Ist nach Augsburg gereist, um an der Vedikundgebung für den Einzelhandel teilzunehmen
Liebe
Verkäuferinnen,
liebe
Händlerinnen,
liebe
Kassiererinnen,
ich
bin froh, dass ihr mich heute auf eure Kundgebung eingeladen habt und
mich freut es, dass auch ein paar eurer männliche Kollegen den Weg
zu dieser Kundgebung gefunden haben.
Ihr
seit heute hier, um der ganzen Welt zu zeigen, dass Frauen nach wie vor
weniger verdienen als Männer. Besonders in euerer Branche, in der
rund 70 % der Beschäftigten Frauen sind, ist das natürlich ein
Thema. Es ist ungerecht, dass eine Verkäuferin im
Nahrungsmittelhandwerk nach dem Entgeltatlas im Median pro Monat nur
2.400 Euro Brutto, während Verkäufer rund 2.800 Euro Brutto
verdienen.
Ich
frage mich, welcher Grund rechtfertigt den Unterschied von 400 Euro
im Monat? Ich empfinde, wenn ich solche unerklärliche Unterschiede
in der Bezahlung von Männern und Frauen sehe, ein Gefühl der
Enttäuschung, weil es uns in den mittlerweile 160 Jahren nach der
Gründung des allgemeinen deutschen Frauenvereins im Jahre 1865 nicht
gelungen ist, diese schreiende Ungerechtigkeit zu beseitigen, und ich
empfinde eine bestimmte Wut, weil es nach wie vor Unternehmer gibt, die
Frauen offensichtlich als minderwertige Arbeitskräfte betrachten,
ansonsten hätten wir schon längst gleiche Löhne für Männer und
Frauen, wie es sich in einem Land gehört, das seine Frauen achtet
und wertschätzt.
Bei
vollem Gehalt müsst ihr nicht nur einen Gehaltsunterschied von 400
Euro erdulden, sondern ihr könnt oft nicht mehr als eine
Teilzeitstelle wahrnehmen, weil ihr euch um eure Töchter und Söhne
oder eure Eltern kümmern müsst oder weil euch einfach nicht mehr
angeboten wird als eine Teilzeitstelle. 45 % in euerer Branche
arbeiten Teilzeit im Vergleich zum Durchschnitt von 29 %. Ihr bekommt
also nicht nur weniger Geld, weil ihr Frauen seid, sondern auch weil
ihr mit einer reduzierten Stundenzahl vorlieb nehmen müsst.
Das
ganze Ausmaß dieser Ungerechtigkeit zeigt sich deutlich in dem Fakt,
dass 84 % der in Teilzeit befindlichen Arbeitskräfte Frauen sind.
Sehenden
Auges werdet ihr so von den Unternehmen ins Unglück geführt, denn
bei den eh schon geringen Löhnen kommt man bei der Inflation der
letzten Jahre eh nur noch gerade so über die Runden. Wer aber dann
zusätzlich nur eine Teilzeitstelle bekleidet, der muss im Winter
entscheiden, ob er heizen möchten oder ob er was Vernünftiges im
Magen haben möchte.
Für
die Menschen, die Vollzeit arbeiten kommt dann das böse Erwachen
spätestens, wenn sie eines Tages in Rente gehen und dann
feststellen, dass ihre Rente Hinten und Vorne nicht reicht, um ein
anständiges Leben in Würde führen zu können.
Sehr
geehrte Damen und Herren,
aber
heute sind wir alle hier, um den Unternehmen zu zeigen, dass es so
nicht weiter gehen kann. Heute senden wir gemeinsam ein Zeichen der
Stärke und Einheit an all jene, welche glauben, dass man euch mit
miserablen Löhnen und unchristlichen Arbeitszeiten unterbuttern
kann, an all jene welche glauben, dass es sich nicht lohnt, für
bessere Löhne und Arbeitszeiten zu kämpfen, und an all jene, welche
nach wie vor glauben, dass Frauen nicht das gleiche Gehalt verdient
haben, wie die männlichen Kollegen.
Aber
genau zu diesem Zwecke haben wir uns zusammengeschlossen, denn
gemeinsam sind wir stark. Die Parole „alle Räder stehen still,
wenn dein starker Arm es will“ hat ihre Gültigkeit bewahrt. Der
starke Arme wird unsere Interessen gegenüber den Unternehmen
durchsetzen und zu einem starken Schlag ausholen, wenn die Löhne
nicht angehoben werden, wenn die Arbeitsbedingungen nicht verbessert
werden und wenn die Frauen nicht als vollwertige Arbeitskraft
anerkannt werden.
Jeder
Einzelne, der heute hier ist, verstärkt die Wucht des Arms. Lasst
uns also unser Engagement verstärken, damit der starke Arm in der
Lage ist unsere Interessen mit einem K-O-Schlag in der ersten Runde
durchzusetzen!
Vielen
Dank!
Bleibt nach seiner Rede vor Ort, um den anderen Rednerinnen zu zuhören und um sich mit den Streikenden zu unterhalten