Zukunft für Dich | Kiezspaziergang mit Caroline Kaiser durch Hamburg-Altona

  • Am heutigen Vormittag organisierte die Kanzlerkandidatin der SDP einen Spaziergang durch ihren alten Heimatbezirk – Hamburg-Altona. Interessierte Bürgerinnen und Bürger hatten nach rechtzeitiger Anmeldung und mit dem Nachweis eines negativen Schnelltests die Möglichkeit, sich mit Caroline Kaiser über Gott, die Welt, Ackergifte auf den Feldern und sonstigen politischen Themen, die ihnen unter den Nägeln brennen, zu unterhalten. Der Spaziergang dauerte drei Stunden an. Dabei ging es vom Altonaer Balkon über Schröders Elbpark zum Jenisch-Park und zurück.



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    Zu Beginn des Spaziergangs unterhielt sich Kaiser mit einer 18-jährigen Schülerin aus Hamburg-Nord, mit der sie sich später über Öffnungsperspektiven und dem Clubsterben unterhalten wird. Um den Einstieg locker zu gestalten, fragte die Schülerin nach der Lieblingsserie der Kanzlerkandidatin. Nachdem man sich die ersten 500 Meter über die finale Staffel von Modern Family unterhalten hat, kam die Frage auf, ob man als Politikerin überhaupt Zeit für Binge-Watching hat. Kaiser verneinte dies. „Auf der Fahrt nach Hamburg habe ich mir drei Folgen angeschaut. Ich wurde ja quasi gezwungen, nichts zu tun. Im Normalfall schafft man das (leider) nicht. Aber im Falle von Modern Family: die letzte Legislaturperiode in Bayern hat genug Lacher für mich bereitgehalten.“


    Nach dem lockeren Einstieg wollte die Jugendliche nun wissen, wann sie denn wieder mit ihren Freunden ins Fundbureau, einem Club in Altona-Nord, gehen könne. „Ich kann den Drang verstehen, ich mahne jedoch zu Geduld. Wir müssen abwägen, welches Risiko wir bereit sind zu gehen oder wie bereitwillig wir sind, andere Menschen zu gefährden, um uns selbst zu vergnügen.“ Die Schülerin nickte verständnisvoll. Nun wollte sie wissen, ob sie denn nach der Pandemie überhaupt noch feiern könne, da die Pandemie auch in der Club-Branche für existenzielle Nöte sorge. „Das Clubsterben ist in der Tat ein Problem, nicht erst seit Corona. Weil dieses Problem eben schon länger besteht, wird es Zeit, effizient zu handeln. Wir fordern beispielsweise für die Kulturszene, und für mich sind auch unsere Clubs Bestandteil unserer kulturellen Identität, einen Ausgleich der Verdienstausfälle, um alle Kosten abzudecken. Damit wollen wir ein Aussterben von Kunst- und Kulturstätten verhindern. Um auch nach der Pandemie das Clubsterben zu beenden, müssen wir den Status der Clubs als Kulturstätte auch im Baugesetzbuch anerkennen. Dort sind sie derzeit nur als Vergnügungsstätte eingeordnet. Damit besäßen die Betreiberinnen und Betreiber schon mal mehr Milieuschutz. Das wäre dann aber auch nur ein erster Schritt.“


    Zum Schluss sprachen beide noch einmal über politische Vorbilder. Die Schülerin nannte Alexandria Ocasio-Cortez. Sie sei fasziniert von ihrem Kampfgeist und der Unermüdlichkeit der Frau. Kaiser nickte zustimmend. Kaiser überlegte ein wenig, bis sie dann die Rostocker Kommunalpolitikerin Lück nannte. „Eine unermüdliche, renitente Kämpfernatur. Nur in Unbekannt!“



    Nach 1,5 Kilometern wechselte dann die Gesprächspartnerin. Kaiser spazierte nun mit einer jungen Ärztin am Elbufer entlang. Thema: Gesundheitspolitk. Die Herz-Thorax Spezialistin hat sich von ihrer Rede auf dem Parteitag angesprochen gefühlt. Das Gespräch begann direkt mit Eindrücken aus dem klinischen Alltag. Personalmangel, Druck von der klinischen Verwaltung: die 34-jährige schildert, wie sie ihren Arbeitsalltag in der Asklepios Klinik Nord erlebt. „Ich wurde Ärztin, um den Menschen zu helfen. Das funktioniert mit dem Hintergedanken „Kostensenkung“ aber nicht richtig.“

