DER KAMPF UMS RATHAUS - Live aus Hamburg | Sonntag, 17 Uhr

  • Punkt 17 Uhr beginnt die Sondersendung.


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    Daniela Müller: Guten Abend, liebe Zuschauerinnen und Zuschauer! Ich darf Sie recht herzlich zu unserer Sondersendung begrüßen. An diesem Abend werde ich Sie mit Johann König durch den Abend führen, Sie auf dem Laufenden halten, die neuesten Zahlen präsentieren und die Geschehnisse einordnen. Heute entscheidet sich: Kriegt Bürgermeister Wexler eine dritte Amtszeit? Oder wird die Freie und Hansestadt künftig von jemand anders geführt? Es ist eigentlich ein recht offenes Rennen - sowohl den Grünen als auch der liberalen, in Teilen konservativen, Liste Hamburger Lüd, der Sozialdemokratie und der Internationalen Linken werden - ausgehend vom möglichen Wählerpotenzial - Chancen eingeräumt, stärkste Kraft zu werden. Das macht dieses Rennen aber gleichzeitig so unheimlich spannend. Bleiben Sie dran!

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    Johann König: Vor ein paar Tagen wurden führende Figuren des Grünen-Stadtverbandes in Hamburg, darunter Kerstin Siegmann und Marius Wexler, in den Bundesvorstand wiedergewählt. Das stärkt diese - politisch gesehen - natürlich und könnte eine Art Booster für die Wahl der Bürgerschaft bedeuten.


    Daniela Müller: Genau. Das stärkt diese, vor allem aber den Bürgermeister, für die Bürgerschaftswahl erheblich. Was ja auffallend ist, ist der Umstand, dass die Grünen überproportional häufig, wenn man sich den Bundestrend und die Ergebnisse der letzten Bundestagswahl ansieht, den Regierungschef von Gliedstaaten stellen - nämlich zwei von vier Regierungschefs. Gerade der letzte Sieg bei einer Wahl eines Landesparlamentes, in Bayern, hat die Grünen extrem gestärkt, was selbstredend auf die Bundesebene abfärbt. Wenngleich man "nur" drittstärkste Kraft ist, hat man es geschafft, zu den bisherigen zwei "Großen", der SDP und der Allianz, aufzuschließen. Nur sieben Prozentpunkte Abstand zur SDP, etwa der Abstand, den die Allianz im Oktober zur SDP hatte, und nur vier Prozentpunkte Abstand zur Allianz. Man kann - mit Recht - behaupten: es gibt nun drei große Parteien.


    Johann König: Richtig, da muss ich voll zustimmen. Die Grünen haben in der Bürgerschaft - im Vergleich zu den anderen Fraktionen - durchaus abgeliefert. Wenn die Grünen nun heute Hamburg verteidigen können, dann ist das natürlich eine Stärkung. Das hat ja zuletzt die SDP massiv versucht zu ändern.


    Daniela Müller: Richtig. Man hat vor allem die Nichtausfertigung von Gesetzen kritisiert und versucht, den Bürgermeister als "Verfassungsbrecher" darzustellen. Wenngleich diese Kritik nicht unberechtigt ist, so ist das schon ... überspitzt.


    Johann König: Joa, kann man so sehen. Sprechen wir doch mal über die Hamburger Lüd. Die Liste hat ja prominenten Zulauf und prominente Unterstützung erhalten - unter anderem durch Artem Petruk und Bundesministerin von Habsburg. Ob man es nun unter Ando Hov schaffen wird, stärkste Kraft zu werden: Wir werden sehen. Das wäre selbstredend eine große Überraschung, hat man sich doch eher zurückgehalten. Aber mal sehen. Keine wilden Prognosen.

  • Daniela Müller: Und wir haben erste Zahlen aus Hamburg. Ich kann Ihnen nur sagen: Halten Sie sich fest, es handelt sich hierbei um eine faustdicke Überraschung.


    Johann König: In der Tat. Für die Bürgerschaftswahl 2022 in Hamburg haben wir folgende Prognose vorliegen:


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    Die Grünen verlieren massiv, mehr als 7 Prozentpunkte, und kommen auf nur noch 24,0 Prozentpunkte. Die Sozialdemokratie verliert noch stärker - minus 21,21 Prozentpunkte - nur noch 10,0 Prozentpunkte sind von der einstigen Wählerschaft übrig. Zwei Drittel hat in dieser Legislatur der SDP den Rücken gekehrt, über zwei Legislaturperioden hat man fast 50 Prozent der Wählerschaft verloren. Und nun die eigentliche Sensation: Stand jetzt erstarkt die Regionalliste Hamburger Lüd, unterstützt durch Ando Hov und vor allem durch die Liberal-Konservative Allianz, und kommt auf 34,0 Prozentpunkte. Die Piraten verbleiben auf stabilen Niveau, die Internationale Linke erstarkt ebenfalls, wenngleich in schwächerem Maße, und kommt auf 20,0 Prozentpunkte. Hier nochmal die Gewinne und Verluste pro Partei:


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    Die Sitzverteilung sähe wie folgt aus in der neuen Hamburgischen Bürgerschaft:


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    Die Koalition könnte weitermachen, aber nur auf Grund der Stärke der Internationalen Linken und dann, ganz gewiss, unter anderen Vorzeichen. Die Sozialdemokratie, die noch großspurig gegen den grün-rot-fliedernen Senat ausgeteilt hatte, muss ebenfalls massiv einbüßen. Ansonsten könnte es Türkis-Grün oder ein Dreierbündnis aus Lüd, Piraten und SDP geben.

