Aufgrund der Corona-Pandemie gestaltet der SDP-Kanzlerkandidat Tom Schneider seine obligatorische Wahlkampftour zu dieser Bundestagswahl etwas anders als sonst. Anstatt in den verschiedenen Städten des Landes vor vielen Menschen zu sprechen, reist Schneider durch das Land und trifft sich unter Einhaltung aller nötigen Hygiene- und Abstandsregeln und unter regelmäßiger Corona-Testung per Schnelltest jeweils einzeln unterschiedliche Menschen, um mit Ihnen über ihre Sorgen und ihre Wünsche an die Politik zu sprechen. Das ganze wird in einem Videopodcast, der auch als reiner Audiopodcast verfügbar ist, dokumentiert und über verschiedene Online-Kanäle verbreitet. Am Ende jedes Podcasts wendet sich Schneider immer auch an das Publikum bzw. die Hörer:innen, um Ihnen die Forderungen der Sozialdemokratie näher zu bringen.
Podcast: Solidarisch aus der Krise - Schneider on tour
#05 Jena, Prof. Dr. Rosenthal und Bildung
Nach einem kurzen Intro sieht man Tom Schneider vor der Friedrich-Schiller-Universität in Jena.
Tom Schneider:
Liebe Mitbürger:innen, heute schließe ich meine kleine Podcast-Wahlkampftour in Jena ab. Jena hat mit der Friedrich-Schiller-Universität eine der ältesten Universitäten Deutschlands, hier studieren rund 18.000 Student:innen, und hier will ich mich heute mit dem Universitätspräsidenten Walter Rosenthal treffen. Das Thema, um das es heute geht, dürfte daher leicht zu erraten sein: Heute möchte ich über Bildungspolitik sprechen. Und da kommt auch schon Herr Prof. Dr. Rosenthal! Schön, dass Sie sich die Zeit genommen haben!
Prof. Dr. Rosenthal läuft ins Bild und beide setzen sich mit hinreichend Abstand auf eine nahegelegene Bank.
Prof. Dr. Rosenthal:
Guten Tag, Herr Schneider. Vielen Dank für die Einladung.
Tom Schneider:
Ich hab zu danken, dass ich heute mit Ihnen sprechen kann. Und wir wollen auch gleich starten: Herr Prof. Dr. Rosenthal, sie leiten eine der ältesten Universitäten Deutschlands. Nun haben wir ja momentan erschwerte Bedingungen durch die Corona-Pandemie, wie nehmen Sie die Situation wahr?
Prof. Dr. Rosenthal:
Nun, die Pandemie hat uns alle stark getroffen. Wir mussten von einem Tag auf den anderen den Lehrbetrieb auf digitale Lehre umstellen, das war ein enormer Kraftakt. Wir haben das irgendwie gemeistert, aber bis heute funktioniert nicht alles einwandfrei.
Tom Schneider:
Würden Sie in dem Zusammenhang sagen, die Digitalisierung der Universitäten läuft zu schleppend?
Prof. Dr. Rosenthal:
Durchaus. Ich denke, dass wir Universitäten da noch vergleichsweise gut dastehen, aber das da noch viel getan werden muss. Ich würde mir da mehr Unterstützung aus der Politik wünschen. Wissen Sie, als wir plötzlich umstellen mussten, standen wir ganz alleine da und mussten überlegen, wie wir das alles gestalten können.
Tom Schneider:
Verstehe. Und wie nehmen Sie die digitale Lehre wahr? Wird das gut angenommen?
Prof. Dr. Rosenthal:
Es ist im Moment das Beste, was wir aus der aktuellen Lage machen können. Aber in vielen Bereichen hilft auch digitale Lehre nichts. In den Naturwissenschaften zum Beispiel: Da fallen Praxiseinheiten weg, das kann man nicht digital kompensieren. Ich habe den Eindruck, viele Studenten leiden unter der aktuellen Situation. Nicht nur lerntechnisch, auch finanziell.
Tom Schneider:
Ist das so?
Prof. Dr. Rosenthal:
Ja. Nebenjobs fallen weg, Bafög allein reicht nicht aus. Es gab im Sommer und Herbst teilweise Demonstrationen von Studenten, die um ihre Existenz fürchten. Ich denke, das Bildungswesen leidet allgemein sehr unter der Situation.
Tom Schneider:
Das klingt alles sehr beunruhigend. Das werde ich auf jeden Fall aus diesem Gespräch mitnehmen.
Prof. Dr. Rosenthal:
Das freut mich zu hören.
Tom Schneider:
Kommen wir aber nochmal zu ein zwei anderen Themen: Wie stehen Sie zur Exzellenzinitiative?
