Ministerpräsident Herzinger besucht zum Holocaust-Gedenktag die Neue Synagoge in Düsseldorf-Golzheim
Im Nachgang äußerte sich der Ministerpräsident wie folgt:
Meine sehr verehrten Damen und Herren,
heute ist ein Tag, den wir nicht vergessen dürfen und auch dafür sorgen müssen, dass unsere Kinder und Enkel diesen Tag nicht vergessen.
Der Gedenktag an den Holocaust berührt mich jeden Tag aufs neue.
Wir können uns heute nicht einmal vorstellen, was für ein Schrecken, was für eine Qual die Jüdinnen und Juden in fast ganz Europa damals erleiden mussten.
Sie mussten hungern, bis zum Tode arbeiten, sich jeden Tag von Monstern und Unmenschen erniedrigen lassen, ihr ganzes Hab und Gut aufgeben, jeden Tag aufs neue ertragen wie sie schikaniert und angegriffen werden, mit ansehen wie ihre Ehemänner oder Ehefrauen, ihre Eltern, ihre Geschwister, ihre Verwandten und ja sogar ihre Kinder auf die brutalste Art und Weise vor ihren Augen ermordet werden.
Schon allein beim aufzählen läuft es mir schaurig den Rücken runter. Und ich kann es nicht fassen, wie ein Mensch einem Menschen so etwas antun kann. Und wie tausende, ja sogar Millionen anderer Menschen dies zulassen, obwohl sie ganz genau wissen was vor sich geht.
Ich gedenke den Opfern des Holocausts und spreche den Hinterbliebenen mein aufrichtiges Beileid aus. Und ich verspreche den Jüdinnen und Juden in Deutschland, dass ich in meiner gesamten Zeit als Politiker dieses inzwischen freiheitlichen und demokratischen Landes alles dafür tun werde, damit dieses Menschheitsverbrechen niemals vergessen wird und auch dafür, dass die Jüdinnen und Juden nunmehr frei in Deutschland leben können und ihre Religion frei ausüben.
In meinem Gespräch mit einem jüdischen Mitbürger hörte ich ein Satz, das mich fassungslos machte. Der ältere Herr sagte mir, dass seine Koffer schon gepackt seien. Damit meinte er, dass er angesichts des wieder an Schwung nehmenden Antisemitismus in unserem Land bereit wäre erneut aus Deutschland in ein anderes Land zu flüchten.
Ich habe mich - und das muss ich ihnen ehrlich sagen - geschämt. Geschämt dafür, wie weit wir es haben kommen lassen. Gerne rufen wir lauter Parolen aus mit den Wörtern "es darf nie wieder passieren". Aber getan wird wenig.
Ja es darf nie wieder passieren. Es darf auch nicht sein, dass Menschen damit beginnen ihre Koffer zu packen, weil sie fürchten in Zukunft nicht mehr frei leben zu können.
Wir müssen härter gegen die Menschen vorgehen, die Jüdinnen und Juden angreifen und Judenhass in unserem Land offen verbreiten.
Meine Damen und Herren,
egal aus welcher Seite der Antisemitismus verbreitet wird, wir müssen diese Ausbreitung stoppen. Wir müssen diesen grundlosen Hass stoppen.
Dies gilt nicht nur für Antisemitismus. Jeglicher Art von Rassismus, Hass oder Ausgrenzung dürfen keinen nahrhaften Boden in unserem Land finden.
Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit und verabschiede mich mit den folgenden Worten:
(es darf nie wieder passieren)