Was bedeutet Community?

  • Liebe Mitspieler,


    uns allen ist sicherlich aufgefallen, dass sich einige Dinge in den letzten Wochen verändert haben. Als Communitybeauftragter habe ich viel nachgedacht und möchte heute mal ein paar Gedanken mit euch teilen. Es handelt sich weder um eine Anklage gegen einzelne oder eine Gruppe von Personen, noch um eine Moralpredigt. Es sind Gedanken und Beobachtungen.



    Was bedeutet Community eigentlich?

    In unserer modernen Gesellschaft sind - insbesondere unter Jugendlichen, aber auch im wissenschaftlichen und beruflichen Umfeld - Anglizismen weit verbreitet. Es gibt eine Reihe an Möglichkeiten der Übersetzung, die dafür gängigste und wahrscheinlich für uns naheliegende wäre "Gemeinschaft" oder auch "Allgemeinheit". Aber was zeichnet eine Community als solche definitorisch aus? Das Cambridge Dictionary sagt dazu: the people living in one particular area or people who are considered as a unit because of their common interests, social group, or nationality. Das Gabler-Wirtschaftslexikon sieht es als "ein organisiertes und soziales Netzwerk von miteinander in Interaktion stehenden Individuen, die sich innerhalb eines spezifischen Zeitraums auf affektive sowie auf kognitive Weise wechselseitig beeinflussen und ein Zusammengehörigkeitsgefühl entwickeln. Die soziale Interaktion zwischen den Mitgliedern einer Community unterliegt dabei i.d.R. einem gemeinsamen Ziel, geteilter Identität oder gemeinsamen Interessen." Und ich denke wenn man da den Mittelweg sieht, ist das für uns eine recht treffende Beschreibung.


    Was verbindet uns als Spieler hier? Ich würde sagen eine ganze Menge; ein gemeinsamer "Aufenthaltsort", wir sind miteinander in Interaktion stehende Individuen und wir haben ein gemeinsames Interesse: Politik bzw. politisches Rollenspiel.


    Ich denke wir haben hier etwas großes und bedeutsames geschaffen, bzw. wir setzen etwas, was schon eine lange Tradition hat, die ersten Inkarnationen der Sim sind immerhin schon fast 10 Jahre alt. Gerade bei wilden Abenden im Preuß, im KnickKnack oder auch im Discord hatte ich ebenfalls das Gefühl, dass auch der Faktor Zusammengehörigkeitsgefühl stark ausgeprägt war. Man kann durchaus geteilter Meinung sein, ob diese Abende tatsächlich SimOn zu bewerten sind oder aber ob vielleicht genau diese Erlebnisse die entscheidende Würze für das Rollenspiel waren, was wir hier durchziehen. Ich persönlich sehe das als letzteres an, zeigen doch gerade diese surrealen Ausflüchte, dass wir hier mehr haben als eine prüde Simulation über Steuersätze oder Haushalte. Doch gerade diese überschneidenden verbindenden Faktoren haben in letzter Zeit sehr abgenommen. Es vergeht kaum ein Tag, bei dem einzelne Satzfragmente in endlosen Streitgesprächen auseinandergenommen werden, häufig fallen dabei auch abfällige Kommentare oder gar Aussagen, die manch einer beleidigend auffassen könnte. Und gerade sobald eine gewisse Schwelle überschritten ist, verschwimmen die SimOn und SimOff Grenzen doch sehr. Das führt mich zu einem weiteren Punkt, den ich die letzten Wochen intensiv beobachtet habe; das Like- und Dislike Verhalten. Zu dem Thema hatte ich ja in der Vergangenheit interessehalber mal eine Umfrage gemacht, wobei ich da schon überrascht war, dass einige Mitspieler deren Bewertung doch mehr SimOn-Gewicht verleihen als ich erwartet hatte. Doch gerade das hat sich die letzten Wochen in meinen Augen sehr verschärft. Manchmal hat man fast den Eindruck es gibt eine Gruppendynamik, dass Beiträge mancher Spieler grundsätzlich geliked oder gedisliked werden. Das zieht sich aber sogar bis ins deutliche SimOff, wenn es um die Bewertung von Moderationsbeschlüssen geht. Ich erinnere an dieser Stelle nochmal; laut Spielregeln ist die gesamte Like/Dislikefunktion ein SimOff Instrument. Um das klarzustellen; ich verbiete niemandem etwas zu Liken oder zu Disliken. Aber es sollte stehts mit einer gewissen SimOff Reflexion geschehen und nicht zwingend im SimOn Kontext, das Trennungsgebot sollte dabei ebenfalls im Hinterkopf behalten werden.


