Besuch des Bundespräsidenten im Klinikum Links der Weser in Bremen und Videobotschaft zum Thema Organspende



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    Besuch des Bundespräsidenten im Klinikum Links der Weser in Bremen und Videobotschaft zum Thema Organspende


    Am heutigen Montag reiste Bundespräsident Brandstätter nach Bremen. Nach einem gemeinsamen Mittagessen mit dem Bürgermeister und Präsidenten des Senats Andreas Bovenschulte besuchte der Bundespräsident das Klinikum Links der Weser. Im Klinikum, das auf die Behandlung von Patientinnen und Patienten mit Herzerkrankungen spezialisiert ist, führte Brandstätter Gespräche mit führenden Ärzten, etwa den Chefarzt der Abteilung Herzchirurgie, Prof. Dr. Jens Garbade, aber auch mit dem Pflegepersonal. In den Gesprächen schilderten die Angestellten dem Bundespräsidenten die Herausforderung bei der Betreuung von Herzpatientinnen und -patienten, insbesondere in Pandemiezeiten. „Patienten mit kardialen Vorerkrankungen zählen absolut zur COVID-Risikogruppe. Eine COVID-19-Erkrankung geht oftmals mit einem schweren akuten Atemwegssyndrom einher. Dieses stellt eine große Zusatzbelastung für das Herz dar. Dazu kann das Sars-Cov-2-Virus auch das Herz direkt angreifen und zu einer Myokarditis, also einer Herzmuskelentzündung führen. Entsprechend ist auch unsere Expertise im Bereich der Kardiologie zurzeit viel gefragt“, so ein Angestellter zu Bundespräsident Brandstätter. Gleichzeitig sprach Brandstätter in einer auf Social-Media verbreiteten Videobotschaft über das Thema Organspenden:


    „Das Thema Organspende prägt den allgemeinen öffentlichen und politischen Diskurs immer wieder. Im Privaten jedoch wird das Thema nicht gerne angesprochen. Die Thematik ist schließlich auch eine sehr persönliche und intime. Der Tod, das Sterben, das sind in unserer Gesellschaft oftmals Tabuthemen. Niemand spricht gerne über den Tod, vor allem nicht über den eigenen. Wir wissen alle, früher oder später werden auch wir sterben. Keiner weiß wann, keiner weiß wie, aber jeder weiß, dass es passieren wird. Dennoch ist der Gedanke an den Tod einer, den man gerne meidet. Solange man lebt, beschäftigt man sich lieber mit dem Leben. Doch insbesondere das Thema Organspende ist eine ganz spezielle Schnittstelle zwischen Leben und Tod. Durch den eigenen Tod kann man durch eine Organspende unter Umständen das Leben anderer Menschen retten, oder zumindest deutlich verbessern.


