Amerika wählt - Die Lage vor den Midterms

Ein Beitrag von Lucifer Media


Wir blicken auf die interessantesten Rennen, letzte Umfragen, Expertenmeinungen und die wichtigsten Neuigkeiten


Programmhinweis: Heute Abend empfängt Lucifer Medias außenpolitischer Chefreporter Paul Foxowitz ab 20:15 Uhr die ehemalige deutsche Bundesfinanzministerin Dr. Irina Christ und den amerikanischen Geschäftsmann Theodore Leisler bei Foxowitz & Friends. Das Thema werden die Wahlen in den Vereinigten Staaten sein.


Wann schließen die Wahllokale?


00:00 Uhr

Indiana: 3., 5., 6., 7. und 9. Kongresswahlbezirk; Kentucky: 3., 4. 5. und 6. Kongresswahlbezirk


01:00 Uhr

Georgia; Indiana; Kentucky; South Carolina; Vermont; Virginia; Florida: 3. bis 27. Kongresswahlbezirk


01:30 Uhr

North Carolina; Ohio; West Virginia


02:00 Uhr

Alabama; Connecticut; Delaware; Florida; Illinois; Kansas; Maine; Maryland; Massachusetts; Michigan: 2. bis 13. Kongresswahlbezirk; Mississippi; Missouri; New Hampshire; New Jersey, Oklahoma; Pennsylvania; Rhode Island; Tennessee; Texas: 1. bis 15. Kongresswahlbezirk, 17. bis 22. Kongresswahlbezirk und 24. bis 38. Kongresswahlbezirk


02:30 Uhr

Arkansas


03:00 Uhr

Arizona; Colorado; Iowa; Kansas; Louisiana; Michigan; Minnesota; Nebraska; New Mexico; New York; North Dakota; South Dakota; Texas; Wisconsin; Wyoming


04:00 Uhr

Idaho: 2. Kongresswahlbezirk; Montana; Nevada; Utah


05:00 Uhr

Idaho; Kalifornien; Oregon; Washington


06:00 Uhr

Hawaii


07:00 Uhr

Alaska


*Update 16:15 Uhr*


Die Gouverneurswahlen


In 36 Staaten werden heute neue Gouverneure gewählt. Laut der Umfragen werden die Rennen in Wisconsin, Kansas, Oregon und Nevada besonders spannend. Auch in Arizona, Pennsylvania, Michigan und New York könnte es knapp zugehen. Großes Interesse werden die Wahlen in Florida, Georgia und Texas hervorrufen. Ron DeSantis, der amtierende Gouverneur von Florida, gilt als heißer Präsidentschaftskandidat der Republikaner. 2024 oder spätestens 2028 dürfte seine Zeit gekommen sein. Ein souveräner Sieg am heutigen Abend wäre ein guter Startschuss für höhere Ambitionen. Sowohl RealClearPolitics (RCP) als auch FiveThirtyEight sehen einen Vorsprung von mehr als zwölf Prozentpunkten für den Amtsinhaber. Das linksgerichtete Institut Data for Progress sieht DeSantis in seiner finalen Umfrage sogar bei ganzen fünfzehn Punkten Vorsprung. Wird der Wahlsieg von Ron DeSantis schnell nach der Schließung der Wahllokale verkündet, könnte es ein erster Indikator für eine triumphale republikanische Wahlnacht sein.


In Georgia kommt es zum Rematch von 2018. Stacey Abrams und die Demokraten haben die Wahlniederlage vor vier Jahren nie wirklich verkraftet und seither kontinuierlich Verschwörungstheorien aufgestellt. Der Republikaner Brian Kemp wurde von linker Seite zwar als Gouverneur akzeptiert, aber nicht als legitimer Gewinner anerkannt. Trotz dauerhafter Attacken von links und rechts ist Kemp bei den Bürgern durchaus beliebt und hat eine gute Wirtschaftsbilanz vorzuweisen. Auch Präsident Donald Trump ist spätestens seit 2020 nicht gut auf Kemp zu sprechen. Während 2018 die meisten Institute ein knappes Rennen erwartet haben, und Kemp letztendlich nur mit 1,4 Prozentpunkten Unterschied gewann, erwarten dieses Jahr die meisten einen klaren Sieg für den Amtsinhaber. In den Umfragen liegt er acht Prozentpunkte vor seiner Herausforderin. In Texas fordert derweil der frühere demokratische Hoffnungsträger Beto O’Rourke den republikanischen Gouverneur Greg Abbott heraus. 2018 trat O’Rourke bei der texanischen Senatswahl gegen Ted Cruz an und musste sich nur mit 2,6 Prozentpunkten Differenz geschlagen geben. Ein Achtungserfolg! Bei den demokratischen Präsidentschaftsvorwahlen konnte er aber dennoch kein Momentum aufbauen und zog die Kandidatur noch vor dem Start der ersten Primaries zurück. Bei der Gouverneurswahl sehen ihn die Meinungsinstitute klar im Hintertreffen. Im Durchschnitt wird erwartet, dass Abbott mit mehr als zehn Punkten Vorsprung gewinnt.