    Kaiser nickt. „Profitorientierung hat im Gesundheitswesen nichts zu suchen. Sie können keinem Patienten erklären, dass wegen ihm Personaleinsparungen nötig sind, weil er über die Grenzverweildauer (Richtwert einer stationären Behandlung) gekommen ist und der klinische Vorstand nun die Kosten wieder reinverdienen will. Gerade bei sowieso schon eng getakteten Dienstplänen ein unverständliches Phänomen. Dadurch, und durch Fallpauschalen, entwickeln sich teilweise völlig falsche, teilweise unnötig, teilweise nicht wirksam genügende Behandlungspläne. Das ist kein haltbarer Zustand.“

    Die Ärztin erwiderte zustimmend, dass die Grenzverweildauer dafür sorge, dass das Krankenhaus zum Fließband werde. Ein Patient, der länger stationär behandelt werde, blockiere das Fließband. Dieses Bild störe das Verhältnis zwischen Patienten und Ärzten nachhaltig.

    „Deswegen wollen wir die Profitorientierung aus dem Krankenhaus verbannen. Wenn der Druck erstmal genommen ist, steigert sich die Qualität zunehmend. Insbesondere in den Behandlungsplänen spiegelt sich das als erstes wider.“ Die Kanzlerkandidatin führte weiter aus, dass das diagnosebezogene Fallpauschalensystem abgeschafft werden, und den Krankenhäusern der Druck, Gewinn zu produzieren, genommen werden soll. Gemeinsam sprechen beide dann über mögliche positive Auswirkungen auf Personallücken und Pflegeengpässen. Bevor das Gespräch endete, diskutierten beide über die von der SDP vorgeschlagenen Abschaffung der Zwei-Klassen-Medizin und der Einführung einer Bürgerversicherung. Kaisers Gesprächspartnerin stand dem Vorschlag zwar etwas skeptisch gegenüber, bedankte sich jedoch für die fruchtbare Diskussion.



    Auf dem Rückweg begleitete sie ein etwas älterer Herr aus Blankenese. Kaiser musste ihr Schritttempo ein wenig senken. Auch er begann das Gespräch etwas lockerer. „Freiwillig nach Bayern? Junge Frau, warum haben Sie denn so früh schon mit sich abgeschlossen?“

    Die Kanzlerkandidatin kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen und führt aus, dass dies berufliche Gründe hatte. Sie selbst bereue die Entscheidung bis heute zwar nicht, Bayern sei jedoch nichts, im Gegensatz zu ihrer Heimat. Der Ur-Hamburger zog noch ein wenig über Bayern her. Nach einem kurzen Smalltalk berichtete der Herr von seinem Enkel, welcher sich vor der Pandemie für eine Klimabewegung engagierte. „Warum erwarten wir, dass die zukünftige Generation unsere Lethargie ausbaden muss?“

    Die Kanzlerkandidatin überlegte kurz. „Das ist nicht unser Anspruch. Wir Sozialdemokraten wollen den Klimawandel mit allen Mitteln bekämpfen. Ein großer Schritt ist uns mit der EEG-Novelle gelungen. Nun wollen wir den Trend, der uns bei der Energiepolitik gelungen ist, auch im Verkehrssektor umsetzen. Durch die Förderung des Ausbaus der Schieneninfrastruktur, insbesondere auf dem Land, oder der Radinfrastruktur in der Stadt beispielsweise. Wenn wir die Bürgerinnen und Bürger von den Autos in die Bahn oder auf das Rad bekommen, können wir nahezu 70% der Schadstoffemissionen einsparen.“ Der ältere Herr zeigte sich wenig beeindruckt. „Die Grünen wollen unsere Wälder retten, solche Ambitionen vermisse ich!“

    Darauf erwiderte Kaiser, dass dieser Teil des Programmes der Grünen im Vergleich zum letzten Programm verwaschen sei. „Zum Themengebiet Wald und Fluss hat man viele Ziele weggekürzt. Einzig die Waldprämie hat es ins Programm geschafft. Und es benötigt doch keine Aufforstung, oder? Das Heilmittel, um unsere Ökosysteme wiederherzustellen und die Artenvielfalt zu retten, lautet Renaturierung. Das ist ein wichtiger Unterschied. Das findet sich beispielsweise nicht mehr im Programm wieder.“

    Kaiser versicherte dem weiterhin unbeeindruckten Herrn, dass sie diesen Punkt ebenfalls auf dem Schirm habe. Mit dem Zusatz „Danken Sie ihrem Enkel für sein Engagement!“ verabschiedete sich die Kanzlerkandidatin von dem Herrn, der sich im Anschluss am Kiosk die neue Ausgabe der SuperIllu holen wollte.



    Nach zahlreichen Gesprächen endete der Spaziergang am Altonaer Balkon. Ähnliche Gespräche fanden am Vortag in München statt. Kaiser ist nun wohl die Kanzlerkandidatin mit den kräftigsten Waden.

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