    Was ist also zu beobachten; der Ton ist an vielen Stellen rauer geworden. Im SimOff. Und das ist etwas was mich besorgt. Einige Spieler haben unserer Sim - und unserer Community - den Rücken gekehrt oder zumindest Abstand von der Sim genommen. Das ist etwas, was uns alle nachdenklich machen sollte. Es geht dabei nicht um Schuldzuweisungen. Es geht um Gemeinschaft und um gemeinsame Ziele. Und unser Ziel sollte neben einem angenehmen Spielspaß, welchen ich eher absteigend sehe bei vielen sehe, vor allem eine Förderung und Weiterentwicklung der Sim sein. Was kann jeder dazu beitragen? Um dieser Frage auf den Grund zu gehen möchte ich euch auf ein kleines Gedankenspiel einladen.


    Wir befinden uns in einem Gebäude. Es ist eine Großveranstaltung mit nahezu 40 Teilnehmern aller Altersklassen aus ganz Deutschland. Es ist eine Simulation der deutschen Politik. Am Eingang darf jeder sich eine Rolle ausdenken und nimmt ein Armband in der Farbe einer Partei, bei der er Mitglied sein will. Ein paar wenige wollen ohne Parteimitgliedschaft mitspielen. In dem Gebäude gibt es verschiedene Räume, an deren Türen Schilder hängen. An einem Raum hängt beispielsweise ein Schild mit der Aufschrift "Bayerischer Landtag", an einer anderen "Bürgerforum" etc. Je nachdem an welcher Stelle seiner simulierten Laufbahn ein Teilnehmer ist, betritt er einen dieser Räume und nimmt an den Debatten teil. In dem Raum mit der Aufschrift "Landtag NRW" findet gerade eine Debatte über einen Gesetzentwurf statt, der dem WDR das Gendern untersagen soll. Einige Teilnehmer sind im Raum und diskutieren miteinander. Nacheinander stehen sie von ihrem Sitzplatz auf und halten ihre Reden. Es gibt auch Zwischenfragen und manchmal auch Applaus. Im Nebenraum bekommt man davon nicht viel mit, dort macht im "Bürgerforum" gerade jemand Wahlkampf für eine liberale Partei und diskutiert mit anderen Teilnehmern. Im oberen Stockwerk gibt es auch einen großen Pausenraum. Dort darf man sich etwas entspannen und Mittagessen. Hier nimmt man das simulieren nicht mehr so Ernst, man hat sich ja auch eine Pause verdient. Die Teilnehmer können hier mal kurz aus ihrer Rolle rausschlüpfen und ein bisschen ruhig Pause machen. Manche reden auch hier über das was sie in der Simulation bereits erlebt haben, immerhin interessieren sie sich ja auch alle für Politik.


    Seid ihr in Gedanken etwas mitgegangen? Was glaubt ihr, wie würde so eine reale Simulation verlaufen? Welche ungeschriebenen Regeln im Umgang miteinander gäbe es? Gäbe es Dinge, die man da besser nicht machen sollte? Wie könnte jeder dazu beitragen, dass ein solches Experiment für alle eine unterhaltsame, lehrreiche und angenehme Erfahrung ist? Wie könnte man dafür sorgen, dass sich im nächsten Jahr vielleicht noch mehr Teilnehmer anmelden? Wie würdet ihr damit umgehen, wenn manche Teilnehmer früher gehen wollen, weil es ihnen keinen Spaß macht?


    Die Antworten auf diese Fragen kann jeder individuell für sich finden. Ich bin nur der Meinung, dass diese auch eins zu eins bei uns gelten sollten.


    Ihr seid herzlich eingeladen euch auch Gedanken zu machen und diese hier mit uns zu teilen. Ich möchte mich nur nicht wieder im Kreis drehen sondern echte Lösungen finden.


    Wenn ihr irgendwas auf dem Herzen habt, wo euch der Schuh drückt, könnt ihr euch auch jederzeit diskret bei Manuel Gilbert oder mir melden.



    In diesem Sinne euch allen erstmal einen schönen Nachmittag. :)

    Vorsitzender der Regenbogenfreunde e.V.