Deutlich enger könnte es in Wisconsin zugehen. Es ist die einzige Gouverneurs-Wahl, die 538 als Toss-Up einstuft. Der Ausgang ist offen! Amtsinhaber ist der Demokrat Tony Evers. Die letzten Umfragen der Trafalgar Group, einem der besten Institute der Vereinigten Staaten, und Data for Progress sehen den republikanischen Herausforderer Tim Michels mit leichten Vorteilen von zwei Prozentpunkten. Dieser Vorsprung befindet sich allerdings bei beiden Instituten innerhalb der Fehlerspanne. Auch in Arizona und Nevada erwarten die Meinungsforscher eine bessere Ausgangslage für die republikanischen Kandidaten. Kari Lake, die republikanische Gouverneursanwärterin in Arizona, hat in den letzten Monaten eine beeindruckende Kampagne gefahren und gilt bereits jetzt als einer der neuen Stars ihrer Partei. Die frühere Moderatorin kandidiert gegen Katie Hobbs, derzeitig Secretary of State von Arizona. Neun der letzten zehn Umfragen bedeutender Institute sehen Lake als Favoritin, die Nachfolge des Republikaners Doug Ducey anzutreten. Darunter auch Trafalgar und das ebenfalls hoch gesehene InsiderAdvantage. In Nevada ergibt sich ein ähnliches Bild. Fast sämtliche Umfragen der letzten Tage sehen den Republikaner Joe Lombardo knapp vorne. Zudem prognostiziert auch Journalist Jon Ralston von The Nevada Independent eine Niederlage des demokratischen Amtsinhabers Steve Sisolak. Ralston gilt als einer der größten Experten, was die politischen Entwicklungen in Nevada anbelangt. Realistische Chancen auf einen Zugewinn der Grand Old Party bestehen auch in Kansas. Amtsinhaberin Laura Kelly gilt als leicht favorisiert, doch es besteht auch die Möglichkeit, dass Derek Schmidt als Sieger hervorgeht. Es wird ein knappes Rennen.


Überraschend war zuletzt die Einschätzung von Robert Cahaly, dem Leiter der Trafalgar Group, dass die Republikaner die Chance haben, in New York den Sieg davonzutragen. Ein Sieg von Gouverneurin Kathy Hochul käme zwar nicht unerwartet, doch alleine die Möglichkeit eines Wahlsiegs von Lee Zeldin ist eine kleine Sensation. Trafalgar sah beide Kandidaten Ende Oktober gleichauf. In dem Rennen geht es allen voran um Sicherheitspolitik und die Kriminalität in New York. Letzter republikanischer Amtsinhaber war hier George Pataki, der von 1995 bis 2007 amtierte. Nicht nur Trafalgar erwartet ein enges Duell in Oregon. Hier liegt die letzte Amtszeit eines Republikaners noch länger zurück. Victor George Atiyeh regierte von 1979 bis 1987. Christine Drazan hat nun die Möglichkeit, in seine Fußstapfen zu treten. Die Demokratin Tina Kotek liegt laut 538 nur zwei Prozentpunkte vorne. Die unabhängige Kandidatin Betsy Johnson, die in Umfragen zweistellige Werte erreicht, könnte hier großen Einfluss auf den Wahlausgang nehmen. Auch in Michigan und Pennsylvania kommt es zu interessanten Duellen. In Michigan tritt die national bekannte Amtsinhaberin Gretchen Whitmer gegen die Republikanerin Tudor Dixon an. Trafalgar und InsiderAdvantage erwarten ein ausgeglichenes Rennen. In Pennsylvania könnten die Republikaner hingegen auf das falsche Pferd gesetzt haben. Der ehemalige Oberst Doug Mastiano liegt in den Umfragen klar hinter dem Demokraten Josh Shapiro, aktueller Generalstaatsanwalt Pennsylvanias, und schneidet fast in allen Belangen schlechter als andere republikanische Kandidaten im Staat ab. Doch im Falle eines roten Tsunamis, mit dem Patrick Basham vom Democracy Institute rechnet, wird selbst dieses Rennen spannender als erwartet.


