Abschied aus Bellevue

  • Meine lieben Landsleute!


    Ein letztes Mal, darf ich mich in meiner Funktion als Bundespräsident an Sie wenden. Morgen wird mein Nachfolger, Hajime Nagumo, als unser aller Bundespräsident vereidigt. Daher möchte ich heute noch einmal die Gelegenheit nutzen, mich bei allen Menschen in unserem Land zu bedanken, mit denen ich während meiner Amtszeit ins Gespräch gekommen bin, die mir ihre eigenen Sichtweisen auf viele verschiedene Themen gegeben haben. Leider konnten es aufgrund der Pandemie nicht so viele Treffen werden, wie ich sie mir eigentlich vorgenommen hatte. Dennoch war und bin ich über jede noch so kurze Begegnung mit Ihnen sehr dankbar.


    Natürlich war diese Pandemie das alles beherrschende Thema in den letzten Wochen. Viele Menschen haben Angst, ihre Existenzgrundlage zu verlieren. Kurzarbeit, Homeoffice, Lockdown, Wechselunterricht. Alles Begriffe, die uns mittlerweile schon zum Hals raushängen. Und kaum scheint ein mögliches Pandemieende in Sicht zu sein, kommen neue Begriffe wie Delta-Variante, die uns zurück in die dunkle Ungewissheit katapultieren könnten. Diese Pandemie hat doch aber eines sehr deutlich gezeigt: Gemeinsam schaffen wir alles. Wenn wir uns noch einmal verinnerlichen, dass durch diese Pandemie - obwohl Isolation ein bestimmender Begriff war - eine solch große Gemeinschaft entstanden ist, dann macht mich das stolz. Nachbarschafts- und Einkaufshilfen wurden gegründet, Schülerinnen und Schüler haben digitale Lernangebote für andere Schülerinnen und Schüler geschaffen, Kreativität und Engagement hat noch einmal eine deutliche Steigerung bekommen. Das alles zeichnet uns aus. Anderen Menschen das Gefühl zu geben, in der Isolation dann doch nicht alleine zu sein. Und wenn es auch nur eine Videotelefonie mit Oma und Opa war. Aus den begrenzten Möglichkeiten, haben wir das Maximalste herausgeholt und andere Menschen in diesen Flow mitgenommen.


    Leider wurden wir in den letzten Tagen auch Zeugen von der hässlichen Seite in unserem Land. In Würzburg wurden drei Frauen von einem Mann ermordet, sieben weitere, teils lebensbedrohlich, verletzt. Dass dieser Mann ein Flüchtling ist, gibt der Tat aber nun eine politische Bedeutung. Der Anteil derer, die ihrem Ausländerhass nun noch mehr freien Lauf lassen können, steigt wieder. Ein Nährboden für Rechtsextremismus. Die Politik ist nun gefordert. Eine Verschärfung des Asylrechts darf aber auch kein Tabu mehr bleiben. Damit dürfen wir jedoch nicht alle Flüchtlinge über einen Kamm scheren, was gerne gemacht wird. Die Zahl von Expartnern beispielsweise, die Morde an Frauen begehen, liegt deutlich höher. Durchschnittlich passiert dies jeden dritten Tag. Schlimme Dinge passieren jeden Tag in unserem Land. Für mich spielt die Herkunft oder Religion keine Rolle. Für mich sind diese Täter feige Mörder, ganz gleich, woher sie kommen oder welches Motiv der Tat zugrunde lag. Und diese Mörder werden ihre gerechten Strafen für ihre Taten bekommen. Den Hinterbliebenen der Opfer spreche ich meine herzliche Anteilnahme aus, den Verletzten wünsche ich eine baldige Genesung.


    Liebe Landsleute, wenn ich morgen das Bellevue verlasse, dann erinnere ich mich gerne an die Zeit darin zurück. Viele Gespräche, viele Begegnungen, viele Ideen, viele Präsentationen. Viel, von dem wir profitieren können, viel, was zukunftsweisend war oder ist. Das machen die Begegnungen im Schloss Bellevue aus. Inspiriert von diesen Begegnungen möchte ich gerne die "Charly-Roth-Stiftung" ins Leben rufen, die sich künftig um benachteiligte Kinder kümmern wird. Dieser Stiftung werde ich mich künftig widmen. Auch über Ihre Unterstützung würde ich mich freuen.


    Vielen Dank. Ihnen allen wünsche ich alles erdenklich Gute für Ihre Zukunft!