Prof. Dr. Rosenthal:
Prinzipiell ist der Gedanke, die Universitäten untereinander um die besten Forschungsansätze streiten zu lassen, nicht schlecht. Aber angesichts der chronischen Unterfinanzierung vieler Universitäten ist das ganze etwas bizarr. Ich meine: Wie sollen wir vernünftig forschen, wenn uns Ausstattung und finanzielle Mittel fehlen?
Tom Schneider:
Sie plädieren also dazu, den Forschungsetat zu erhöhen?
Prof. Dr. Rosenthal:
Unbedingt. Momentan gestaltet sich das doch so, dass die staatliche Forschung von der Forschung durch Privatunternehmen verdrängt wird. In der privaten Forschung werden auch viel mehr Gelder in die Hand genommen.
Tom Schneider:
Das gibt einem zu denken. Und wie stehen Sie zum Bildungsföderalismus?
Prof. Dr. Rosenthal:
Beim Thema Bildungsföderalismus stört mich, dass zu wenig untereinander geklärt und besprochen wird. Die Zusammenarbeit müsste verstärkt werden.
Tom Schneider:
Dann bedanke ich mich für das Gespräch.
Prof. Dr. Rosenthal:
Gerne.
Es folgt ein Schnitt zu Tom Schneider, der vor einen Weg auf dem Universitätsgelände entlang läuft und in die Kamera spricht.
Tom Schneider:
Liebe Mitbürger:innen, auch heute, bei meinem letzten Wahlkampfstopp, habe ich wieder einiges mitgenommen. Ich war in Jena, einer Stadt, die wie nur wenige für die deutsche Kultur der Dichter und Denker steht. Und der Schlüssel zum weiteren Erfolg liegt in unserem Bildungswesen, liegt in der Forschung. Ich habe heute aus erster Hand gehört, dass wir, gerade auch in diesen Zeiten, die Bildungseinrichtungen unseres Landes nicht alleine lassen dürfen. Das ist einer der Gründe, wieso wir Sozialdemokrat:innen in Bildung mehr Einsatz fordern. Wir wollen klüge Köpfe fördern, indem wir die finanziellen Hürden für ein Studium nehmen und das BaFöG reformieren. Denn wenn alle einen Zugang zu guter Bildung haben, dann bringt dieses Land auch mehr kluge Köpfe hervor. Außerdem wollen wir unseren Forschungsetat deutlich erhöhen, denn Innovation braucht nicht nur klüge Köpfe, sondern muss aktiv gefördert und finanziert werden. Das gilt auch und gerade für die Digitalisierung im Bildungswesen: Hier fordern wir eine umfassende offensive, weil offensichtlich in dem Bereich in den letzten Jahren einiges verschlafen wurde. Wir Sozialdemokrat:innen wollen aber auch zu mehr Kooperation kommen und das Systemwirrwarr in der Bildung beenden: Wir wollen den Bildungsförderalismus überwinden, denn nur wenn alle Zusammenarbeiten und nicht jedes Bundesland ein eigenes Süppchen kocht, können wir auch Erfolgreich sein. Es kommt also nicht nur auf klüge Köpfe und finanzielle Förderung an, sondern auch auf Kooperation. Kooperation bedeutet für uns und für mich auch, dass wir die Konkurrenz der Universitäten um viel zu knappe Forschungsgelder beenden und die Exzellenzinitiative abschaffen wollen. Wettstreit kann Innovation fördern, Konkurrenz um grundlegende Ressourcen aber bringt unsere Forschung nicht weiter. Und zuletzt bleibt mir noch zu sagen, dass wir, dass ich, alles daran setzen möchte, gute Bildung gerade unter den momentanen Umständen zu ermöglichen. Wir müssen verhindern, dass durch Homeschooling und Homestudying die Zukunft unserer Kinder und jungen Menschen leidet. Niemand darf in dieser Zeit zurückgelassen werden! Und dafür stehen wir Sozialdemokraten mit unserem Namen: Wir wollen Solidarisch aus der Krise. Und gerade dafür brauchen wir am 17. Januar Ihre Stimme. Vielen Dank und bleiben Sie gesund!
Tom Schneider läuft aus dem Bild und es folgt ein kurzer Abspann, ehe der Podcast zu Ende ist.
Die Informationen für diesen Podcast habe ich von hier https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich-Schiller-Universität_Jena und hier https://de.wikipedia.org/wiki/Walter_Rosenthal und aus eigenen Erfahrungen und Hörensagen als Student. Walter Rosenthal ist auch tatsächlich der Präsident der Uni Jena.