*Update 19:15 Uhr*


Die Senatswahlen


35 der 100 Sitze im Senat werden heute neu besetzt. Die wahrscheinlich interessantesten Duelle werden in Arizona, Pennsylvania, Georgia, Nevada, New Hampshire und Washington erwartet. Zudem werden viele Augen auf die Wahlen in Florida und Utah gerichtet sein. In Florida tritt der republikanische Senator Marco Rubio gegen die demokratische Herausforderin Val Demings an. Rubio ist klarer Favorit und lag in den Umfragen zuletzt zehn Prozentpunkte vorne. In Utah tritt Senator Mike Lee gegen den unabhängigen Kandidaten Evan McMullin an. Letzterer erreichte bei der Präsidentschaftswahl 2016 0,5 Prozent der Stimmen, in Utah kam er immerhin auf über zwanzig Prozent. Wenige Institute erwarten zwar ein knappes Rennen, doch im Durchschnitt erwarten die Meinungsforscher einen Vorsprung von deutlich mehr als zehn Prozentpunkten für Lee.


Ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern sich hingegen der demokratische Senator Mark Kelly und der republikanische Kandidat Blake Masters in Arizona. Bei Real Clear Politics (RCP) hat Masters auf den Schlussmetern der Kampagne die Führung übernommen. Mit 0,3 Prozentpunkten wird er hier im Vorteil gesehen. FiveThirtyEight (538) sieht weiterhin Kelly zwei Prozentpunkte vorne, doch auch hier konnte Masters sich in den vergangenen Tagen und Wochen kontinuierlich steigern. Trafalgar und Data for Progress haben einen knappen Sieg für Masters prognostiziert. Es wird eines der spannendsten Duelle dieser Midterms! Ähnlich spannend könnte es im benachbarten Nevada zugehen. Der Republikaner Adam Paul Laxalt fordert Amtsinhaberin Catherine Cortez-Masto heraus. Die letzten Umfragen sprechen zwar eher für Laxalt, doch es ist ein offenes Rennen. Jon Ralston von The Nevada Independent sieht Catherine Cortez-Masto vorne.


In Pennsylvania tritt der republikanische Amtsinhaber Pat Toomey nicht erneut an. Für die Demokraten kandidiert der bisherige Vizegouverneur John Fetterman, die Grand Old Party schickt den Herzchirurgen und ehemaligen TV-Moderator Dr. Mehmet Oz ins Rennen. Nachdem die Kampagne von Dr. Oz anfangs nur schwer in Fahrt gekommen ist, konnte er zuletzt die Führung in den meisten Umfragen übernehmen. Vergleichbar ist die Lage in Georgia. Hier tritt der demokratische Senator Raphael Warnock gegen den früheren Footballer Herschel Walker an. Auch er konnte sich zuletzt nach einem holprigen Start einen knappen Vorsprung in den Umfragen erarbeiten. Beide Rennen können allerdings in beide Richtungen ausgehen. Gleiches gilt für die Wahlen in New Hampshire und Washington. Hier haben die demokratischen Amtsinhaber Maggie Hassan (NH) und Patty Murray (WA) zwar leichte Vorteile, doch die republikanischen Kandidaten Tiffany Smiley (WA) und Don Bolduc (NH) dürfen sich laut Meinungsforschern berechtigte Hoffnungen auf einen erfolgreichen Ausgang machen. In Wisconsin kandidiert der republikanische Senator Ron Johnson für eine dritte Amtszeit und ist damit der einzige Republikaner, der sich in einem Bundesstaat zur Wiederwahl stellt, den Präsident Biden im Jahr 2020 gewonnen hat. Die Demokraten erhoffen sich einen Zugewinn, doch die Umfragen sprechen klar für Johnson.

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