  • Daniela Müller: Stille auf der Grünen-Wahlparty. Bislang sieht es nach massiven Verlusten für die Grünen aus und nach einem Überraschungssieg für die Lüd. Jedoch - und das sei angemerkt - sind die Zahlen noch unter einem gewissen Vorbehalt zu genießen - und zwar, dass es noch sehr früh ist und nur wenig ausgezählt wurde. Genaueres lässt sich erst nach weiteren Auszählungen sagen - der Trend scheint aber klar.


  • Johann König: Neue Zahlen sind da:


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    Ein äußerst knappes Rennen, bei dem alles offen ist, zeichnet sich ab. Die Grünen konnten mit Fortschreiten der Auszählungen immer mehr Boden gut machen - möglicherweise reicht es doch noch für Platz 1. Ich gebe nun an Diana Müller ab, die einige regionale Zahlen im Gepäck hat.


    Daniela Müller: Das ist richtig. Wir haben in der Tat neue Zahlen - insbesondere aus Eimsbüttel:


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    Manuela Kotting-Uhl (Grüne) wurde in Eimsbüttel mit beinahe drei Vierteln der Stimmen (Stand nach 72 % Auszählung) wiedergewählt. Auch sonst sind die Grünen in Eimsbüttel äußerst stark - in den einzelnen Bezirken in Eimsbüttel haben die Grünen durchgehend 40 Prozent und mehr erreicht. Ähnlich sieht es in der Innenstadt aus, wobei man hier jedoch viel eher mit der Internationalen Linken, wo man beide jeweils über dreißig Prozentpunkte erreicht, konkurrieren muss. Die Hamburger Lüd ist dafür in den konservativeren Vororten und am Stadtrand Hamburgs stark.

  • Daniela Müller: An dieser Stelle kann ich mit noch mehr Breaking News aufwarten. Und zwar können unsere Statistikerinnen und Statistiker uns sagen, dass - nach der Analyse der Menge der ausstehenden Stimmen in Verbindung mit den Wahlkreisen - die Grünen mit Sicherheit stärkste Kraft in der neuen Bürgerschaft sein werden. Zudem können wir nun bestätigen, dass auch Bürgermeister Wexler (Grüne) und Kerstin Siegmann (Grüne) in ihren Wahlkreisen als gewählt angesehen werden können, nachdem das eine Zeit lang nicht ganz sicher war.


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  • Daniela Müller: Wir haben ein vorläufiges Endergebnis.


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    Die Grünen kommen demnach auf 33,3 Prozentpunkte, 4 Mandate und können einen Zuwachs von 2,12 Prozentpunkten verzeichnen. Dagegen verliert die Sozialdemokratische Partei mit 14,51 Prozentpunkten massiv und erhält nur 16,7 Prozentpunkte (2 Mandate). Die Hamburger Lüd kann ihr Vorwahlergebnis verdoppeln und erhält ein Viertel der Wählerstimmen (+12,50 Prozentpunkte). Sie erhält drei Mandate, verfehlt jedoch Platz 1. Die Piraten kommen auf 8,3 Prozent und müssen einen Verlust von 4,2 Prozentpunkten verzeichnen. Sie erhalten ein Mandat. Die Internationale Linke erhält 16,7 Prozentpunkte und kann dagegen 4,2 Prozentpunkte zulegen. Sie erhält zwei Mandate. Es gibt insgesamt 12 Mandate; die Mehrheit liegt bei 7 Mandaten. Die aktuelle Koalition aus Grünen, I:L und Piraten (zusammen 7 Sitze) könnte genauso regieren wie Grüne, SDP und I:L (8 Sitze), Grüne, SDP und Piraten (7 Mandate), Grüne und Lüd (7 Mandate). Die Lüd dürfte keine Bürgermeister-Mehrheitsoption haben, da Grüne und I:L zusammen 50 Prozent der Sitze in der neuen Bürgerschaft haben werden und die Lüd, mitgetragen durch die Liberal-Konservative Allianz, deren Kurs bzgl. der I:L klar sein dürfte, ohne die I:L nicht regieren könnte. Wir hoffen, unsere Berichterstattung hat Sie, liebe Zuschauerinnen und Zuschauer, überzeugen können. Wir wünschen Ihnen noch einen schönen Abend und bleiben Sie gesund!