bleiben Sie dran!

  • NINTCHDBPICT000611444953.jpg


    Daniela Müller, Political Analyst der Berliner Allgemeine


    Madeleine von Brauchitsch: Ich darf jetzt Daniela Müller, Political Analyst bei uns, hier im Studio begrüßen. Daniela, welche Bedeutung hat diese Wahl auf bundespolitischer Ebene?


    Daniela Müller: Nun, Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen gleichen grundsätzlich immer wieder einer kleinen Bundestagswahl und haben bei entsprechendem Ausgang auch immer großes Sprengstoffpotenzial. Das hat man schon vor der Umstrukturierung der Parteienlandschaft sehen können: so hat Nordrhein-Westfalen dafür gesorgt, dass die damalige Bundesregierung Schröder sich gezwungen sah, die Notbremse zu ziehen und Neuwahlen herbeizuführen. Nun, es ist so, dass vor allem die SDP unter Zugzwang steht. Sollte der Abend hier zu ihrem Ungunsten ausgehen, sollte das FFD stärkste Kraft werden können und NRW fallen, dann ist die aktuelle Parteiführung politisch gesehen in akutester Lebensgefahr.


    Madeleine von Brauchitsch: Das heißt?


    Daniela Müller: Nun, die SDP hatte hier über Jahre hinweg ihre Hochburg: es gab Zeiten, da lag sie Wahl für Wahl bei deutlich über 40,0 Prozent - jeweils unter Parteigrößen wie Kai Baum oder Alex Regenborn. Jetzt ist es so, dass die SDP auf Bundesebene gesehen in der tiefsten Depression, die sie jemals erlebt hat, steckt. Bei beiden Wahlen lag sie unter 20,00 Prozent - das hat es zuvor noch nie gegeben - übrigens auch nicht bei ihrer Vorgängerpartei, der SPD in den Zeiten nach dem zweiten Weltkrieg. Jetzt hatte man die große Phase der Erneuerung ausgerufen, wenn Nordrhein-Westfalen - fast ein Minikosmos der politischen Verhältnisse in der Bundesrepublik - fallen sollte, dann ist Alarmstufe Rot.


    Madeleine von Brauchitsch: Zumal es ja auch erklärtes Wahlziel der SDP ist, eine FFD-Regierungsverantwortung zu verhindern, wir hören mal rein:

    Die Stimmung in der SDP ist wirklich gut. Wir konnten in den letzten Tagen Zuwächse an Mitgliedern verzeichnen und sind eine sehr geschlossen Partei, die nun intensiv an besseren Wahlergebnisse arbeiten will. Für NRW hoffen wir natürlich auf ein starkes Mandat von den Wählerinnen und Wählern. Denn wir brauchen klare Verhältnisse, damit wir unsere Regierungsarbeit erfolgreich fortsetzen können. Mein persönliches Wahlziel ist es eine rechte Mehrheit, in der das FFD eine Rolle spielt und ggf. in Regierungsverantwortung kommen könnte, zu verhindern.

  • Madeleine von Brauchitsch: Daniela, wie ist die Lage bei den anderen Parteien?


    Daniela Müller: Nun, teilweise schwierig zu sagen. Vom FFD haben wir noch kein Statement, ich denke aber schon, dass man genau auf die Zahlen blicken wird und die entsprechenden Schlüsse ziehen wird. Das nationalistische und rechtspopulistische FFD hat bei der Bundestagswahl deutlich verloren, knapp acht Prozentpunkte, nachdem man im März 2022 im Bund mit 15 Prozent und 20 Prozent der Mandate ein Rekordergebnis feiern konnte, und hat nur noch recht knapp mit 1,9 Prozent über dem Durst den Wiedereinzug schaffen können. Es ist nicht auszuschließen, dass diese Wahl, wenn sie nicht, wie von Anhängern des FFD gewünscht, ausgehen sollte, für das FFD Sprengstoffpotenzial haben


    Andere geben sich hingegen betont optimistisch, wie etwa die Grünen. Wir haben Georg Gisy interviewt. Die Grünen seien optimistisch, aber sich gleichzeitig des Umstandes bewusst, dass man nicht direkt herausragende Wahlergebnisse feiern können wird, hören wir mal rein:

  • Daniela Müller: Und wir konnten auch mit Dr. Anastasya Liebermann von der Allianz sprechen. Sie hat sich wie folgt geäußert:

    Guten Abend. Die Stimmung ist zuversichtlich. Die Landesregierung hat in dieser Legislaturperiode ein schwaches Bild abgeliefert und es wäre durchaus denkbar, dass die Wähler sich eher für unser politisches Angebot entscheiden. Ein absoluter Wunschtraum wäre es natürlich, die Rechtspopulisten zu überholen und zweitstärkste Kraft zu werden, aber damit ist angesichts der Umfragen wohl eher weniger zu rechnen. Wir sind jedenfalls frohen Mutes und motiviert, uns des Landes anzunehmen und zu gestalten, sollten sich Möglichkeiten ergeben. NRW braucht klare Verhältnisse und eine Regierung mit deutlichem Mandat.

  • Madeleine von Brauchtisch: Nur noch wenige Sekunden bis zur Prognose, auf den Wahlparty ist es mittlerweile mucksmäuschenstill. Eines kann ich Ihnen garantieren: diese Wahl wird nicht mit der Prognose entschieden sein; bei den einen Parteien fährt der Fahrstuhl deutlich nach oben, bei anderen wiederum findet er seinen Weg in den Keller. Für die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen, Juni 2022, können wir Ihnen folgende überraschende Prognose präsentieren:


    IMG_1623.png?width=898&height=472


    In Gewinnen und Verlusten:


    IMG_1624.png?width=847&height=472


    Die Sitzverteilung nach dieser Prognose:


    IMG_1627.png?width=738&height=473