[NRW VI|18] Debatte - Antrag zur Bekämpfung von Einsamkeit

  • Werte Kolleginnen und Kollegen,

    hiermit eröffne ich die Debatte zum zitierten Antrag.

    Die Debatte geht 72 Stunden, also bis zum 03.05.2021 um 16:22 Uhr.


  • Sehr geehrter Herr Präsident,

    werte Kolleginnen und Kollegen,


    dieser Antrag behandelt ein sensibles Thema. Er behandelt ein Thema, über das nur wenig gesprochen wird, aus Angst, man sei nicht normal oder aus anderen Gründen. Dabei nimmt dieses Thema einen steigenden Platz, insebsondere aufgrund der Corona-Pandemie, in unserer Gesellschaft ein. Einsamkeit ist kein abstraktes Phänomen, unter dem ein paar wenige Menschen leiden. Einsamkeit ist ein erntshafter und schädlicher Zustand, der gravierende Folgen haben kann. Und wenn man sich einsam fühlt, ist man es auch. Es gibt keine klaren Grenzen, wann jemand einsam ist und wann nicht und das bewerten zu wollen, stünde uns überhaupt nicht zu, da Einsamkeit auch individuell ist.

    Trotz einer immer digitalisierteren Welt, in der man sich so schnell mit anderen austauschen kann, wie noch nie, in der man sich so schnell verabreden, wie noch nie, in einer Gesellschaft, in der alles immer noch schneller wird, scheint Einsamkeit ein Problem zu sein, da angesichts der aktuellen Zeit gar nicht möglich sein sollte. Trotzdem ist Einsamkeit real und schädlich, Einsamkeit ist sogar tödlich. Unter jungen und einsamen Erwachsenen steigen Wahrscheinlichkeiten, an chronischen Krankheiten zu erkranken, deutlich. Und die Folgen sind noch größer. Eine Metaanalyse aus den USA zeigte, dass Einsamkeit eine höhere gesundheitliche Gefahr darstellt, als Rauchen, Alkoholkonsum, Übergewicht etc. Zumal Einsamkeit auch (tweilweise) Ursache von vielen weiteren psychischen Krankheiten wie Depressionen sein kann. Einsamkeit ist dabei heutzutage nicht nur in Altersheimen - im Gegenteil. Einer großer Teil der einsamen Menschen ist jung. Angesichts dieser gesundheitlichen Gefahr, müssen wir handeln, um einen dauerhaften Ansteig der Einsamkeit nach der Pandemie aktiv zu bekämpfen.


    Der Antrag hat vier zentrale Forderungen an die Landesregierung, die damit aktiv zum Handeln aufgefordert wird. Zuerst braucht es Aufklärung, Aufklärung was Einsamkeit ist. Es braucht Aufklärung, dass es nicht peinlich oder besonders eigenartig ist, wenn man einsam ist. Auf Hilfsangebote muss dabei hingewiesen werden, denn manchmal reicht die Anerkennung des Problems nicht. Manchmal, muss riesigen Mut fassen, um sich professionelle Hilfe zu holen. Und dass das mutig ist, muss auch klar werden.

    Zweitens sollen Projekte, die sich der Einsamkeitsbekämpfung bereits angenommen haben, finanziell gefördert werden. Denn was bringt es aufzuklären, aber keine ausreichenden Strukturen zu haben, damit Menschen geholfen werden kann?

    Drittens sollen Modellprojekte für Städte geschaffen werden, die erproben, ob und wie Städte so geplant werden können, dass Einsamkeit vorgebeugt wird. Innenstädte die ein wilden Mix aus Wohngebiten, Gewerbegebieten und öffentlichen Einrichtungen beinhalten, haben bspw in Tübingen modellhaft bewiesen, dass eine menschenfreundlichere Gestaltung möglich ist und zum Wohlbefinden der Bürger*innen beiträgt.

    Und zu guter Letzt sollen auch Forschungsprojekte, die sich weitergehend mit den Ursachen und Folgen sowie möglichen Bekämpfungsstrategien beschäftigen, ebenfalls gefördert werden.


    Werte Kolleginnen und Kollegen,

    die Zeit, etwas gegen Einsamkeit zu tun, ist schon längst gekommen. Ich bitte Sie, diesem Antrag zuzustimmen.


    Vielen Dank!