Gedenkveranstaltung zum Jahrestag der Flutkatastrophe
Bundespräsident Leonhard Breitenberger hat am 14. Juli die im vergangenen Jahr von extremen Hochwassern betroffenen Gebiete besucht.
Am Vormittag besuchte er den Ort Schuld und tauschte sich dort mit dem Bürgermeister und Bewohner*innen aus. Er besuchte zahlreiche Häuser und deren Familie und besprach die aktuelle Situation ein Jahr danach, gemeinsam mit den Betroffenen. Am Nachmittag besuchte der Bundespräsident den Ort Dernau und dort das Weingut Meyer-Näkel. Er informierte sich auch dort über den aktuellen Stand beim Wiederaufbau.
Am frühen Abend fand in Euskirchen ein ökumenischer Gedenkgottesdienst statt. Dort hielt der Bundespräsident eine Ansprache:
ZitatAlles anzeigenHeute ist ein Tag des Innehaltens und der Trauer. Es ist ein Tag, an dem für Sie alle die Angst und das Grauen zurückkommen.
Es ist ein Tag, an dem der Schmerz wieder kaum zu ertragen ist. Mehr als 180 Menschen verloren in der Nacht des 14. Juli 2021 hier in Nordrhein-Westfalen und drüben in Rheinland-Pfalz ihr Leben.
Die furchtbare Zerstörung, die das Wasser zurückließ, sie ist bis heute sichtbar, und es wird vermutlich noch Jahre dauern, bis sie ganz beseitigt ist. Sichtbar ist aber auch, was Sie geleistet haben im vergangenen Jahr, und davor habe ich enormen Respekt. Ich möchte Ihnen allen hier in dieser Kirche und allen Menschen, die von dieser schlimmsten Hochwasserkatastrophe seit Jahrzehnten heimgesucht wurden , heute zutiefst danken.
Ich danke Ihnen für Ihre Kraft, Ihren Einsatz, Ihre Solidarität. Ich danke auch allen professionellen und freiwilligen Helfern, die in der Stunde der Not sofort aus allen Teilen Deutschlands angereist sind und den Menschen hier beigestanden haben und dies bis heute noch tun.
Ich habe heute aber auch oftmals die Enttäuschung gespürt und Unmut zu hören bekommen. Über die Dauer bestimmter Arbeit, die Ankunft von Hilfsgeldern und nicht zuletzt über das Warnsystem damals in der Nacht selbst.
Ich verstehe Ihre Enttäuschung und genau deshalb möchte ich Ihnen heute sagen: Sie sind nicht allein! Es gibt noch extrem viel zu tun und vieles muss nun auch wirklich getan werden und vieles muss den Betroffenen auch effektiv zugestanden werden, das ist die Pflicht des Staates! Die Schwachstellen in der Warnung und Kommunikation waren offenkundig und hier sage ich ganz offen: Wir müssen effizient unsere Warnsysteme ausbauen und warten, und jederzeit auf alle Eventualitäten vorbereitet sein. Ich appellier daher inständig, in diesem Bereich Modernisierungsmaßnahmen und Verbesserungen schnell aufzunehmen und da erwarte ich als Bundespräsident einen Ruck, zum Schutz aller Menschen in unserem Lande!
Solche extremen Wetterlagen, auch das wissen wir, werden in Zukunft mit großer Wahrscheinlichkeit immer wieder eintreten, das ist eine Folge des globalen Klimawandels. Wir müssen jede, aber auch wirklich jede Anstrengung unternehmen, um die Folgen des Klimawandels zu bekämpfen, und wir müssen viel umfassender Vorsorge treffen, um unseren Kindern und Enkeln einen lebenswerten Planeten zu hinterlassen
Ich trauere hier mit Ihnen und werde Sie auch weiterhin nicht alleine lassen!
Wir stehen zusammen.