DEBATTE | XIV/014: Entwurf eines Gesetzes zur Stärkung der elterlichen Rechte in der Schulbildung

  • Herr Präsident,

    meine Damen und Herren,


    die Staatsregierung legt natürlich mit viel Gepolter los und will gleich mal in den ersten Tagen Ihrer Amtszeit das Sprechen über völlig unbedenkliche und normale Lebensformen an Grundschulen verbieten. Es ist ein Hirngespinst der Neuen Rechten, dass Kinder nicht mit dem Thema Sexualität umgehen könnten. Unsere Kinder werden diesem Thema früher oder später begegnen und ich wünsche mir, dass sie dann schon grundiertes Wissen aus neutraler Quelle erhalten haben, als eventuell in bestimmte Richtungen beeinflusst zu werden, die am Ende der gesamten Gesellschaft schaden.


    Sie wollen der Grundschule den Raum zur Diskussion und Neugier rauben, den unsere Kinder dort entwickeln und begreifen sollen. Sie stehen hier ganz klar für eine Einfältigkeit im Unterrichtsplan, der erschreckend altmodisch und überholt ist. Bayern wächst nicht, weil wir alles ausschließen und verbieten, was uns nicht in den Kram passt, sondern weil wir Neues akzeptieren und erforschen, bevor wir es mit Vehemenz von uns weisen und verbannen. Es grenzt an absoluten Hohn, dass die Allianz sich immer als Partei der Meinungsfreiheit aufspielt und hier jetzt die Meinungsbildung unterdrücken will und mehr ist dazu auch nicht zu sagen.


    Ich bitte alle KollegInnen, den Antrag abzulehnen, herzlichen Dank!

  • begibt sich zum Rednerpult


    Herr Präsident,

    sehr geehrte Damen und Herren,


    mit dieser heutigen Debatte eröffnet die Allianz das Kapitel der Kulturkämpfe, was wir bisher nur aus den Vereinigten Staaten von Amerika kennen. Ich habe immer gehofft, dass wir derlei Angelegenheiten hier nie besprechen werden müssen, aber alles ist jetzt anders gekommen und ich zögere nicht dagegen aufzustehen und zu sagen, dass alle Menschen sich in unserer Gesellschaft wiederfinden sollen, egal welcher Religion sie angehören, welche Staatsbürgerschaft sie innehaben, wen sie lieben und als was sie sich sehen. Die Allianz will dem also von Anfang an entgegenwirken, indem die immer größer werdende Gruppe der Angehörigen der LGBTQIA* Community einfach mal pauschal ausgegrenzt wird. Stattdessen wird es wohl nur noch eine binäres Geschlechtermodell werden. Die Allianz versucht hier ein Wirklichkeit zu schaffen, die es gar nicht gibt und auch nie geben wird. Ein binäres System ist schon dann gescheitert, wenn einer aus dem System fällt, was schon jetzt der Fall ist.


    Aber denken wir doch einmal über die Trennschärfe von den Begriffen männlich und weiblich nach. Was ist weiblich und was männlich? Wenn wir hierüber debattieren würden, dann hätte jeder seine eigene Antwort, die sich minimal von der eines anderen unterscheidet. ich empfehle, deshalb ähnlich, wie es die neuere deutsche Literaturwissenschaft für ihre Gattungsbegriffe getan hat, darüber nachzudenken, ob es den Mann oder die Frau überhaupt gibt, ähnlich wie es das Gedicht, das Drama und den epischen Text nicht gibt. In der Literaturwissenschaft sprich nur noch vom Lyrischen, vom Dramatischen und Epischen, um ein Werk zu charakterisieren. Die Annahme ist hier, dass alle Elemente der klassischen Trias in einem Werk vorkommen. Könnte es deshalb beim Menschen nicht sein, dass er sowohl Teile des Weiblichen als auch des Männlichen in sich vereint und somit eben nicht der Begriff der Transgender obsolet wird, sondern die Begriffe Mann und Frau bzw. männlich und weiblich? Ich fordere an dieser Stelle den Staatsminister Lefèvre sich mal zu fragen, ob in ihm nicht auch etwas weibliches steckt.