    In Deutschland warten rund 9.000 Menschen Tag für Tag auf die Nachricht, ein Spenderorgan zu bekommen. Viele von ihnen versterben, wenn das benötigte Organ nicht rechtzeitig zur Verfügung steht. Ansatzweise gleichwertige Alternativen zu einer Organspende kennt die moderne Medizin bislang nicht. Entsprechend begehrt sind die zur Verfügung stehenden Organe – und das sind nicht viele. Das liegt zunächst daran, dass spezielle Voraussetzungen erfüllt sein müssen, dass eine Organspende überhaupt infrage kommt, welche mir Prof. Garbade heute noch einmal ausführlich erklärt hat. Diese Voraussetzung ist: Der Spender oder die Spenderin müssen hirntot sein. Gemeint ist damit ein Zustand, bei dem das Hirn durch das weiträumige Absterben von Nervenzellen irreversibel geschädigt ist und keinerlei Aktivität mehr zeigt. Die Kreislaufaktivität des Patienten oder der Patientin ist zwar weiter vorhanden, die Atmung muss jedoch künstlich aufrechterhalten werden. Der Hirntod ist ein sicheres Todeszeichen – es gibt bei der Feststellung dieses Zustandes keinen Weg mehr zurück in das Leben. Während die moderne Medizin bei Herzstillständen durch Herzdruckmassage und Defibrillator einen Weg kennt, einen eigentlich Toten wieder ins Leben zurück zu holen, gibt es einen solchen Weg bei festgestelltem Hirntod nicht. Entsprechend hängt das Leben eines hirntoten Menschen an den Maschinen, die seine Atmung künstlich sicherstellen. Wird die Maschine ausgeschaltet, so verstirbt der Patient in kurzer Zeit. Ursachen für den Hirntod sind etwa Hirnblutungen, aber auch Hirnschäden durch Durchblutungs- oder Sauerstoffmangel, Schädel-Hirn-Verletzungen und Hirninfarkte zählen zu den häufigeren Ursachen eines Hirntods. Nur wenn diese spezielle Zustand des Hirntods erreicht wird, kommt eine Organspende überhaupt infrage. Der Patient ist dann tot, obwohl sein Herz noch schlägt und seine Organe noch mit Blut versorgt werden. Aber es gibt kein zurück mehr, keinen Weg zurück ins Leben. Ist ein solcher Patient dann auch Organspender, dann werden - nach unabhängiger Feststellung des Hirntods durch zwei Neurologinnen oder Neurologen durch diverse einschlägige Tests - die Organe in einer regulären Operation entnommen und dann den glücklichen Empfängerinnen und Empfängern möglichst schnell eingesetzt. Sie können sich deshalb wohl vorstellen, dass entsprechend viele Organspenderinnen und Organspender bei ihrem Tod gar nicht infrage kommen für eine Spende.


    Gemäß einer 2020 erhobenen Befragung haben über 80 % der Deutschen eine grundsätzlich positive Einstellung gegenüber der Organspende. Dennoch sind nicht einmal 40 % der Deutschen in Besitz eines Organspendeausweises. Man beschäftigt sich mitten im Leben eben nicht gerne mit dem eigenen Tod. Auch als Gesprächsthema ist die Organspende oftmals ein Tabu. Dabei ist dieses Thema so wichtig. Die Organspende ist auch ein Ausdruck, ist der ultimative Ausdruck der Solidarität mit der Gesellschaft. Die Organspende rettet Leben – und wer weiß schon, wann er vielleicht selbst eine Organspende benötigen würde? Man wäre dann auch selbst froh, wenn es ausreichend willige Spenderinnen und Spender gäbe. Dennoch möchte ich an dieser Stelle keine und keinen dazu drängen, sich einen Organspendeausweis zuzulegen - ich möchte eine Empfehlung aussprechen. Es bleibt Ihre ganz persönliche Entscheidung und Sie sind der Gesellschaft keinerlei Rechenschaft darüber schuldig, warum Sie Ihre Organe nicht spenden möchten. Dieses Thema ist wie gesagt privat und intim und es gilt hier, die Entscheidung der Personen kommentarlos zu akzeptieren. Jeder hat das Recht dazu, selbst zu entscheiden, was mit seinem Körper nach dem Tod passieren soll. Eine Ausrede, die ich an dieser Stelle aber nicht zählen lassen will, ist jene der zu hohen bürokratischen Hürde. Jede und jeder kann online ganz einfach einen Organspendeausweis beantragen und bestellen oder sogar zu Hause selbst ausdrucken. Das unter dem Video verlinkte Online-Ansuchen kostet Sie nur wenige Minuten – aber Sie können damit unter Umständen sogar mehrere Menschenleben retten. Auch Prof. Garbade hat mir heute im gemeinsamen Gespräch noch einmal klar gemacht, dass das Thema Organspende in Deutschland kein Tabu-Thema bleiben darf. Warum auch? Menschenleben retten ist kein Tabu."


    Am Abend reiste der Bundespräsident zurück per Zug nach Berlin.



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