    Nach diesem kurzen Gedankenexperiment ist also klar geworden, dass das eine Einteilung der Menschheit nach Geschlechtern nicht so einfach funktioniert und praktisch auch nicht möglich ist, da es mittlerweile zu viele Menschen gibt, die die Allianz aus der Gesellschaft ausschließen will, indem sie den Schülerinnen und Schülern einfach vorenthalten werden.


    Kommen wir nun also zu den Lehrplänen Bayerns. Ich habe mich beim Lesen des Gesetzentwurfs gefragt, ob die Staatsregierung ihre eigenen Lehrpläne kennt? Den meisten hier Anwesenden ist vermutlich neu, dass es in der Grundschule für die dritte und vierte Klasse nur einen Lehrplan gibt. Im Heimat und Sachunterricht gibt steht im Punkt 2 Körper und Gesundheit gibt es zwei Themen, in deren Rahmen über sexuelle Orientierung gesprochen werden kann. So wird im Punkt 2.1 Körper und Entwicklung unteranderem über die Entwicklung des Köpers während der Pubertät gesprochen. In Punkt 2.2 geht es unteranderem um die Rücksichtnahme auf die eigenen Gefühle und die Selbstbestimmung.


    Selbstbestimmung, sexuelle Orientierung, Pubertät und Auseinandersetzung sind allerdings Begriffe, die ohne die weite Welt der Geschlechter nicht funktioniert. Was sollen unsere Lehrkräfte tun, wenn ein Junge zu ihnen kommt und sie fragt, ob man sich auch als Mädchen fühlen kann, obwohl man ein Junge ist? Sollen unsere Lehrkräfte dann Nein sagen, weil nicht sein darf was nicht sein kann, obwohl sie es eigentlich besser wissen. Wollen wir also, dass unsere Lehrkräfte unsere Schülerinnen und Schüler vorsätzlich anlügen? Die Lüge wird in der christlichen Tradition nicht umsonst als Sünde bezeichnet, denn eine Lüge belastet, wenn sie als solche entlarvt wird, das Verhältnis zwischen zwei Personen und besonders, wenn es sich dabei um ein Vertrauensverhältnis handelt.


    Meine Ausführungen haben gezeigt, dass eine Differenzierung zwischen dem männlichem und dem weiblichen Geschlecht nicht länger tragbar ist, schon gar nicht wenn sie von staatlicher Seite den nichts ahnenden Kindern in den Kopf gepflanzt wird, dass es keine Transsexualität gibt und dass es dementsprechend nicht normal ist so zu sein, was völlig falsch ist. Die Allianz versucht unsere Gesellschaft erneut zu spalten, wie sie es schon so oft getan hat. Dieses Verhalten ist ein Verbrechen an unser Gesellschaft. Die Allianz muss also gewalttätig werden, um allen Menschen der LGBTQIA* Community zu zeigen, was für ein Abschaum sie sind und wie wiedernatürlich ihre "Lebensweise" ist. Warum die Allianz und CDSU immer Leute ausgrenzen wollen werde ich nie verstehen. Und warum die reaktionäre Koalition unsere Lehrerinnen und Lehrer zu Berufslügnern machen will, verstehe ich auch nicht, aber ich werde mit jeder Lehrkraft solidarisch sein, die sich gegen dieses Verbot der Verbotspartei Nr. 1 wendet. Mir ist es nämlich nicht egal, wenn bestimmte Berufsgruppen zensiert werden. Seit den 1970er Jahren kämpfen wir in Deutschland für eine tolerantere und liberaler Gesellschaft und diesen Kampf werden wir fortsetzen, wir werden uns mit allen Mitteln gegen den Reaktionäre der Allianz verteidigen, denn wir glauben, dass die besseren Zeiten in der Zukunft liegen und nicht in der Vergangenheit, wie es die rückwärtsgewandte Allianz und CDSU uns so oft verkaufen wollen.


    Setzt sich zurück auf seinen Platz